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Aktuell Diskussion

In Reutlingen geht die Hälfte der Kinder nach der Grundschule aufs Gymnasium

Schulranzen
Schulranzen stehen in einem Klassenraum auf dem Boden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild
Schulranzen stehen in einem Klassenraum auf dem Boden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

REUTLINGEN. Immer wieder steht die verpflichtende Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg durch Schulverbände in der Diskussion. Zuletzt hat der Realschullehrerverband Anfang April dieses Jahres einen erneuten Vorstoß gewagt, um die Realschule zu stärken.

In Reutlingen gibt es mit der Eichendorff-Realschule nur noch eine in städtischer Hand. Ihr gegenüber stehen vier städtische Gemeinschaftsschulen und fünf städtische Gymnasien. Nur noch 16,7 Prozent der Kinder wechselten im aktuellen Schuljahr auf die Eichendorff-Realschule. Im Jahr davor waren es noch 21,7 Prozent.

In Reutlingen gehen rund 50 Prozent Kinder nach der Grundschule auf das Gymnasium. Laut Dr. Günter Ernst, geschäftsführender Schulleiter der Reutlinger Gymnasien, wechseln zehn Prozent der Schüler ohne entsprechende Grundschulempfehlung aufs Gymnasium.

Mit dem Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung im Jahr 2012 zeigte sich im folgenden Schuljahr ein deutlicher Zuwachs der Schülerzahlen an den Gymnasien. Die Übergangsquote an den Reutlinger Gymnasien stieg im Schuljahr 2012/2013 von 41,3 auf 50,8 Prozent an. »Am Anfang war es schon so, dass die Versuchsrate gestiegen ist«, erinnert sich Ernst. Diese Zahl hielt sich recht konstant drei Jahre lang, bis sie leicht rückläufig wurde und im Schuljahr 2015/2016 auf 43,9 Prozdntfiel. Seitdem geht der Trend stetig weiter in Richtung Gymnasium. Die Entscheidung der Eltern werde aber bewusster getroffen, sagt Günter Ernst.

Der Gesamtelternbeirat hofft derweil auf die Erweiterung der Gymnasien. »Es gibt keine Alternative«, sagte Stephanie Götz, stellvertretende Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, mit Blick auf die Diskussion um das geplante evangelische Gymnasium. Bis 2027 werde sich laut Götz 27 Züge an den Gymnasien erwartet.

Trend zum Gymnasium

Ein positiver Trend lässt sich zudem an den Gemeinschaftsschulen ausmachen. Die Übergangsquote liegt inzwischen bei 32,1 Prozent (Vorjahr: 31,1 Prozent). Im kommenden Schuljahr wird an der Minna-Specht-Schule der Übergang in die Oberstufe möglich sein. Mit dieser Entscheidung sind die Schülerzahlen gestiegen, von 59 Schülern in der fünften Klasse im Vorjahr auf jetzt 86 Schüler.

Ob sich der Trend zum Gymnasium durch eine verbindliche Grundschulempfehlung dämpfen lässt, ist fraglich, zumal das Land an seiner Entscheidung festhalten wird, wie Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) auf den Vorstoß des Realschullehrerverbandes verlauten ließ.

Im Gesamtelternbeirat wird auch über die Wiedereinführung der verpflichtenden Grundschulempfehlung diskutiert. Stephanie Götz jedenfalls hat die Erfahrung gemacht, dass Eltern sich über die Empfehlung hinwegsetzen, wenn sie ihr Kind auf einer bestimmten Schule sehen wollen – verbindlich oder nicht. (ale)