REUTLINGEN. Sie hören zu, übersetzen und manchmal vermitteln sie auch. Die Patientenfürsprecher der Kreiskliniken Reutlingen kommen immer dann zum Einsatz, wenn sich Patientinnen und Patienten oder Angehörige mit einem Anliegen, einer Frage oder einem Problem an sie wenden. »Wir geben Rat und Unterstützung, setzen uns für die Rechte der Hilfesuchenden ein, vermitteln im Bedarfsfall Gespräche mit Klinikmitarbeitenden und haben im oft stressigen Klinikalltag genügend Zeit zum Zuhören«, sagt Michael Hägele, seit diesem Herbst einer der zwei neuen Patientenfürsprechern der Kreiskliniken Reutlingen.
Keine Beschwerdestelle
Gemeinsam mit Monika Feldhahn steht der pensionierte Pfarrer, der 15 Jahre lang Klinikseelsorger im Klinikum am Steinenberg in Reutlingen war, den Patienten und deren Angehörigen zur Seite. Übernommen haben Hägele und Feldhahn, die als Psychologin mehr als 30 Jahre bei der evangelischen psychologischen Beratungsstelle tätig war, das Ehrenamt von Ulrike Hespeler und Dr. Jürgen Mohr, die die Funktion in den vergangenen Jahren innehatten. Aber nicht jeder Fall ist auch einer für die Fürsprecher. »Wir sind nicht die Beschwerdestelle«, stellt Hägele klar. Da ist zum Beispiel der Patient, der eine Zeit lang nicht bei vollem Bewusstsein war und dem diese Wochen zu schaffen machten, wusste er doch nicht mehr, was in der Zwischenzeit genau mit ihm passiert war. »Wir haben die Zeit gemeinsam aufgearbeitet. Ich habe mir die Informationen von Ärzten und Pflegenden geben lassen und konnte dem Patienten so helfen, wieder Licht ins Dunkel zu bringen«, beschreibt Dr. Jürgen Mohr, ebenfalls evangelischer Pfarrer und selbst Arzt einen Fall, der ihm im Gedächtnis geblieben ist. Sein medizinischer Hintergrund habe ihm stets geholfen, sei aber kein Muss für die Funktion des Patientenfürsprechers, so Mohr.
Häufig ist die Hemmschwelle, um über individuelle Fragen oder Probleme während des Krankenhausaufenthalts zu sprechen, relativ hoch. Auch hier sollen die Patientenfürsprecher mithelfen, Ängste und Barrieren abzubauen und die Zufriedenheit im Sinne der Patienten zu erhöhen. In Baden-Württemberg gibt es – anders als in anderen Bundesländern – keine Pflicht zur Einrichtung einer solchen Stelle. Dennoch haben die Kreiskliniken seit einigen Jahren diese wichtige Funktion etabliert.
Unabhängiger Gesprächspartner
»Wir sind den scheidenden Fürsprechern sehr dankbar für das Engagement in den vergangenen Jahren. Als unabhängige Ansprechpartner sind sie wichtiges Bindeglied zwischen Patientinnen und Patienten und der Klinik«, dankte Dominik Nusser, Geschäftsführer der Kreiskliniken Reutlingen, und wünschte dem neuen Team bei der offiziellen Stabübergabe einen erfolgreichen Start. (eg)