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Interkultureller Deutschkurs feiert Abschluss

Ein interkultureller Deutschkurs feiert mit dem Mäzen Abschluss an der Reutlinger Steinbeis-Schule

Neun Schüler, Flüchtlinge und Migranten hatten über vier Monate hinweg an einem »Interkulturellen Deutschkurs« teilgenommen. Fot
Neun Schüler, Flüchtlinge und Migranten hatten über vier Monate hinweg an einem »Interkulturellen Deutschkurs« teilgenommen. Foto: Bernklau
Neun Schüler, Flüchtlinge und Migranten hatten über vier Monate hinweg an einem »Interkulturellen Deutschkurs« teilgenommen. Foto: Bernklau

REUTLINGEN. Der Stifter war aus Stuttgart nach Reutlingen gekommen, um mit seinen Schützlingen an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule den Abschluss des Kurses zu feiern. Neun Schüler, Flüchtlinge und Migranten hatten über vier Monate hinweg an einem »Interkulturellen Deutschkurs« teilgenommen, den Udo Winkler in Zusammenarbeit mit der Schulleitung sponsert. Der Hauptgesellschafter einer Werkstattkette für Nutzfahrzeuge hatte die Wilhelm-und-Paula-Winkler-Stiftung vor rund zehn Jahren gegründet, um Bildung und Entwicklung junger Menschen direkt an beruflichen Schulen zu fördern.

»Integration heißt Begegnung«, sagte Schulleiter Dominik Kugler, der seinen Vorgänger Rolf König und die beteiligten Steinbeis-Kollegen ebenso begrüßte wie die Gäste aus Stuttgart, Kursleiterin Alma Kosaric und ihre neun erfolgreichen Absolventen. Sie hatte gemeinsam den Samstag über einen Imbiss mit Spezialitäten aus ihren Heimatländern zubereitet. »Wir sind fast zu einer Familie geworden«, sagte Alma Kosaric, die seinerzeit mit ihren Eltern als achtjähriges Kind selber vor den Kriegsgräueln in Bosnien aus Sarajevo nach Deutschland geflohen war, »ohne ein Wort Deutsch zu können.«

Vorbildliches Verhalten

Die neun Schüler hatten sich durch gute Leistungen und vorbildliches Verhalten ausgezeichnet und für den Sprach-und Integrationskurs bewerben können. Sie stammen aus Syrien, Kroatien, Italien und der Türkei, aber auch aus Indien. Mit einem »Knigge-Seminar« über Tischmanieren begann das Förderprogramm Mitte März im Stausee-Hotel in Glems. Das hat den jungen indischen Sikh Amandeep Virk schon sehr beeindruckt. Er bedankte sich in bestem Deutsch »für die große Chance«, die sie alle bekommen hätten.

Mitschüler wie der türkischstämmige Yilmaz Ömer, der Italiener Francesco Quartanaro oder der in Kroatien geborene Gabrijel Lovric waren von der historisch-literarischen Reise nach Dresden und Leipzig besonders beeindruckt, wo neben der Buchmesse beispielsweise auch die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche oder das Hygienemuseum besucht wurden. Der Landtag mit Führung durch den Grünen-Abgeordneten Thomas Poreski und das Mercedes-Museum in Stuttgart waren für den Syrer Abdu Al Rahman Halak das Highlight, aber auch die Fahrten zum Bodensee hinterließen tiefe Eindrücke bei allen.

Nach einem Besuch der Unteruhldinger prähistorischen Pfahlbauten gab es einen erlebnispädagogischen Segeltörn auf dem Schwäbischen Meer. Ein weiterer Termin galt dem Konstanzer »Sea Life«- Museum, einem historisch angereicherten Workshop im Konzilstheater und dem Friedrichshafener Zeppelinmuseum, wo Kunst und Technik zu bestaunen waren. Nicht ganz so weit führte ein Besuch ins Tonstudio des lokalen Radiosenders »Wüste Welle« nach Tübingen.

»Immer gab es Essen«, schwärmte Kursleiterin Alma Kosaric, »und immer war damit das Eis gebrochen.« Deshalb sollte es auch »eine kulinarische Weltreise« zum Abschluss und als Dank an die Förderer geben samt Infos zur Ernährung, Allergien oder Küchenhygiene. Arabisches Hummus gab es, Nationalspeise auch in Israel oder indische Mangocreme, das italienische Tiramisu und Rindfleisch-Burek aus der Türkei oder das syrische Tabuleh, einen köstlich frischen Salat aus Petersilie, Tomaten und Minze an Bulgur.

Die Geschichte seiner Flucht als 17-Jähriger über die Türkei, die Ägais, wo er bei drei Versuchen »fast ertrunken« war, Griechenland, Mazedonien und Ungarn erzählte der aus Homs stammende Syrer Fares Al Mahbani. Er wird nach seinem Reutlinger Hauptschulabschluss in Ravensburg eine Lehre in Orthopädietechnik beginnen – und weiß auch, weshalb und wozu: »Ich mache das von Herzen. Die vielen Kriegsopfer in meinem Land brauchen das!«

Es tue weh, »diese Jungs gehen lassen zu müssen«, sagte Alma Kosaric, sie sei aber auch »voll Stolz« auf sie. »Tolle Leute« habe er da kennenlernen dürfen, meinte Mäzen Udo Winkler, der jährlich rund 300 000 Euro in seine Stiftung steckt. Es sei ihm »schleierhaft, warum reiche Leute ihr Geld in der Schweiz verstecken«, anstatt es so einzusetzen. »Bildung, das ist es doch! Deshalb sind wir als Tüftler und Denker groß geworden in Schwaben«, sagte der 74-jährige Familienunternehmer. (GEA)