REUTLINGEN. Das terrakottafarbene Haus auf dem Gerster-Areal, direkt neben dem Parkhaus Lederstraße, ist abgerissen. Das etwa 1890 erbaute Haus und die dahinter liegende Werkstatt an der Echaz weichen einem Arbeits- und Wohnkomplex.
Auf diesem Areal stand bis 2014 das letzte in Reutlingen verbliebene Gerberhaus, direkt am Echazkanal (der GEA berichtete). Das Häuschen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte dem Lederfabrikanten Gottlob Schauwerker. Der für das Gerben, die Behandlung der Tierhäute mit chemischen Stoffen, viel Wasser brauchte.
Der dreigeschossige Putzbau mit Fachwerk und Holzgalerie war pittoresk, aber dermaßen baufällig, dass das Landesamt für Denkmalpflege entschied, dass »die Erhaltung des Gebäudes in Bezug auf die Integrität und Originalität der Substanz nicht mehr möglich ist«. Ansonsten wäre dieses Kleinod heute unter Denkmalschutz und es könnte kein neuer Wohnkomplex entstehen.
Die Familie des ehemaligen Besitzers hatte das Areal in den 60er-Jahren als Ausgleich für ein anderes Grundstück von der Stadt bekommen. Schon damals war das Gerberhaus in schlechtem Zustand. Die Sanierung hätte eine halbe Million Euro gekostet. Geld, das der Besitzer damals nicht hatte. Das Gerberhäuschen geriet in einen solch maroden Zustand, dass man es bereits 2013 nicht mehr betreten konnte.
Auf dem 1 830 Quadratmeter großen Grundstück baut die Exklusiv Wohnwert GmbH nun vier Büroeinheiten und eine Gewerbeeinheit, berichtete der Vertriebsleiter des Bauprojekts, Maik Baumann. Außerdem entstehen 22 Eigentumswohnungen. Die Wohnungen werden eine Größe von 27 bis 160 Quadratmeter und einen Balkon oder Terrasse haben, sagte Baumann.
Bereits Ende 2016 wurde das Areal verkauft. Das Genehmigungsverfahren habe länger gedauert, da der Standort als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen ist und verschiedene Gutachten erstellt wurden, berichtete er. Der Wohn- und Arbeitskomplex soll laut Baumann bis 2020 fertig sein. Die Vermarktung läuft bereits. (mnk)