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Kriminacht: Spaß und Spannung für guten Zweck

Gäbe es sie nicht, man müsste sie erfinden: Die Syndikats-Kriminacht, die am Samstag zum siebten Mal stattfand

Bereiteten den Besuchern und sich selbst Vergnügen: die Autoren (kleine Bilder, gegen den Uhrzeigersinn) Franz Osswald, Thomas L
Bereiteten den Besuchern und sich selbst Vergnügen: die Autoren (kleine Bilder, gegen den Uhrzeigersinn) Franz Osswald, Thomas Lang, Ingrid Davis, Werner Kehrer, Nessa Altura, Günther Zäuner, Uschi Kurz, Werner Bauknecht, Isabel Holocher-Knosp und Peter Wark sowie die GEA-Band »Deadline« mit Veit Müller, Iris Goldack, Alexander Rabe, Isabelle Wurster und Armin Knauer. FOTOMONTAGE: SCHÄLE-SCHMITT Foto: Elke Schäle-Schmitt
Bereiteten den Besuchern und sich selbst Vergnügen: die Autoren (kleine Bilder, gegen den Uhrzeigersinn) Franz Osswald, Thomas Lang, Ingrid Davis, Werner Kehrer, Nessa Altura, Günther Zäuner, Uschi Kurz, Werner Bauknecht, Isabel Holocher-Knosp und Peter Wark sowie die GEA-Band »Deadline« mit Veit Müller, Iris Goldack, Alexander Rabe, Isabelle Wurster und Armin Knauer. FOTOMONTAGE: SCHÄLE-SCHMITT
Foto: Elke Schäle-Schmitt

REUTLINGEN. Eine Win-win-Situation bietet laut Duden für alle Beteiligten Vorteile. Im Fall der Reutlinger Kriminacht des Syndikats, einer Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, profitieren so viele Beteiligte davon, dass mindestens fünf »win« mit Bindestrich vor »Situation« stehen müssten. Da sind an erster Stelle die GEA-Leser, bei denen sich das unterhaltsame Event in der ehemaligen Oertel-und-Spörer-Druckerei allergrößter Beliebtheit erfreut. Die Karten für die siebte Syndikats-Kriminacht waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Lesung und Livemusik

Kein Wunder: Der Mix aus Krimilesung, Livemusik, Schmalzbrot, Rotwein und gutem Zweck ist mehr als überzeugend. Elf Syndikat-Autorenkollegen hatten Organisator Veit Müller – gebürtiger Pfälzer, der in Tübingen lebt und dessen mittlerweile fünf Krimis um den Journalisten Luka Blum überregional bekannt sind –, diesmal zugesagt: Thomas Lang aus Stuttgart, Werner Bauknecht aus Wurmlingen, Franz Osswald aus Basel, Isabel Holocher-Knosp aus Albstadt, Werner Kehrer aus Neuhausen, Uschi Kurz aus Wannweil, Rebecca Michéle aus Kirchheim/Teck, Peter Wark aus Albstadt, Ingrid Davis aus Aachen, Nessa Altura aus Böblingen und Günther Zäuner aus Wien. Ihnen allen – und Veit Müller selbst – war es sichtlich ein Vergnügen, im Kreis der Kollegen Appetithäppchen aus ihren Werken vorzutragen.

Häppchen deshalb, weil bei der Kriminacht jeweils nach exakt acht Minuten Schluss ist. Auf ein Zeichen hin bringt das Publikum den Vorleser mit einem lauten »Peng!« abrupt zum Schweigen, mitten im Satz und völlig egal, ob gerade ein ahnungsloses Opfer auf offener Straße mit dem Hammer erschlagen, in einem Hinterzimmer ein dubioses 300 000-Euro-Geschäft abgeschlossen, in einer Kleingartenanlage ein Gartenzwerg in die Luft gesprengt, eine Privatdetektivin aus ihrer Wohnung entführt, auf einem Friedhof in Cornwall eine Wasserleiche entdeckt wird oder am Strand von La Palma die wächserne Hand eines Toten aus dem Sand ragt.

»Immer wenn’s am spannendsten ist«, klagte GEA-Lokalchef Roland Hauser augenzwinkernd. Für die treffenden Kommentare, mit denen er durch den Abend führte, konnte er fast noch mehr Lacher verbuchen als die vortragenden Autoren, deren Werke neben reichlich Spannung und Grusel oft einen kräftigen Schuss Humor und Satire enthalten.

Lust auf Lektüre

Dass sie nicht erfuhren, wie die Sache jeweils ausgeht, trugen die Zuhörer mit Fassung. Immerhin konnten sie sich in der Pause am Oertel-und-Spörer-Büchertisch mit all den Romanen eindecken, auf die ihnen die Autoren Lust gemacht hatten – sei’s zur eigenen Lektüre oder, gerade jetzt vor Weihnachten, um jemand anders damit zu erfreuen.

Dem Verlag gibt das Gelegenheit, seine ohnehin beliebten Regionalkrimis noch stärker bekannt zu machen, wovon wiederum eine soziale Einrichtung profitiert, der nicht nur der Reinerlös des gesamten Abends, sondern auch ein Euro pro verkauftem Buch zufließt. In diesem Jahr ist das der Reutlinger Verein »Wirbelwind«, der sich seit gut 25 Jahren gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen starkmacht, wie Petra Lever von »Wirbelwind« erklärte: »Wenn ein Fall von sexuellem Missbrauch bekannt wird, gerät die ganze Welt aus den Fugen. Wir schützen und begleiten Betroffene, beraten Angehörige, Lehrer und Erzieher. Außerdem arbeiten wir in der Prävention.«

Dafür kann der Verein jeden Euro brauchen, sei’s aus dem Spendenkässchen, das während der Kriminacht aufgestellt war, oder aus dem Verkauf von Schmalzbroten und Getränken durch GEA-Marketing-Mitarbeiter. Zur Spenderlaune der Besucher trug nicht zuletzt die Redaktionsband bei – passend zum Anlass mit leicht modifiziertem Namen.

»Deadline« statt normalerweise »Headline« nannte sich das Ensemble aus Iris Goldack (Gesang), Isabell Wurster (Cajón), Armin Knauer (Piano), Veit Müller (Gitarre/Gesang) und Alexander Rabe (Gesang), das mit melodiösen, entspannt groovenden Balladen einen willkommenen Kontrapunkt zu den spannenden Geschichten setzte. (GEA)

 

 

DIE SIEBTE SYNDIKATS-KRIMINACHT

Die Autoren und ihre Werke

Für alle, die es versäumt haben, ihren Lieblingskrimi mit nach Hause zu nehmen, hier noch einmal die Werke, aus denen gelesen wurde. Und zwar in der Reihenfolge der Auftritte:

Thomas Lang, »Goldbergs Heiliges Fass«; Werner Bauknecht, »Schattenmörder«; Franz Osswald, »Ehrlich wie Schnee«; Isabel Holocher-Knosp, »Tatort Hohenzollern« und Werner Kehrer, »Reutlinger Schwarzgeld«.

Uschi Kurz, »Treibholz« (Kurzgeschichte aus der Anthologie »Die Mörderin vom Bodensee«); Rebecca Michéle, »Lebensgefährlich schön«; Peter Wark, »Versandet«; Ingrid Davis, »Aachener Gangster«; Nessa Altura, »Jebrüder Beeneken« (Kurzgeschichte aus der Anthologie »Mausetot in Spreeathen«) und Günther Zäuner, »A negativ: Wenn das Blut versiegt«.

Veit Müller trug den Plot eines Krimidinners vor. Dieser Beitrag liegt nicht in gedruckter Form vor. (els)