REUTLINGEN. Bei den Glasern und Fensterbauern in der Region ist die Stimmung, wie jüngst bei einer Mitgliederversammlung zu erleben war, optimistisch. Das Handwerk profitiere von der starken Baunachfrage, so Innungsobermeister Jean Reicherter (Reutlingen). Dies gelte sowohl für den Renovierungsbereich als auch für den Wohnungsneubau.
Bundesweit habe dies dazu geführt, so der Obermeister, dass der Fenstermarkt weiter gewachsen ist. 2018 wurden in Deutschland 14,5 Millionen Fenster verkauft. Für 2019 wird ein weiteres Wachstum von 1,5 Prozent erwartet. Wermutstropfen: Der Anteil importierter Fenster betrage mittlerweile über 25 Prozent. Aus EU-Fördermitteln sei in Osteuropa eine Fensterindustrie aufgebaut worden, die nun auf den deutschen Markt dränge. Nachdem insbesondere für polnische Hersteller der britische Markt sehr wichtig war und ist, bestehe Anlass zur Sorge, dass im Brexit-Fall der Druck auf den deutschen Fenstermarkt zunehme.
Die Glaser und Fensterbauer können auch 2019 dem gesamtwirtschaftlich eher verhaltenen Trend trotzen. Sie rechnen weiterhin mit stabilen Geschäften. Der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, bestätigte diese Erwartungshaltung.
Der Tausch von Fenstern spiele bei den energetischen Modernisierungsmaßnahmen eine große Rolle. Durch den Austausch alter Fenster mit modernen dreifach verglasten Fenstern lasse sich pro Quadratmeter Fenster ungefähr 60 Kilogramm CO2 pro Jahr einsparen. Der Geschäftsführer berichtet auch darüber, dass in dem von der Bundesregierung vorgestellten Klimaschutzprogramm eine erhebliche Förderung für energetische Sanierungsmaßnahmen bei eigengenutzten Wohngebäuden vorgesehen sei. Eine der geförderten Maßnahmen sei dabei auch die Erneuerung der Fenster und Außentüren.
Am Fenstermarkt gibt es leichte Veränderungen, was die Materialien angeht. Der Trend geht weg vom PVC und mehr zu Metall, das heißt zu Holz-/Alu-Fenstern beziehungsweise Metallfenstern. Der Anteil von Holzfenstern ist weitgehend stabil.
Bessere Arbeitsbedingungen
Die Glaser und Fensterbauer suchen, wie viele andere Handwerker, händeringend qualifizierte Mitarbeiter. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren sie laut Pressemitteilung nachhaltig in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die Ausbildungszahlen sind stabil. In den Betrieben der Reutlinger Innung werden derzeit zehn junge Glaser ausgebildet. In der Diskussion in der Mitgliederversammlung wurde der Wunsch geäußert, das Berufsbild des Glasers und Fensterbauers den modernen Anforderungen anzupassen, um damit auch die Attraktivität für Jugendliche zu erhöhen. Die Berufschancen in dem Handwerk seien sehr gut. (eg)