REUTLINGEN. Dem »klassischen abstrakten Expressionismus« schreibt Ulrich Lukaszewitz die Vorlage für das 66 Quadratmeter große Kunstwerk zu, das nun an der Fassade eines am Freitagspätnachmittag eröffneten Business-Apartmenthauses in der Rommelsbacher Straße 20 prangt. Es sei schon mutig, meinte der Künstler und langjährige Kommunalpolitiker vor der feierlichen Enthüllung, dass ihm die Krams Projektentwicklungs-GmbH, die für den Neubau verantwortlich zeichnet, dieses »Alleinstellungsmerkmal genehmigt hat«.
Das Unternehmen habe in »vorbildlicher Weise Wohnungsbau und die Kunst am Bau zueinandergebracht«, freute sich »Luka« über das zusätzliche Engagement, »fern von Überlegungen zur Gewinnoptimierung«. Eingebettet in ein einmal mehr flammendes Plädoyer für »Kunst im öffentlichen Raum« beschrieb der pensionierte Realschullehrer augenzwinkernd die Motivsuche: »Ein röhrender Hirsch kam nicht infrage, der Lichtenstein auch nicht.« Und eine »Frau, die leicht bekleidet ist«, hätte Autofahrer mutmaßlich veranlasst, den Verlauf der Fahrbahn aus dem Blick zu verlieren.
Hochformatiger Ausschnitt
Ergo entschied er sich für ein abstraktes Motiv, dessen Farbgestaltung – hier ein feuriges Rot, da ein kräftiges Schwarz – »in unsere Zeit passt« und im positiven Sinne provozierend wirken solle.
Tatsächlich handelt es sich um den sechs Mal elf Meter großen, also hochformatigen Ausschnitt eines viel kleineren, querformatigen Originals aus dem Jahr 2018, das Ulrich Lukaszewitz zur Apartmenthaus-Eröffnung und Kunst-Enthüllung extra mitgebracht hatte.
Seinem Freund und GEA-Fotografen Markus Niethammer sei es zu verdanken, so der Ex-Stadtrat, dass der Ausschnitt überhaupt auf diese Größe gebracht werden konnte, und die in solchen Dingen erfahrene Künstlerin Monika Geiselhart habe ihm bei der technischen Umsetzung »zur Seite gestanden«.
»Das ist ein großer Tag für mich«, schwärmte Ulrich Lukaszewitz, bevor sich die beachtliche Schar der Eröffnungs- und Enthüllungsgäste nicht ohne Risiko daran machte, die viel befahrene Rommelsbacher Straße in Pulks zu überqueren, um von der gegenüberliegenden Seite aus den besten Blick auf das öffentliche Kunstwerk zu erheischen.
Eingangs hatte Christoph Epple, zusammen mit Willi Altenhof Geschäftsführer bei Krams Immobilien, freudig berichtet, dass alle 59 möblierten Ein-Zimmer-Apartments vermietet seien und man zusammen mit den 42 ebenfalls vermieteten Business-Apartments im vor zwei Jahren eröffneten »Boesmann’s« in der Bösmannstraße 12 nun die »Hunderter-Grenze geknackt« habe.
Innenverdichtung
Auf dem »verschwenderisch großen Grundstück« in der Rommelsbacher Straße 20 sei bis vor zwei Jahren noch eine »alte Unternehmervilla aus den Dreißigerjahren Jahren« gestanden, »in der eine Person gewohnt hat«, sagte Epple. Insofern sei der Neubau in Zeiten des Wohnungsmangels auch ein Beispiel von flächenschonender Innenverdichtung, und mit seinem Angebot fürs Wohnen auf Zeit ein Beitrag zur Urbanität Reutlingens.
Singles, Berufspendler oder Berufseinsteiger seien die Zielgruppe für das nun fertiggestellte Apartmenthaus; mit zwei weiteren Projekten, die in Planung sind, wolle man sich speziell an Studenten wenden.
Oberbürgermeister Thomas Keck bezog sich in seinem Grußwort auf einen vorausgegangenen »Immobilien-Dialog« in der Stadthalle, bei dem es »auch um Wohnformen der Zukunft ging«, und attestierte dem Krams-Team: »Sie haben schon einmal damit angefangen.« (GEA)