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Aktuell Kommunalwahl

Gemeinderats-Splitter: Stimmenkönige und Zitterpartien

War da noch was bei der Reutlinger Gemeinderatswahl? Ja, da gab's noch einige kleinere Geschichten, die wir nicht für uns behalten möchten.

Stimmenkönig: Den Wechsel von Dr. Karsten Amann von der CDU zum Bündnis 90/Die Grünen haben die Wähler goutiert. Bekam der Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und SSV-Präsident vor fünf Jahren als CDU-Mitglied 15 570 Stimmen, so sind es heute 27 844. Damit ist er unangefochtener Stimmenkönig. Selbst die Zweitplatzierte, Gabriele Janz, kam mit 20 792  Stimmen nicht einmal annähernd an ihren Fraktionskollegen heran. Zum Vergleich: Bei den Kommunalwahlen 2014 und 2009 reichten Andreas vom Scheidt (CDU) 17 887 beziehungsweise 15 665 Stimmen fürs oberste Treppchen.

Zitterpartie: Zu einer Zitterpartie wurde es für den langjährigen CDU-Gemeinderat Wolfgang Göbel. Um 14.16 Uhr war er nach Auszählung von 85 der 89 Wahlbezirke nicht mehr Mitglied des Reutlinger Gemeinderats. Zu Andreas Benz, der zu diesem Zeitpunkt im Gremium saß, fehlten ihm nicht einmal 100 Stimmen. Zwölf Minuten später war Wolfgang Göbel drin. Und blieb das bis zum Schluss der Auszählung kurz vor 16 Uhr.

Beachtlich: Nicht meckern kann Frank Glaunsinger. Der CDU-Kreisrat stand vor fünf Jahren nicht auf der Liste der Christdemokraten – und bekam jetzt 15 911 Stimmen. Das kann sich sehen lassen. Das gilt auch für Ariane Wiedemann, die bei den Grünen 15 137 Stimmen holte. Auch sie stand 2014 nicht auf der Liste.

Redlich bemüht: Einmal mehr redlich bemüht hat sich Hans Hubert Krämer von den Freien Wählern. Nicht einmal vom Listenplatz 1 der FWV hat er profitiert. Er bekam gerademal etwas mehr als halb so viele Stimmen wie Friedel Kehrer-Schreiber, die einen Platz hinter ihm auf der FWV-Liste stand. Nach seiner Wahl zum Stadtrat 2009 und seinem verpassten Wiedereinzug 2014 muss sich Hans Hubert Krämer also bis 2024 gedulden.

Männer dominant: Viele Parteien und Listen waren diesmal um ein ausgeglichenes Verhältnis von Frauen und Männern um Bewerberfeld bemüht. Doch am Ende hat es für ein paritätisches Ergebnis nicht gereicht. Mit 16 Stadträtinnen ist die Quote im Vergleich zur letzten Wahl gleich geblieben. Für Frauenpower sorgt die Fraktion der Grünen und Unabhängigen: Von den neun Sitzen im Gremien werden sechs von Frauen besetzt. Bei CDU und SPD ist das Verhältnis genau andersherum. Aus einer reinen Männerriege besteht das AfD-Trio im Gemeinderat.

Jugend redet mit: Mit 21 Jahren ist die Studentin Katharina Ernst das jüngste Mitglied des neuen Gemeinderats. Zusammen mit ihr sorgen auch Daniel Scheu (26) und Ariane Wiedemann (32) für eine deutliche Senkung des Altersdurchschnitts bei den Grünen.

Auszählungsmarathon: »Guten Morgen, Frau Lorenz«, sagt Wahlleiter Hartmut Queisser um 13 Uhr zu einer Wahlhelferin. Nach Mitternacht hat er am Sonntag das Rathaus verlassen, morgens um 7 Uhr stand er schon wieder der auf der Matte. Da kann man das Zeitgefühl schon mal vergessen. »Es ist schon eine große Spannung«, sagt er. Für ihn und auch die rund tausend Helfer, die am Sonntag und gestern Berge von Stimmzetteln auszählten. Hut ab vor dieser Leistung! (ass/ele/keg)