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Aktuell Engagement

Offene Jugendarbeit in Reutlingen trotz(t) der Corona-Krise

Pfingstwanderung vom letzten Jahr – ob auch in diesem Jahr sommerliche Wanderungen zusammen unternommen werden können, muss sich
Pfingstwanderung vom letzten Jahr – ob auch in diesem Jahr sommerliche Wanderungen zusammen unternommen werden können, muss sich noch zeigen. (Archivbild) Foto: Stadt Reutlingen
Pfingstwanderung vom letzten Jahr – ob auch in diesem Jahr sommerliche Wanderungen zusammen unternommen werden können, muss sich noch zeigen. (Archivbild)
Foto: Stadt Reutlingen

REUTLINGEN. Still ist es geworden um die bis vor kurzem noch so belebten Jugendhäuser und -treffs in und um Reutlingen. Die Plätze sind leer, die Türen zu und mit Zetteln versehen, die Online-Kontakt anbieten, aber eine langfristige Perspektive vermissen lassen. Mit der Schließung der Jugendhäuser und -treffs stellt Covid-19 die Offene Jugendarbeit in Reutlingen (OJA) vor bisher nie dagewesene Herausforderungen: Welche Angebote können platziert werden? Wo können die Jugendlichen hin? Auf welche Art kann Beziehungsarbeit trotz den momentanen Einschränkungen stattfinden? Wie gelingt es, einen unterstützenden und attraktiven Kontakt zu den Jugendlichen aufrechtzuerhalten und zu pflegen?

Um sich der momentanen Situation anzupassen und für ihre Jugendlichen erreichbar zu bleiben, haben sich die Mitarbeiter/innen einer Stärke bedient, die die Offene Jugendarbeit in Reutlingen im Kern auszeichnet: Ihre pädagogische Fachlichkeit und Vielseitigkeit. Alternative Kommunikationsformen mussten gefunden, Möglichkeiten erarbeitet sowie schnell und verfügbar umgesetzt werden, um der Jugend, deren Sozialleben weitestgehend reduziert wurde, die nötige Aufmerksamkeit zu widmen und eine Begleitung zu gewährleisten, die gerade jetzt besonders wichtig ist. Hierzu wurde ein Social-Media-Netzwerk aufgebaut, das sich an der Mediennutzung der Jugendlichen orientiert. Via Instagram, Youtube, Discord, Skype und weiteren Plattformen informieren die Mitarbeiter*innen über den aktuellen Stand der Dinge, platzieren Angebote und Inhalte, führen online Gespräche und Gruppenchats, erstellen Votings und Umfragen. Mit Challenges, gemeinsamen Spielen und Videoprojekten laden sie ihre Besucher/innen zum Mitmachen ein.

Darüber hinaus haben sie Wege gefunden, den Onlinekontakt mit Aktivitäten im Freien zu kombinieren und Begegnungen innerhalb der aktuellen Einschränkungen zu ermöglichen: In Ohmenhausen wurde beispielsweise eine wöchentliche Schnitzeljagd etabliert, bei der die Jugendlichen im Heimatort anhand von Videos und versteckten Hinweisen auf Schatzsuche gehen. Ist der Schatz gefunden, schießen sie ein Foto von sich mit dem Schatz, um einen kleinen Preis zu erhalten. Diesen können sie am Treff abholen, zusätzlich haben sie vor Ort die Möglichkeit, mit den Mitarbeiter/innen Gespräche zu führen und sich untereinander auszutauschen.

Die OJA freut sich sehr darüber, dass Angebote wie dieses auf Begeisterung und rege Beteiligung bei unseren Besucher/innen stößt, gleichzeitig wird das große Bedürfnis nach Gemeinschaft, Nähe und Austausch sowie der Wunsch nach Fortführung unserer Jugendeinrichtungen sowohl im Onlinekontakt, als auch bei diesen Treffen erlebbar: »Das schlimmste an Corona ist eigentlich, dass der Treff nicht mehr offen ist«, so eine von vielen Besucherstimmen, die sich zu den momentanen Ereignissen äußert. Die aktuellen Leistungen innerhalb der momentanen Möglichkeiten stellen kein langfristigen Ersatz für persönliche Beziehungsarbeit dar, auch nicht für die Möglichkeit, alte Freunde zu treffen und neue kennenzulernen, Gespräche von Angesicht zu Angesicht zu führen - dort, wo sich unsere Besucher*innen geborgen und zuhause fühlen. Ein Ort, den sie mitgestalten und durch ihr Wirken, ihre Ideen und ihre Aktivität zum Leben erwecken. Daher arbeitet die OJA parallel zu ihrer Kontaktpflege mit Hochdruck an Konzepten, die eine baldige Öffnung der Jugendhäuser und -treffs ermöglichen soll, um der Jugend erneut einen zuverlässigen, sicheren Hafen für ihre Interessen und Bedürfnisse zu bieten.

Die größte Hürde und der wichtigste Auftrag wird hierbei die räumliche und organisatorische Gestaltung eines geregelten Betriebes darstellen, der einerseits die gesundheitlichen Voraussetzungen einer unbedenklichen Weiterführung der Arbeit in den Häusern erfüllt, andererseits wieder den Begegnungsraum mit und für Jugendliche zulässt, der von zuverlässiger Begleitung, Nähe und erlebbarer Verbindlichkeit geprägt ist, denn: Echte Beziehungsarbeit ist persönlich und braucht echte Begegnung! (pm)