KREIS REUTLINGEN. Die evangelisch-methodistische Kirche (EmK) im Raum Reutlingen hat sich neu sortiert. Mit einem fröhlichen und etwas außergewöhnlichen Festgottesdienst feierten rund 300 Menschen die Vereinigung der Bezirke Pfullingen, Reutlingen und Betzingen zum neuen Bezirk Achalm. In der Sporthalle der Freien Evangelischen Schule in Reutlingen hatten sich neben den Gemeindegliedern und Freunden auch Vertreter aus Politik und Ökumene versammelt.
Dabei stellte sich die Frage, wozu es Kirche heute noch braucht. Oberbürgermeister Thomas Keck betonte die Offenheit der EmK in ihrer Vielfalt und Nähe zu den Menschen in einer mannigfaltig geprägten Gesellschaft. Auch das Mitglied des Landtags Thomas Poreski schätzt die EmK als aufgeklärten Mitspieler im kirchlich-politischen Raum. Die Befähigung Einzelner, Leben sinnvoll zu gestalten, stand dabei im Zentrum.
Dekan Keinath und Pfarrerin Daniela Reich aus dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg erleben die EmK als Raum für familiär geprägte Gemeinschaft, in der man Heimat finden kann, und sind davon überzeugt, dass diese Werte auch in Zukunft in unserer Region gebraucht werden.
1.200 Mitglieder
Jochen Wandel, Schulleiter der Wilhelm-Hauff-Realschule in Pfullingen, erlebt und wünscht sich die EmK als alltagstaugliche Kirche, die bei den Menschen vor Ort ist. In Videobotschaften veranschaulichten die Betzinger Jungscharkids im Grundschulalter, was die EmK aus ihrer Sicht ist, und Jugendliche und junge Erwachsene der gemeindeübergreifenden Gruppe Young Planet zeigten ihre Perspektiven für die nächsten zehn Jahre auf. Statt einer »klassischen« Predigt antworteten die Hauptamtlichen des Bezirks mit spontanen Eindrücken und Erfahrungen aus den Grußworten: Ein Beitrag zur Vielfalt, alltagstauglicher Glaube, neue Formen für Gottesdienste, ein bewusster Umgang mit der Schöpfung, christliche Nächstenliebe und Sozialarbeit, nicht zuletzt Gemeinschaft im Essen und Spielen oder einfach »Spaß mit Gott«: Dafür braucht es den neuen EmK-Bezirk Achalm.
Die neue Form umfasst 1.200 Menschen zwischen Münsingen und Kirchentellinsfurt, Gomaringen und Eningen an zehn Orten. Zwei Jahre wurde die Vereinigung geplant und am Ende einstimmig beschlossen. Sie umfasst gemeinsame Verantwortung für Finanzen, Personal, Gebäude und inhaltliche Entwicklung der Gemeindearbeit. Vor allem ist es ein Aufbruch zu einer neuen Haltung. Heraus aus kirchlichen Binnenstrukturen, Vertrauen und Glauben üben, mit sehr unterschiedlichen Menschen unterwegs mitten im Alltag.
Offizielle haben viel vor
Die Sporthalle der Freien Evangelischen Schule bot guten Raum für ein buntes Kinder- und Musikprogramm (mit modernen Bandstücken, einem Bläserchor und Projektchor aus dem neuen Bezirk), Besinnung, Gebet, heitere Gelassenheit, historische und aktuelle Weichenstellungen. Mit viel Humor stieg in einer Szene Prediger Wollpert, der Begründer des Methodismus im Raum Reutlingen, mit seinem Bischof Escher auf die Achalm und erzählte von seiner Vision, alle von dort zu sehenden Ortschaften »für den Herrn zu gewinnen«. Das war 1865.
Außerdem wurden sieben Hauptamtliche durch Superintendent Tobias Beißwenger in ihr Amt auf dem neuen Bezirk eingeführt. Künftig setzt die EmK in Bezirken dieser Größenordnung auf multiprofessionelle Teams, die neben pastoralen Kräften auch aus Mitarbeiter der Sozialen Arbeit und Verwaltung bestehen. Zusammen mit den Menschen von der Alb bis zum Neckar und rund um die Achalm »Kirche bauen«, ist die neue Aufgabe. Der neue EmK-Bezirk Achalm ist ganz Ohr, wohin die Reise geht. (eg)