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Aktuell Tradition

»Linnen Hos’«-Schießen der Schützengilde Reutlingen: Bürgermeister Wintzen treffsicher

Reutlinger und Pfullinger traten beim »Linnen Hos’«-Schießen der Schützengilde Reutlingen 1290 an.

Präsentieren den Hauptpreis: (von links) Wolfram E. Mewes, Stefan Wörner, Roland Wintzen, Michael Dittmann.  FOTO: PRIVAT
Präsentieren den Hauptpreis: (von links) Wolfram E. Mewes, Stefan Wörner, Roland Wintzen, Michael Dittmann. FOTO: PRIVAT
Präsentieren den Hauptpreis: (von links) Wolfram E. Mewes, Stefan Wörner, Roland Wintzen, Michael Dittmann. FOTO: PRIVAT

REUTLINGEN. Nach einer Abstinenz von sechs Jahren konnte endlich wieder das Traditionsschießen um die »Linnen Hos’« durchgeführt werden. Der Ursprung dieses Schießens stammt aus dem frühen Mittelalter, bei dem sich die Bürger der Stadt regelmäßig zu Schießübungen trafen, um die Wehrfähigkeit der Stadt zu erhalten und zu fördern. Da dies im Sinne der freien Reichstadt war, wurden von dieser Preise ausgelobt. Der Hauptpreis war eine »Linnen Hos’«. Diese Hose muss sehr wertvoll gewesen sein, denn dieser Hauptpreis konnte nur von einem Reutlinger Schützen gewonnen werden und dies auch nur ein Mal pro Jahr. Ansonsten gab es ein »gut Stück«, also einen Geldpreis oder auch Sachpreise.

Am 11. Juli 1567 wurde der Pfullinger Hans Prendtlin erster Sieger des damaligen Schießens. Die »Linnen Hos’« bekam er aber nicht, da der Modus vorsah, dass nur ein Reutlinger die Hose gewinnen kann. Prendtlin protestierte und selbst der Rat der Stadt Reutlingen als oberstes Befehlsorgan der Stadtschützen befasste sich mit der Angelegenheit. Leider ohne Erfolg für Prendtlin. Die Statuten waren klar festgelegt.

Anlässlich der 475-Jahr-Feier der Schützengilde Pfullingen im Jahr 1997 überreichte die Schützengilde Reutlingen 1290 nachträglich die »Linnen Hos’«, um die Reutlinger Schuld ein für alle Mal zu begleichen. Der anwesende Pfullinger Bürgermeister Hess machte sofort den Vorschlag, dieses Schießen wieder aufleben zu lassen. Im November 2003 wurden deshalb Vorgespräche geführt, um Bewegung in die Sache zu bringen.

Da ein Vergleichskampf zwischen den beiden Schützengilden keinen Sinn macht, weil diese ohnehin laufend Wettkämpfe untereinander austragen, wurde ein besonderer Modus vereinbart. Den Wettkampf sollten die Städte Reutlingen und Pfullingen, vertreten durch Repräsentanten, untereinander austragen. Dabei dürfen außer den Oberschützenmeistern keine aktiven Schützen teilnehmen.

Zurück zur Gegenwart. Fast hätte Corona auf den letzten Metern noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Erst wurde Oberbürgermeister Thomas Keck angesteckt. Und auch der Ersatzschütze hatte sich infiziert. Die Nachricht erreichte die Organisatoren erst am Freitag vor dem Schießen.

Also war Feuer unter dem Dach. Und was macht man, wenn es brennt? Man ruft die Feuerwehr. Und wer meldete sich am Telefon? Der frühere Feuerwehrkommandant von Reutlingen, Harald Herrmann. Und auf den war schon früher Verlass. Nachdem er die Termine auf seinem Terminkalender neu geordnet hatte, stand er für Reutlingen als Schütze zur Verfügung.

Die Mannschaften traten in folgender Beteiligung an: In der Mannschaft Pfullingen Bürgermeister Stefan Wörner, Stadtrat Thomas Mürdter, die Stadträtinnen Meike Schmied und Christine Zössmayr, aus der Verwaltung Eva Werner, Cornelia Gekeler und Michael  Kopp. Außerdem Feuerwehrkommandant Volker Hecht.

Von den Vereinen traten an: der Vorsitzende des DRK Pfullingen Hubert Gulde, der Vorsitzende des Liederkranz Pfullingen Eugen Hilbertz, der Vorsitzende VfL Pfullingen Sven Schauenburg und Oberschützenmeister der Schützengilde Pfullingen Michael Dittmann.

Die Reutlinger Mannschaft bestand aus Bürgermeister Roland Wintzen, die Gemeinderäte Andreas Benz (CDU), Friedel Kehrer-Schreiber (FWV), Wolfgang Aichele (WiR-Fraktion). Von der Verwaltung war der Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Vermessung Stefan Dvorak dabei, die Leiterin des Kulturamts, Anke  Bächtiger, außerdem der Kommandant der Feuerwehr Michael Reitter sowie Harald Herrmann. Von den Vereinen waren Markus Wacker (Musikverein Sondelfingen), Andreas Keppler (TSG Reutlingen), Jens Hanke (DRK Reutlingen), Wolfram E. Mewes (Oberschützenmeister Schützengilde Reutlingen) vertreten.

Geschossen wurde in Zehntelwertung auf 50 Meter. Der beste Schuss ist damit eine 10,9. Abgegeben wurden sieben Schuss KK, davon kamen die fünf besten in die Wertung. Die siegreiche Mannschaft erhält als Wanderpokal die symbolische Linnen Hos.

Die besten Schützen beziehungsweise Schützinnen aus beiden Mannschaften waren: Roland Wintzen (50,1 Ringe), Michael Dittmann (50,0), Wolfram E. Mewes, (49,0), Christine Zössmayr, (48,8), Jens Hanke (48,5), Harald Hermann (48,2), Eugen Hilbertz (48,0), Andreas Benz (47,3), Markus Wacker (47,0) und Eva Werner, (46,7).

Platzierung ausgezirkelt

Außerdem wird eine Festscheibe ebenfalls mit dem KK-Gewehr beschossen und zwar stehend aufgelegt. Hier bekommt der beste Schütze tatsächlich eine Linnen Hos’. Diese wurde als Gutschein wie auch in den Vorjahren von einem Modehaus gestiftet. Da es für eine solch große Holzscheibe kein Teiler-Messgerät gibt, wurde die Platzierung ausgezirkelt, das heißt, mithilfe eines Zirkels der Abstand vom Mittelpunkt der Scheibe ermittelt. Dies ergab die folgenden Ergebnisse: 1. Platz Roland Wintzen, 2. Platz Michael Dittmann, 3. Platz Jens Hanke, 4. Platz Volker Hecht, 5. Platz Markus Wacker, 6. Platz Heike Schmied, 7. Platz Harald Herrmann, 8. Platz Anke Bächtiger, 9. Platz Thomas Mürdter, 10. Platz Wolfgang Aichele, 11. Platz Stefan Wörner.

Die Festscheibe wird nun ein Jahr lang im Reutlinger Rathaus ausgestellt und geht dann zurück zur Schützengilde Reutlingen. (v)