REUTLINGEN. Mal ruhen sie auf Dächern oder sitzen in Gruppen auf Feldern: Zurzeit ist in und um Reutlingen vermehrt das Vorkommen von Störchen zu beobachten. Was hat es damit auf sich? Laut Volker Weiß, NABU-Teamleiter Baden-Württemberg, sei das eigentlich ein normales Phänomen: Störche sammeln sich in Gruppen und ziehen gen Süden, denn »Herbstzeit ist Zugzeit«, so Weiß. Die baden-württembergischen Störche sind laut Weiß sogenannte »Westzieher« und werden voraussichtlich Richtung Frankreich und Spanien aufbrechen. Entweder verbringen sie dort den Winter oder setzten ihre Reise nach Afrika fort.
Dass sie es sich zurzeit auf Reutlinger Dächern und Feldern gemütlich machen, könnte laut Weiß verschiedene Gründe haben: Zum einen bieten Dächer den Störchen ausreichenden Schutz, um ungestört ruhen und schlafen zu können. In Stadtnähe finden sich nämlich wenige bis keine Feinde, die die Zugvögel von ihrem Platz scheuchen könnten: »Sie fühlen sich dort nicht nur sicher, sondern sind es auch«, so Weiß. Zum anderen müssen sich die Störche für ihre weite Reise stärken und finden vor allem auf nassfeuchten Feldern die nötige Nahrung.
Rainer Deschle, Diplom Biologie, hat eine weitere Vermutung: »Der Storchbestand in Baden-Württemberg hat über die Jahre deutlich zugenommen. Das könnte also auch einer der Gründe sein, warum so viele Störche gesichtet werden.« So gibt es unter anderem alleine in Zwiefalten zwei Storchen-Brutpaare, was laut Deschle eine Besonderheit darstellt.
Um genauere Rückschlüsse beispielsweise zur Herkunft der einzelnen Störche ziehen zu können, benötigen Storch-Experten die Ringnummer der Tiere. Wer eine Ringnummer ablichten konnte, ist gebeten, diese per E-Mail oder per Telefon unter 07732150120 an den NABU weiterzuleiten. (bin)