Eine erwachsene Frau mit Spraydose bewaffnet in eindeutiger Pose über das Pflaster gebeugt: Rastet da jemand komplett aus? Kann doch nicht sein, schließlich ist es die besonnene SPD-Stadträtin Silke Bayer.
Das Foto entstand gestern in der Katharinenstraße und machte in sozialen Netzwerken die Runde. Es wurde eigenhändig gepostet von Silke Bayer und versehen mit den Hashtags »kreativ«, »Spaß«, »neue Ideen« und »Politik«. Wie bitte?
Die Empörung von Passanten und Anliegern war groß: Wie kann eine verantwortungsbewusste Kommunalpolitikerin, als die sich Frau Bayer sicher bezeichnet, den Belag der Fußgängerzone mit roter Farbe besprühen? Wenn das mal nicht Vandalismus ist.
Ist es nicht. Es handle sich, so die SPD auf vorsichtige Nachfrage des GEA, um eine Wahlkampfaktion der besonderen Art, die beim Ordnungsamt vorschriftsmäßig angemeldet und genehmigt worden sei. »Alles legal, alles ganz harmlos«, beruhigen die Genossen, ergänzt durch den süffisanten Zusatz, dass man halt doch in der Provinz lebe und von einer Großstadt weit entfernt sei. Dort würde das nämlich keinen stören.
Muss an der Farbe liegen. Denn Silke Bayer verwendet lediglich »Straßenmalkreide«, auch »Sprühkreide« oder »Kreidespray« genannt, wie es auf Fußballfeldern zum Einsatz kommt, um Linien zu markieren und auf Kinderspielplätzen, um Völkerball zu spielen oder das Hüpfspiel »Himmel und Hölle«.
Fast hätten wir vergessen, was Frau Bayer aufsprühte: Neben »SPD« etwas mit Arbeitsplätzen und günstigem Wohnraum. Bis Samstag halten sich ihre Parolen, dann wischt sie der Regen für immer weg.