REUTLINGEN. Immer mehr Marktgänger legen Wert auf Regionalität. Hat sich doch inzwischen herumgesprochen, dass weite Warenwege weder der Umwelt noch der Produktqualität dienlich sind – zumal bei Erzeugnissen wie Obst und Gemüse, die oft genug in unreifem Zustand geerntet werden, ehe sie ihre Reise aus Spanien, Italien und der Türkei oder sogar aus dem nichteuropäischen Ausland nach Reutlingen antreten.
Natürlich kommen Beschicker mit sehr breiter Angebotspalette nicht umhin, zuweilen auch Erzeugnisse von auswärts zuzukaufen. Etwa weil manche – vor allem exotische – Früchte in heimischer Erde und unter heimischen Klimabedingungen schlichtweg nicht gedeihen. Gleichwohl ist beim Freiluftverkauf auf dem Reutlinger Marktplatz das Label »Made in der Region« auf beiden Seiten der Verkaufstheken ein wichtiger Faktor.
Aus eigenem Anbau
Wer weiter denkt, kauft näher ein – diese Devise ist beim Gros der Kunden und Beschicker mittlerweile fest im Bewusstsein verankert. So auch bei Martin Frech aus Sickenhausen, der – wann immer möglich – Erzeugnisse aus eigenem oder zumindest aus deutschem Anbau feilbietet. Wobei der Agrar-Ingenieur aktuell dabei ist, den Anteil selbst erzeugter Vitaminspender in seinem Sortiment zu vergrößern. Waren es bis vor Kurzem neben Stein- und Kernobst lediglich Kartoffeln und Zwiebeln, die er aus Sickenhausen in den Verkauf brachte, sind an seinem Stand neuerdings auch eigenhändig kultivierte Zucchini, Kohlrabis, Hokaido-Kürbisse und Blattsalate zu haben. Sogar Fenchel gibt es. Allerdings bloß in homöopathischer Menge. Denn die Premieren-Ernte auf dem Obsthof Frech ist ziemlich mager ausgefallen.
»Der Fenchel hat definitiv zu wenig Wasser abbekommen. Anfängerfehler!«, erklärt der verheiratete Vater zweier Kinder und spricht davon, dass »man manchmal halt Lehrgeld zahlen muss«. Dafür sind Kohlrabi und Kürbisse umso prächtiger gediehen. Was ermutigend ist – für einen Mann, der mit Gemüseanbau bislang herzlich wenig am Hut hatte.
DAS REZEPT
Schichtdessert mit Weintrauben
Zutaten für 6 Portionen: 1 kg kernlose Weintrauben/Sultanas 250 g Quark 250 g Mascarpone 250 g Schlagsahne 2 Packungen American Cookies 1 Pck. Vanillinzucker 100 g Zucker Zubereitung: Die Sahne steif schlagen, aus Quark, Mascarpone und Zucker eine Creme zubereiten und mit der Schlagsahne verrühren. Die American Cookies zerbröseln. In eine große Schüssel die Hälfte der Weintrauben geben, darüber die Hälfte der Creme verteilen, darauf die Hälfte der zerbröselten Cookies, danach wird alles noch mal in gleicher Reihenfolge geschichtet. Tipp: Das Dessert vor dem Servieren noch etwas stehen lassen, damit sich die Creme verteilen kann.
Und zwar so lange, bis er das Market-Garden-Prinzip für sich entdeckte. Seither versucht Martin Frech, auf kleiner Fläche mit hoher Effizienz diverse Gemüsesorten zu kultivieren. »Stark verringerte Pflanzabstände und ein Mix mehrerer Kulturen auf einem Feld«, so der Agrar-Ingenieur, machen’s möglich und sind kennzeichnend für eine Produktionsmethode, die übrigens weit weniger innovativ ist, als ihr Name suggeriert. Wurde Market-Gardening doch schon im 19. Jahrhundert praktiziert – »unter anderem vor den Toren von Paris«.
Mehr Preisvergleiche
Doch zurück auf den Reutlinger Wochenmarkt, wo die Kundschaft an diesem Vormittag mehr tröpfelt als strömt. »Man merkt«, bestätigt Frech den Eindruck der Presse, »dass die Leute sparen«. Was sich in Kaufzurückhaltung äußert und darin, dass Kunden mehr denn je die Preise vergleichen. »Das ist richtig auffällig«, führt mitunter aber auch zu echten Aha-Erlebnissen; beispielsweise zur Erkenntnis, dass deutsche Ware auf dem Wochen- in aller Regel nicht teurer ist als im Supermarkt. »Oft sind wir sogar günstiger«, sagt Martin Frech und greift nach einer Steige.
Herbst-Special: Zwiebelkuchen
Ihr Inhalt: »Sultanas aus dem Remstal«, also kleine kernlose Weinbeeren, wie man sie gemeinhin aus türkischem und kalifornischem Anbau kennt. Dass sie auch unweit von Reutlingen an Rebstöcken wachsen – wer hätte das gedacht? Selbst für Frech war’s eine Überraschung, dass die süßen Tafeltrauben nicht zwangsläufig aus fernen oder noch ferneren Ländern importiert werden müssen.
Die frühe Ernte, die er momentan anbietet, »hat Charakter«. Noch sind die Früchtchen nämlich nicht babbsüß, sondern »haben eine dezente Säure«, die der Sickenhäuser geschmacklich zu schätzen weiß. Allerdings weniger als den Zwiebelkuchen seiner Frau, der für ihn kaum zu toppen ist … Wer ihn probieren möchte, hat hierzu auf dem Samstagsmarkt Gelegenheit. Denn als Herbst-Special bereichert Zwiebelkuchen das Frech’sche Sortiment vorübergehend um eine herzhafte Komponente. (GEA)
FRISCH VOM MARKT
Über den Wochenmarkt stromern, sich von Händlern und Produkten inspirieren lassen – und sich überlegen, was man daraus zaubern kann. Dazu soll diese GEA-Serie ermuntern. Sie erscheint in loser Folge. (GEA)