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Aktuell Interview

GEA-Leser helfen: Unbürokratische und rasche Unterstützung

REUTLINGEN. Seit einem knappen halben Jahr gehören sie dem Vorstand des Vereins GEA-Leser helfen an: der ehemalige Kreissparkassenchef Eugen Schäufele und Ex-Landrat Dr. Edgar Wais. Zum Auftakt unserer Weihnachtsaktion haben wir beide gefragt, wie sie ihr neues Ehrenamt bisher erlebt haben.

Stellvertretender Vorsitzender des Vereins GEA-Leser helfen: Eugen Schäufele (links). Seit Juli 2017  Mitglied des Vorstands des
Stellvertretender Vorsitzender des Vereins GEA-Leser helfen: Eugen Schäufele (links). Seit Juli 2017 Mitglied des Vorstands des Vereins GEA-Leser helfen: Dr. Edgar Wais. GEA-ARCHIVFOTOS
Stellvertretender Vorsitzender des Vereins GEA-Leser helfen: Eugen Schäufele (links). Seit Juli 2017 Mitglied des Vorstands des Vereins GEA-Leser helfen: Dr. Edgar Wais. GEA-ARCHIVFOTOS
GEA: Herr Schäufele, Herr Dr. Wais, was sind Ihre ersten Erfahrungen in der Arbeit für GEA-Leser helfen?

Schäufele: Meine ersten Erfahrungen in der Arbeit für den Verein sind ausgesprochen positiv. Die Zusammenarbeit im Vorstand und mit dem Beirat verläuft konstruktiv und harmonisch. Auch die gute Zusammenarbeit des Beirates mit den wichtigen sozialen Einrichtungen, wie der Arbeiterwohlfahrt, dem Bruderhaus, den diakonischen Werken oder der Caritas, ist sehr hilfreich. Durch all dies ist der Verein in der Lage, unbürokratisch und rasch wichtige Hilfe zu leisten.

Wais: Es wäre verfrüht, wenn ich bereits nach kurzer Mitgliedschaft im Vorstand des Vereins GEA-Leser helfen von Erfahrungen sprechen würde. Mein erster Eindruck war aber die erneute Bestätigung, dass unser in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eng geflochtenes soziales Netz einige Notfälle nicht auffangen kann, unter anderem, wenn Menschen bei Schicksalsschlägen wie Unfall, Krankheit, Arbeitsplatzverlust und anderen vergleichbaren Ereignissen durch die Maschen dieses Netzes fallen. Hier kann der Verein einmalige Unterstützung gewähren, die den Menschen Mut macht und ihnen hilft, Notsituationen zu überwinden. Für die Entscheidungsfindung im Vorstand wichtig war auch, dass der Beirat alle eingegangenen Anträge vorab sorgfältig geprüft und erforderliche zusätzliche Informationen eingeholt hat.



Welche Fälle beziehungsweise Notsituationen berührten Sie besonders?

Schäufele: Es ist schwierig, einzelne Fälle besonders herauszustellen, sind doch nahezu alle Situationen der unverschuldet Hilfe benötigender Bürgerinnen und Bürger bedrückend und anrührend. Vor allem die Wohnungssituation, gerade auch für finanzschwache Familien oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern, ist häufig äußerst problematisch und führt auch immer wieder zu nicht mehr beherrschbarer finanzieller Not. Berührend ist auch, wenn man erlebt, wie es Kindern aus sozial schwachen Familien am Nötigsten fehlt. Nicht nur an materiellen Dingen, wie Kleidung oder Winterschuhen, sondern auch an der Möglichkeit zur Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme oder einer Ferienfreizeit.

Wais: Mich bewegen besonders Notlagen von Familien, die durch Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes und/oder der Wohnung entstanden sind. »War dies wirklich unvermeidlich?«, frage ich mich oft in solchen Fällen, bei denen besonders die Kinder zu leiden haben. Ebenso fragt man sich auch beim Verlust von Arbeitsplätzen: »Hätte es hier nicht andere innerbetriebliche Lösungen geben können?«



Wie sehen Sie die soziale Situation in der Region? Welche Entwicklungen machen Ihnen Sorgen?

Schäufele: Hier denke ich, hat Herr Dr. Wais den deutlich besseren Überblick. Daher verzichte ich auf eine Beantwortung dieser Frage. Wais: Die wirtschaftliche Situation ist, wie auch Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer bestätigen, derzeit recht gut; dem entsprechen im Prinzip die sozialen Verhältnisse, wenn auch nicht in jedem Einzelfall. Man wird jedoch unsere soziale Situation als insgesamt befriedigend bezeichnen können, zumal Kreis und Gemeinden beträchtliche Sozialleistungen erbringen. Sorgen bereitet aber der Mangel an erschwinglichem Wohnraum, den Arbeitslose, ältere Menschen, Alleinerziehende und besonders auch Flüchtlinge nur sehr schwer finden. Mit einer raschen Besserung ist kaum zu rechen. Darüber hinaus bereitet die Integration von Flüchtlingen zusätzliche Probleme, besonders in den von den Menschen bevorzugten Ballungsräumen, wozu auch das Gebiet Reutlingen zählt.



Wie erleben Sie die Hilfsbereitschaft der Spender für GEA-Leser helfen?

Schäufele: Die Hilfsbereitschaft der Spender für GEA-Leser helfen beeindruckt mich sehr. Das jährliche Spendenaufkommen von über 100 000 Euro zeigt die große Hilfsbereitschaft und das große finanzielle Engagement der Leserinnen und Leser, der Bürgerinnen und Bürger, von Jung und Alt, Unternehmen und Handwerksbetrieben, die mit großen und kleinen Beträgen den Verein jedes Jahr aufs Neue unterstützen. Darin kommt auch das große Vertrauen zum Ausdruck, das die Spenderinnen und Spender der Arbeit des Vereins entgegenbringen.

Wais: Die Bereitschaft zu spenden ist im Deutschland erfreulich groß, obwohl die Belastung jedes einzelnen Bürgers mit Steuern und öffentlichen Abgaben auch international gesehen bereits recht hoch ist. Die Spendenbereitschaft ist im Kreis Reutlingen sicher nicht geringer, wie schon die Beteiligung vieler Bürger an der GEA-Leser Spendenaktion zeigt. Möge diese Bereitschaft besonders jetzt vor Weihnachten mit möglichst steigender Tendenz gegeben sein. (GEA)