Logo
Aktuell Kommunalpolitik

Nach Tod von Ulrich Lukaszewitz: Trauer und Bewunderung in allen Lagern

In die Trauer um Ulrich Lukaszewitz mischen sich Bewunderung und so manche Anekdote.

»Ein Charmeur«: Ulrich Lukaszewitz, als er von Barbara Bosch die Ehrennadel des Städtetags verliehen bekam. FOTO: NIETHAMMER
»Ein Charmeur«: Ulrich Lukaszewitz, als er von Barbara Bosch die Ehrennadel des Städtetags verliehen bekam. FOTO: NIETHAMMER
»Ein Charmeur«: Ulrich Lukaszewitz, als er von Barbara Bosch die Ehrennadel des Städtetags verliehen bekam. FOTO: NIETHAMMER

REUTLINGEN. Die Nachricht vom Tod von Ulrich Lukaszewitz löste gestern in allen politischen Lagern Bestürzung und Trauer aus. Für Helmut Treutlein, SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, ist mit Lukaszewitz ein wort- und stimmgewaltiger Streiter für die gerechte Sache gegangen. "Er sprühte noch voller Optimismus, als ich vor 14 Tagen mit ihm telefoniert und ein Interview vereinbart habe, sagte Treutlein gestern. Luka sei ein Politiker aus Leidenschaft gewesen – mit kritischem Geist, kämpferisch und mit viel persönlicher Beteiligung, stets auf der Suche nach dem besten Weg.

Der Verstorbene wird quer durch alle politischen Lager gelobt. »Frankophiles Auftreten, mit rotem Schal, die Zeitung unter den Arm geklemmt, einen Apfel in der Hand – so trat er häufig in den Sitzungssaal«, erinnert sich

Gabriele Janz von den Grünen. Er sei derjenige gewesen, der immer wieder den großen Bogen spannte. Sein Mahnen zur Bedeutung der Kunst, vor allem der im öffentlichen Raum, werde ihr als Hinweis und Ansporn im Ohr bleiben.

 Große kommunalpolitische Kompetenz bescheinigt ihm Gabriele Gaiser von der CDU. »Ulrich Lukaszewitz war für uns immer ein überzeugter Sozialdemokrat mit Sachverstand und beeindruckender Rhetoriker, ein leidenschaftlicher Politiker«. Bei seinen wortgewaltigen Redebeiträgen sei es immer ruhig in den Gremien gewesen, die Menschen hätten ihm zugehört. In Erinnerung bleiben Gaiser seine charmante und freundschaftliche Art. »Er war ein künstlerischer Mensch, der viele Spuren in Reutlingen hinterlässt.«

Jürgen Fuchs von den Freien Wählern nennt ihn einen Vollblut-Kommunalpolitiker, bei dem soziale Gerechtigkeit, Völkerverständigung insbesondere mit Frankreich und die Bewahrung sowie Stärkung unserer Demokratie gegen extremistische Umtriebe oberstes Ziel war. »Ich habe mich gerne mit ihm in politischen Debatten auseinandergesetzt, was nicht immer leicht war, aber hin und wieder mit einem Augenzwinkern endete.«

Jürgen Straub von der WiR-Fraktion sieht in Lukaszewitz einen großen Sozialdemokraten, der in 50 Jahren als Stadtrat wie kein Zweiter eine prägende Figur der Politik Reutlingens war.

Rüdiger Weckmann von den Linken schätzte sein großes Engagement für die Kunst und gegen den Rechtspopulismus. Aber auch aus anderen Bereichen kommen Lob und Anerkennung. Jocelyne Renz von der Deutsch-Französischen Gesellschaft, deren Vorsitzender Lukaszewitz von 1961 bis 1987 war, erinnert sich an seinen großen persönlichen Einsatz für die Völkerverständigung.

Und Thomas Becker, bei der Reutlinger Volkshochschule Leiter der Jugendkunstschule und »dekart«, sah in Lukaszewitz eine feste Größe der städtischen Kunstszene – mit überregionaler und internationaler Ausstrahlung. »Seine abstrahierende und abstrakte, meist expressive oder gar eruptive, oft schichtige Malweise war unverwechselbar.« Auch als glühender Verfechter von Kunst im sozialen und öffentlichen Raum bleibe er unvergessen, sagt Becker. (GEA)