Logo
Aktuell Wirtschaft

Friseurinnung Reutlingen klagt über Schwarzarbeit

Friseurinnung Reutlingen will die Berufsausbildung stärken und klagt über Schwarzarbeit

Haarige Angelegenheit: Während der Pandemie mussten Friseurgeschäfte immer wieder schließen. FOTO: REICHEL/DPA
Eine Dienstleistung, die bislang in der Inflation preisstabil geblieben ist: Der Haarschnitt beim Friseur. Das wird sich voraussichtlich bald ändern. Foto: Reichel/dpa
Eine Dienstleistung, die bislang in der Inflation preisstabil geblieben ist: Der Haarschnitt beim Friseur. Das wird sich voraussichtlich bald ändern.
Foto: Reichel/dpa

REUTLINGEN. Die Friseure wollen eine umfassende Initiative zur Stärkung der Berufsausbildung starten. Die Branche war durch Corona in den letzten Jahren sehr belastet. Pandemiebedingt gingen die Umsätze um circa 5,6 Prozent und im Jahr 2020 um ungefähr 12 Prozent zurück. Auch die Zahl der Beschäftigten hat sich deutlich reduziert. Folge dieser Entwicklung waren strukturelle Veränderungen im Handwerk. Aktuell sind auch die Friseure mit Preissteigerungen konfrontiert und sie klagen über zu wenige Kontrollen der Schwarzarbeit in der Branche.

2020 mussten die Friseurbetriebe wegen Corona im Frühjahr sowie im Dezember und über den Jahreswechsel hinaus schließen. Insgesamt hat dies zu deutlichen Umsatzrückgängen in den letzten beiden Jahren geführt, so der Reutlinger Innungsobermeister Roberto Laraia. Die Zahl der Beschäftigten ist um nahezu zehn Prozent zurückgegangen, obwohl die Betriebe alles getan hätten, um ihre Beschäftigten zu halten. Viele haben über die gesetzlichen Kurzarbeiterregelungen hinaus ihre Beschäftigten unterstützt. Zu allem Überfluss sehen sich die Betriebe jetzt mit hohen Kostensteigerungen bei Energiekosten und auch bei den Friseurprodukten konfrontiert. Diese Situation hat die strukturellen Veränderungen in der Branche beschleunigt. Bereits zuvor war ein Trend zu Klein- und Kleinstbetrieben erkennbar, der jetzt noch einmal deutlich zugenommen hat.

Werbung für das Image

Jetzt wollen die Friseure gegensteuern: Sie planen Maßnahmen zur Imagewerbung und vor allen Dingen eine breit angelegte Initiative zur Ausbildung. Ausbildung ist die einzige Möglichkeit den Fachkräftebedarf zu decken, so übereinstimmend Innungsobermeister Roberto Laraia und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Reutlingen, Ewald Heinzelmann. In der Mitgliederversammlung stellte Ralf Steinhoff eine Initiative vor, die mit 12 Kriterien für eine gute Ausbildung und eine Verbesserung des Images sorgen soll. Dazu gehören eine Ausweitung der in der Branche schon üblichen Fortbildungsangebote für den Berufsnachwuchs sowie eigene Verantwortungsbereiche für angehende Friseure. Auch ein Austausch der Azubis unter den Friseurbetrieben ist angedacht. Allesamt sollen die Maßnahmen die Attraktivität der Ausbildung im Friseurhandwerk stärken.

Die Innung unterstützt traditionell die Betriebe bei der Aus- und Fortbildung. Coronabedingt konnten Fortbildungskurse aber teilweise nicht stattfinden. Aktuell bietet die Innung wieder einen Herren- wie auch Damenhaarschneidekurs sowie einen Kosmetikkurs und weitere Sonderkurse für die Beschäftigten und insbesondere für die Auszubildenden an.

Wenig Kontrollen

Enttäuscht ist die Branche von der öffentlichen Unterstützung. Während der Corona-Pandemie mussten sie feststellen, dass es durchaus auch schwarze Schafe gibt, die sich nicht an die gesetzlichen Hygiene- und Abstandsvorgaben gehalten haben. Trotz vielfältiger Bemühungen kam es nur zu wenigen Kontrollen. Auch die Kontrollen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit, unter der die Friseure stark leiden, sind sehr zurückhaltend. Für die Fachbetriebe, insbesondere für die Ausbildungsbetriebe, sei dies ein sehr unfairer Wettbewerb, der die Betriebe enorm belaste, wurde bemängelt.

Auch an anderer Stelle fühlen sich die Friseure in Baden-Württemberg im Stich gelassen: Der Staat greift immer stärker in die Tarifautonomie und betriebliche Freiheiten ein. In Baden-Württemberg dürfen schwangere Mitarbeiterinnen überhaupt nicht mehr arbeiten, auch wenn sie dies selber möchten und können. In anderen Bundesländern wird dies aufgrund einer individuellen Gefährdungseinstufung beurteilt.

Auch Ehrungen gab es bei der Mitgliederversammlung: Für ihr jahrzehntelanges Engagement im Friseurhandwerk wurde Gabriele Herter (Pfullingen) mit dem goldenen Ehrenzeichen des Friseurhandwerks ausgezeichnet. Die Geehrte ist unter anderem Vorsitzende im Gesellenprüfungsausschuss der Friseure. (eg)