REUTLINGEN-BETZINGEN. Drei Monate lang saßen Sejla Abdagic und Jens Coers mutterseelenallein im sonst so lebhaften Betzinger Jugendtreff Style: Wegen der Corona-Beschränkungen mussten Besucher draußen bleiben. Seit Mitte Juni ist der Treff wieder geöffnet, aber die gewohnten Angebote sind noch immer nicht möglich, berichteten die beiden Sozialpädagogen in der jüngsten Sitzung des Betzinger Ortschaftsrates. Immerhin macht die Aufhübschung des Cafés, mit der vor Corona begonnen wurde, Fortschritte. Schon während der dreimonatigen Zwangspause machten sich Sejla Abdagic und Jens Coers selbst ans Werk, lasierten Decke und Wände des Cafébereichs, kümmerten sich um neues Mobiliar.
»Die Feinheiten kommen noch«, so Sejla Abdagic. Die beiden nutzten die Zeit zudem für Büroarbeiten. Vor allem aber versuchten sie, mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben – per Telefon, Chat, Instagram oder andere soziale Medien. Etwa 15 bis 18 Jugendliche seien so erreicht worden – alles Besucher, zu denen die Sozialarbeiter schon vorher gute Beziehungen hatten. Die Jugendlichen hätten mehr als vorher das Gespräch gesucht, so Coers. »Durch Corona konnten sie kaum raus, deshalb gab es mehr Bedarf, sich auszutauschen.«
Nach den Corona-Lockerungen konnten Sejla Abdagic und Jens Coers Mitte Juni mit einem »Probebetrieb« starten. »Wir sind einfach da, aber machen kein Angebot wie etwa gemeinsames Kochen«, so Sejla Abdagic. Froh waren die beiden über die neue Coronaverordnung vom Juli, die Gruppen von 20 Personen erlaubt. Am eingeschränkten Betrieb ändert das nicht viel: Dienstags, mittwochs und freitags können von 16 bis 17.30 Uhr die jüngeren Besucher kommen, dann wird eine halbe Stunde lang desinfiziert, gelüftet, gereinigt und ab 18 Uhr sind dann die Älteren dran.
»Wir sind dabei, wieder im Alltag anzukommen«
»Wir sind dabei, wieder im Alltag anzukommen«, beschrieb Sejla Abdagic die Situation, die noch immer weit von Normalität entfernt ist. »Es kommt erst die Hälfte der Besucher, wir müssen den Betrieb wieder hochfahren«, so Jens Coers. Allerdings müssen die beiden den Treff schon bald wieder dicht machen. Vom 10. bis 22. August sind die üblichen Ferienschließzeiten, jetzt kommen noch zwei Wochen dazu: Sejla Abdagic und Jens Coers werden von der Stadt vom 31. August bis 12. September bei der »Stadtranderholung am BZN«, die als Alternative zur Spielstadt Burzelbach angeboten wird, eingesetzt.
»Wir müssen den Betrieb wieder hochfahren«
Weil es coronabedingt feste Gruppen geben soll, braucht’s mehr Personal. Dass die beiden Sozialarbeiter so lange und just in der Phase der Wiederaufnahme des normalen Betriebs schließen müssen, fand die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Dagmar Krause bedauerlich. »Ausgerechnet nach der langen Corona-Schließzeit vier Wochen zu – das ist ein schlechtes Ergebnis für Betzingen.«
Nichts ändern wird sich an den Jahreszielen des Style, erklärte Jens Coers. Die heißen neben der Umgestaltung des Café- bereichs mithilfe der Jugendlichen Partizipation und Motivation, um die Besucher stärker an »ihren« Treff zu binden. Die geplante Testphase mit einer zweiten Gruppe, die sich ehrenamtlich im selbst verwalteten Bereich engagieren möchte, wurde verschobern und soll erst nach den Sommerferien anlaufen. (GEA)