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Mieten in Reutlingen gestiegen, Kaufpreise gefallen

City-Report Reutlingen: Durch die Krise in der Baubranche erhöht sich der Druck auf den Mietmarkt

Der Anteil der Ferienwohnungen in Reutlingen ist verschwindend klein. FOTO: DPA
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REUTLINGEN. »Der Reutlinger Wohnimmobilienmarkt kennzeichnete sich im Frühjahr 2024 weiterhin durch eine spürbare Zurückhaltung seitens der Kaufinteressenten. Gerade für ältere Objekte mit schlechten energetischen Kennzahlen sowie für Neubauten, die angesichts der hohen Baukosten noch immer sehr hohe Kaufpreise aufweisen, finden sich nur schwerlich Abnehmer«, so Professor Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, anlässlich der Veröffentlichung des neuen City-Reports Reutlingen, der die Marktentwicklung auf dem Wohnimmobilienmarkt der Stadt analysiert und Auskunft über das aktuelle Kauf- und Mietpreisniveau gibt. »Im Mietsegment ist hingegen ein deutlicher Nachfrageüberhang zu beobachten, der sich durch die Krise in der Baubranche weiter verschärfen könnte.«

Erheblicher Sanierungsstau

Am lokalen Kaufmarkt lag das Angebot im Frühjahr 2024 spürbar höher als noch vor einem Jahr – viele der offerierten Objekte wiesen jedoch einen erheblichen Sanierungsstau auf. Insbesondere gefragt sind derzeit neuere Einfamilienhäuser und Zwei- bis Dreizimmerwohnungen aus dem Bestand, die gute energetische Kennwerte aufweisen. Die Kaufinteressenten sind in der Regel sehr eigenkapitalstark. Im Neubausegment sind Angebot und Nachfrage gleichermaßen sehr schwach.

Im Frühjahr 2024 kosteten Eigentumswohnungen aus dem Bestand in Reutlingen im Schnitt 3.080 Euro pro Quadratmeter, neu errichtete Objekte lagen deutlich höher bei 4.810 Euro pro Quadratmeter. Während Bestandsobjekte gegenüber Frühjahr 2023 mit -4,6 Prozent nach unten zeigten, lag der Preisnachlass im Neubau angesichts der hohen Baukosten lediglich bei -1,4 Prozent.

Ebenso entwickelten sich Kaufpreise für Häuser aus dem Bestand im Jahresvergleich seit Frühjahr 2023 erheblich nach unten. Für frei stehende Einfamilienhäuser mussten Käufer im Frühjahr 2024 im Schnitt 503.000 Euro (-7,5 Prozent) aufbringen. Doppelhaushälften lagen bei 461.000 Euro (-7,6 Prozent), Reihenmittelhäuser bei 346.000 Euro (-7,2 Prozent).

»Am Reutlinger Mietmarkt trifft eine sehr hohe Nachfrage auf ein spürbar zu geringes Angebot, die Mieten zeigen tendenziell weiterhin nach oben«, erklärt Christoph Landgraf von Landgraf Immobilien in Reutlingen. »Gefragt sind Wohnungen aller Größen, insbesondere auch barrierefreier Wohnraum sowie Wohnungen für Geflüchtete.« Die Neuvertragsmieten für Wohnungen lagen in Reutlingen im Frühjahr 2024 durchschnittlich bei 11,00 Euro pro Quadratmeter für Altbauobjekte, 11,40 Euro pro Quadratmeter für Bestandsobjekte und 14,00 Euro pro Quadratmeter für Neubauobjekte. Gegenüber Frühjahr 2023 betrugen die Preisanpassungen +2,8 Prozent im Altbau, +0,9 Prozent im Bestand und -0,7 Prozent im Neubau. In der Stadt gilt die Mietpreisbremse.

Immobilien-Nachfrage gedämpft

In der Betrachtung über die vergangenen fünf Jahre (Frühjahr 2019 zu Frühjahr 2024) nahm das Preisniveau in Reutlingen in allen untersuchten Marktsegmenten zu. Eigentumswohnungen/Bestand er-fuhren mit +20 Prozent die deutlichsten Zuwächse. Mit etwas Abstand folgen Mietwohnungen/Bestand und Baugrund für Einfamilienhäuser mit jeweils +11 Prozent, Baugrund für Mehrfamilienhäuser mit +6 Prozent sowie frei stehende Einfamilienhäuser/Bestand mit +3 Prozent.

Nachdem die Baugrund- sowie Kaufpreise meist im Frühjahr beziehungsweise Herbst 2022 ihr höchstes Niveau erreichten, kam es in der Folgezeit angesichts eines sich geänderten Marktumfelds zu teils deutlichen Abschlägen. Fazit: Seit der Zinswende stark gestiegene Finanzierungskosten und strenge Kreditvergabekriterien sowie auch Unsicherheiten angesichts der anhaltenden konjunkturellen Schwächephase dämpften die Nachfrage nach Immobilien zum Kauf auch im Frühjahr 2024. Mit einer ab Ende 2023 deutlich gesunkenen Inflationsrate sowie wieder nach unten zeigenden Zinsen für Wohnungsbaukredite könnte der Markt in den kommenden Monaten in einem verbesserten Finanzierungsumfeld neue Impulse erfahren.

Im Gegensatz hierzu ist der Mietmarkt in den Groß- und Mittelstädten in der Regel sehr angespannt. Ein seit Jahren wachsender Anteil an Einpersonenhaushalten, hohe Zuzugsraten sowie eigentliche Kaufinteressenten, die ins Mietsegment drängen, da sich ein Immobilienerwerb derzeit nicht finanzieren lässt, treiben die Nachfrage stetig nach oben. Auf der Angebotsseite entwickelt sich die Schaffung von neuem Wohnraum hingegen meist seit Langem deutlich unter dem Bedarf – die aktuelle Krise im Wohnungsbau mit vielerorts stark rückläufigen Genehmigungszahlen könnte den Mietwohnungsmangel in den kommenden Jahren erheblich verschärfen.

Die Werte beziehen sich, sofern nicht anders erwähnt, auf den guten Wohnwert beziehungsweise die gute Wohnlage und sind nicht inflationsbereinigt. (eg)