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Aktuell Ernährung

»Im Vorbeigehen mitnehmen«

»Foodsharing Reutlingen« holt abgelaufene Lebensmittel im Laden ab und stellt sie kostenlos zur Verfügung

Mitarbeiter von Foodsharing beim Befüllen der Ausgabestelle am »Nepomuk«. Im Vordergrund Annica Lau,im Hintergrund Peter Lüddeck
Mitarbeiter von Foodsharing beim Befüllen der Ausgabestelle am »Nepomuk«. Im Vordergrund Annica Lau,im Hintergrund Peter Lüddecke und Nathalie Lüddecke. FOTO: PIETH
Mitarbeiter von Foodsharing beim Befüllen der Ausgabestelle am »Nepomuk«. Im Vordergrund Annica Lau,im Hintergrund Peter Lüddecke und Nathalie Lüddecke. FOTO: PIETH

REUTLINGEN. Von der Corona-Krise nicht stoppen ließ sich die Initiative »Foodsharing« in Reutlingen. 2012 in Berlin gegründet, setzt sich die Organisation bundesweit gegen das Wegwerfen von einwandfreien Lebensmitteln ein. 571 Kilogramm Lebensmittel würden in Deutschland in jeder Sekunde vernichtet, obwohl sie trotz des abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums oder kleinen Schönheitsfehlern noch völlig in Ordnung seien, sagt Nathalie Lüddecke, Pressesprecherin der Ortsgruppe Reutlingen.

Um dieser Lebensmittelverschwendung zu begegnen und ein gesellschaftliches Umdenken anzuregen, »rettet« die Organisation ungewollte, abgelaufene oder überproduzierte Lebensmittel, die sie regelmäßig beispielsweise in Supermärkten, Bäckereien oder Tankstellen abholen. »Sie werden dann von uns im alten Grillhäuschen vom Café Nepomuk für jedermann rund um die Uhr kostenlos zur Verfügung gestellt.«

In Corona-Zeiten änderte sich die Anzahl der Personen, die die Lebensmittel abholen. »Manchmal fallen große Mengen an, sodass wir ein Geschäft zu zweit oder dritt angefahren haben, um alles mitnehmen zu können«, so die Pressereferentin. »Doch weil der Platz in den Lagern oft begrenzt ist, fährt jetzt nur noch ein Mitarbeiter.« Zumal man nicht nur einlade, sondern durchaus eine Zeit lang damit beschäftigt sei, verdorbenes Obst und Gemüse aus Netzen auszusortieren, Verpackungsmüll zu trennen oder zu fegen.

»Foodsharing« wird normalerweise erst dann aktiv, wenn die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die »Reutlinger Tafel« bereits Lebensmittel abgeholt haben und dann noch etwas übrig ist. »Doch eine Zeit lang war die Tafel unterbesetzt, sodass wir auch für sie tätig waren.« Inzwischen könne man jeden Dienstag und Freitag von 9 bis 15.30 Uhr im Ladengeschäft der Tafel wieder etwas bekommen – unter den üblichen Abstandsregeln.

»Foodsharing« übernimmt auch den Lieferservice der Tafel mit. »Wenn jemand nicht mobil ist oder zur Risikogruppe der über 60-Jährigen gehört, nehmen wir von Tafelkunden auch Bestellungen auf und liefern alles bis nach Hause.« Dies geschehe komplett auf eigene Benzinkosten der Mitarbeiter. »Auch wenn die Corona-Krise vorbei ist, werden wir diesen Service wohl noch eine Zeit lang beibehalten«, so Lüddecke.

Sie betont, dass »Foodsharing« die Lebensmittel nicht aus »irgendwelchen Tonnen« holt, sondern »legal und hygienisch« aus demselben Lager, aus dem auch die Ladenregale befüllt werden. Täglich wird der Schrank beim »Nepomuk« geputzt und gefüllt. »Wir wollen aus Gründen der Ökologie eigentlich nicht, dass die Leute extra kommen. Eigentlich sollen die Waren nur im Vorbeigehen mitgenommen werden. Aber wenn wir sehr viel haben, posten wir das auch bei Facebook.«

In der Regel sei dann alles in einer halben Stunde weg. Teilweise nehmen die »Foodsaver« die Waren auch mit nach Hause und versorgen die Nachbarschaft. »Was wir abholen, gehört uns auch. Wir dürfen nur nichts verkaufen oder wegwerfen.« Ein weiterer Verteiler steht normalerweise in der zurzeit geschlossenen Kletterhalle H3 in Metzingen zur Verfügung. Tafelkunden können telefonisch Bestellungen aufgeben. (gb)

 

0176 42796221 (auch Mailbox)

www.foodsharing-reutlingen.de