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Immer mehr Igel im Reutlinger Tierheim: Was ihnen fehlt und was ihnen hilft

Viele Igel, vor allem Jungtiere, haben vielfach noch nicht den Winterspeck, den sie brauchen, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Igel-Expertin und Mitarbeiterin des Tierheims Reutlingen, Sabine Klein, erklärt, worauf es jetzt ankommt.

Mögen Laub, um darin zu überwintern: Igel im Garten. FOTO: KUNZ
Mögen Laub, um darin zu überwintern: Igel im Garten. Viele von den jungen Tieren sind aber zu schwach um ohne Hilfe durch den Winter zu kommen. Foto: Kunz
Mögen Laub, um darin zu überwintern: Igel im Garten. Viele von den jungen Tieren sind aber zu schwach um ohne Hilfe durch den Winter zu kommen.
Foto: Kunz

REUTLINGEN. Das Tierheim Reutlingen ist wegen der zahlreichen jungen Igel, die gerade von Menschen aus Reutlingen und der Region abgegeben werden alarmiert. »Das sind schon viel und es wird spürbar mehr«, sagt Sabine Klein, die sich im Tierheim um die Igel kümmert. Dann erklärt sie, warum sie gerade etwa zehn Igel aufpäppeln muss: »Bei den Tieren, die bei uns landen handelt es sich um junge, kleine, nicht selten verletzte oder kranke Igel, die sonst nicht überlebt hätten.« Manche, der erst wenige Wochen alten Tiere, hätten auch Parasiten, nicht selten weise Husten darauf hin, dass sie Lungewürmer hätten, die mit Anti-Parasitika behandelt werden müssten.

Die Jungtiere seien zudem durch den zu kalten September geschwächt gewesen. Die Menschen hätten sie im Garten oder in ihrer Umgebung gefunden und gesehen, dass sie Hilfe bräuchten, deshalb seien mittlerweile etwa 40 Tiere durch die helfenden Hände der Tierheim-Mitarbeiter gegangen. »Nicht in allen Fällen gelingt es uns, sie wieder aufzupäppeln«, berichtet Klein. Wenn sie aber dann stabilisiert und genügend Kraft gewonnen hätten, kämen sie in ihr ursprüngliches Revier zurück. 

Es fehlen Insekten als natürliches Futter

Die Tierheim-Mitarbeiterin weist außerdem darauf hin, dass es alle Igel schon durch den heißen Sommer sehr schwer hätten und sie das akute Insektensterben auch in der Region zu spüren bekämen. »Die Tiere finden einfach keine Nahrung mehr.« Es fehlten beispielsweise Käfer, die sonst auf ihrem täglichen Speiseplan stünden.

Nicht jeder gefundene und geschwächte Igel müsse ins Tierheim gebracht werden, so Klein. Alle Menschen könnten mithelfen, damit die Tiere auch gut durch den Winter kommen. Dabei sei akute Igelhilfe weder aufwendig noch teuer. Wichtige Voraussetzung, damit sich Igel wohlfühlten und auch Nahrung fänden, sei ein »nicht zu aufgeräumter Garten«. Das bedeute, die Tiere müssten auch in Ecken Unterschlupf finden können, beispielsweise unter Laub- oder Reisighaufen. Ein englischer Rasen sei nicht gerade igelfreundlich.

Gutes Futter und keine Milch

Wer geschwächte Tiere für den Winter aufpäppeln möchte, könne hochwertiges Katzenfutter mit hohem Fleischanteil auf Terrasse oder im Garten anbieten oder auch ungewürztes Rührei. Das Futter müsse idealerweise so bereitgestellt sein, dass Katzen es nicht wegfressen könnten. »Dazu bietet sich ein Igelhäuschen an, dass es in Fachhandel oder auf entsprechenden Internetseiten zu kaufen gibt«, so Sabine Klein. Es gibt auch Bauanleitungen, um selbst ein Igelhäuschen zu bauen. Wichtig sei, dass Igel weder Getreide noch Milch zu sich nähmen: »Von Milch bekommen sie fürchterlichen Durchfall.« (GEA)