REUTLINGEN. Gibt es wirklich eine Speiseölkrise inklusive Engpässen an der Imbisstheke? Der Blick in Supermärkte scheint eindeutig: billiges Sonnenblumenöl ist oft vergriffen, teurere Öle sind eher zu haben. Laut Handel und Fast-Food-Konzernen läuft’s insgesamt aber trotzdem fast wie geschmiert. Aufschlussreich ist, was die Damen und Herren von Supermarktketten oder Fast-Food-Konzernen antworten.
»Es kann sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind«
Das Wort Mangel nimmt Pressesprecher Raimund Esser von der Rewe Markt GmbH nicht in den Mund. »Es gibt in unseren Rewe-Märkten punktuell eine höhere Nachfrage nach bestimmten Produkten. Deshalb appellieren wir – wie bereits zu Beginn der Corona-Krise – auch jetzt wieder kontinuierlich an alle Kundinnen und Kunden, sich solidarisch zu zeigen und Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen«, beantwortet Esser die Frage nach einer Knappheit von Speiseöl eben – nicht. Stattdessen appelliert der Öffentlichkeitsarbeiter an die Vernunft der Kundschaft. Nur auf Verkäufe in haushaltsüblichen Mengen seien die Produktionsmengen und die Lieferlogistik der gesamten Lebensmittelkette im Einzelhandel ausgerichtet. Rewe arbeite »zusätzlich mit unseren Lieferanten bereits intensiv daran, etwaige Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf unsere Lieferketten so gering wie möglich zu halten. Zudem haben wir den Bestand in unseren Lägern erhöht«. Ähnliches ist von Aldi-Süd zu vernehmen. »Wir sehen momentan eine stärkere Nachfrage bei einigen Warengruppen und so kann es sein, dass einzelne Artikel kurzzeitig vergriffen sind. Selbstverständlich stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und reagieren auf diese Entwicklungen« schreibt Aldi-Pressereferentin Anna-Maria Lennertz. Gänzlich reibungslos scheint’s jedoch nicht zu laufen. »Wir bitten unsere Kunden und Kundinnen immer, Waren nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. Bei größeren Nachfragen behalten wir uns wie immer vor, die Abgabemenge pro Kunde vorübergehend einzuschränken«, heißt es von Aldi, »wir können heute noch nicht verlässlich absehen, inwieweit sich die Verfügbarkeit einzelner Rohstoffe konkret für unser Sortiment in den nächsten Wochen oder Monaten verändern wird«.
In diesem Zusammenhang winkt der Discounter schon mal mit dem Preisschild: »Bevor es zu Preiserhöhungen unserer Artikel kommt, prüfen wir alle Möglichkeiten, Mehrkosten anderweitig – auch durch Reduktion unserer Marge – aufzufangen. Nur wenn es nicht mehr möglich ist, die gestiegenen Kosten abzufedern, müssen wir Preisanpassungen vornehmen«, lässt Aldi-Pressesprecherin Lennerzt wissen. Kurz und knapp stellt Lidl die Lage dar. »Die Warenversorgung in den Filialen bei Lidl ist sichergestellt. Lediglich bei einzelnen Produkten kann es zu Lieferverzögerungen kommen. Da wir unseren Kunden ein vielfältiges Sortiment zu attraktiven Preisen anbieten, stehen immer genügend Alternativen zur Verfügung. Mit unseren Lieferanten und Logistik-Dienstleistern stehen wir in enger Abstimmung«, schreibt Pressesprecherin Isabel Lehmann.
Bei Mc Donald’s Deutschland führt die Frage nach einem Mangel an Frittenfett und Öl sowie entsprechenden Auswirkungen auf Pommes Frites ebenso direkt wie überraschend zu Mischungsverhältnissen. »Wir nutzen zum Frittieren unserer Pommes eine Pflanzenölmischung, wobei Sonnenblumenöl nur einen kleineren Teil ausmacht. Aufgrund der aktuell eingeschränkten Verfügbarkeiten werden wir diesen geringeren Anteil von Sonnenblumenöl vorübergehend weiter reduzieren. Unsere Gäste können aber nach wie vor unsere Pommes in gewohnter Qualität bei uns bekommen«, entwortet eine Dame von der McDonald's Corporate Affairs, die namentlich nicht zitiert werden möchte. Die verschiedenen Ölsorten beziehe der Konzern »aus der EU, der Ukraine und Russland«.
Als nach eigenen Angaben zweitgrößte Fast-Food-Hamburger-Kette der Welt setzt Burger King laut seinem Pressebüro auf »langfristige Lieferantenbeziehungen«. Die Antwort auf die GEA-Anfrage lautet ziemlich kompakt: »Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es bei dem Frittieröl und damit auch bei unseren King Pommes keine Einschränkungen in der Versorgung. Deutschlandweit sind alle Produkte verfügbar«. (GEA)