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Aktuell Sanierung

Oberamteistraße Reutlingen: Bauliches Dokument bürgerlichen Wohnens

Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck sieht die Sanierung der Oberamteistraßenhäuserals »unsere Pflicht und Schuldigkeit«.

Das passiert im ersten Bauabschnitt:    Stabilisierung Baugrund, Fundamente und Kellerwände, Bodenplatte Eckgebäude;    Sanierun
Das passiert im ersten Bauabschnitt:    Stabilisierung Baugrund, Fundamente und Kellerwände, Bodenplatte Eckgebäude;    Sanierung Außenwand, Innenwände und Decken Gebäude 30/32;    Neuer Dachstuhl;    Stützbock und Holztragwerk mit Glasfassade, Eckgebäude. GRAFIK: WULF/STADT Foto: nicht angegeben
Das passiert im ersten Bauabschnitt:    Stabilisierung Baugrund, Fundamente und Kellerwände, Bodenplatte Eckgebäude;    Sanierung Außenwand, Innenwände und Decken Gebäude 30/32;    Neuer Dachstuhl;    Stützbock und Holztragwerk mit Glasfassade, Eckgebäude. GRAFIK: WULF/STADT
Foto: nicht angegeben

REUTLINGEN. »Es ist buchstäblich fünf vor zwölf«, machte Oberbürgermeister Thomas Keck in einer Pressekonferenz gestern Vormittag die Dringlichkeit der statischen Sicherung der Oberamteistraßenhäuser deutlich, über die der Gemeinderat am Abend zu entscheiden hatte (siehe oben). Der Zahn der Zeit nage unersättlich an dem historischen Häuserensemble und es sei »unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit«, das Wenige, das in Reutlingen aus früheren Epochen erhalten sei, zu bewahren. Nur konsequent, dass Keck dann abends im Gemeinderat meinte, es sei sogar nur »eine Minute vor zwölf«.

Die Häuserreihe Oberamteistraße 28 bis 32 gehört laut einer Pressemitteilung des Reutlinger Geschichtsvereins zu den wenigen Zeugen der Reichsstadtzeit, die vom Stadtbrand von 1726 nicht zerstört wurden. »Damit liegt uns ein bauliches Dokument bürgerlichen Wohnens vor, dessen erste bauliche Teile aus dem hohen Mittelalter stammen und das die weiteren erhaltenen Gebäude der reichsstädtischen Zeit der Stadt ergänzt.«

Das vorliegende Konzept, nämlich die Häuser selbst als Museumsexponat in Szene zu setzen, sei »einzigartig«, sagte OB Keck. Er sei überzeugt davon, dass es nach der Fertigstellung zum Anziehungspunkt für Bürger und Gäste werde, »weit über die Stadtgrenzen hinaus«. Baubürgermeisterin Ulrike Hotz erinnerte daran, dass die Sanierung der Oberamteistraßenhäuser bereits 1987 im Grundsatz beschlossen, aber dann nicht realisiert worden sei. Wenn kritisiert werde, dass der stützende Eckneubau leer und ohne Funktion sei, sei das zu kurz gegriffen. Das »gläserne Haus« ermögliche die barrierefreie Erschließung der Museumshäuser, die in den engen, verwinkelten Gebäuden sonst nicht möglich wäre. Außerdem werde der aus dem frühen 14. Jahrhundert stammende Keller des abgerissenen Vorgängerbaus geschützt und erschlossen, die Unterbringung der Haustechnik im Eckgebäude ermögliche es, die Eingriffe in die historische Bausubstanz zu minimieren.

Der Projektleiter der Stuttgarter Wulf Architekten, Stephan Burger, erläuterte, dass man von zwei unterschiedlichen Musterfassaden jene weiterentwickelt habe, bei der die Glasbiberschwänze einzeln in eine Holzlattenkonstruktion eingehängt werden.

Die filigranere »Hightechvariante« aus aufgehängten Glasziegelbalken habe sich als zu teuer erwiesen »und passt auch nicht zur Einfachheit des Projekts«. Man habe eine »klassische Handwerkstechnik« weiterentwickelt, die es seit Jahrhunderten gebe, konstatierte auch Baubürgermeisterin Ulrike Hotz. (GEA)