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Früherer Vorsitzender des Reutlinger Geschichtsvereins: Roland Wolf gestorben

Der frühere Vorsitzende des Reutlinger Geschichtsvereins Professor Dr. Roland Wolf ist 74-jährig gestorben

Professor Dr. Roland Wolf, ehemaliger Vorsitzender des Reutlinger Geschichtsvereins, ist tot.  ARCHIV-FOTO: DÖRR
Professor Dr. Roland Wolf, ehemaliger Vorsitzender des Reutlinger Geschichtsvereins, ist tot. ARCHIV-FOTO: DÖRR Foto: Andreas Dörr
Professor Dr. Roland Wolf, ehemaliger Vorsitzender des Reutlinger Geschichtsvereins, ist tot. ARCHIV-FOTO: DÖRR
Foto: Andreas Dörr

REUTLINGEN. Am 14. März ist der frühere Vorsitzende des Reutlinger Geschichtsvereins, Professor Dr. Roland Wolf, nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren gestorben. Er stand von 2015 bis 2023 an der Spitze des Vereins. Von Haus aus Deutsch- und Geschichtslehrer, waren ihm Erforschung und Vermittlung der Vergangenheit ein großes Anliegen. In diesem Sinne wirkte er als Lehrer am heutigen HAP-Grieshaber-Gymnasium in Rommelsbach, aber auch als Fachleiter Geschichte am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung an der Universität Tübingen. Seit 2016 war er im Ruhestand.

Wolfs Passion für Landes- und Heimatgeschichte zeigte sich schon früh. Ein Meilenstein war seine Arbeit zum 19. Jahrhundert und den Weimarer Jahren in der 1992 erschienenen Ortsgeschichte Rommelsbachs. Ebenfalls mit seinem beruflichen Wirkungsort befasst sich seine Edition der Chronik des Schultheißen Schäfer in den Reutlinger Geschichtsblättern. Seine Forschungsarbeit krönte er mit einer Promotion über die Hungergeschichte der Nachkriegsjahre in Südwürttemberg.

Pädagogik und Wissenschaft

Wolfs Interessen und Kenntnisse beschränkten sich indes keineswegs auf die Historie. Als Gitarrist widmete er sich populärem Liedgut mit Bezug zur demokratischen Tradition im Land. Beruflich stand Wolf an der Schnittstelle zwischen pädagogischer Praxis und wissenschaftlicher Fachlichkeit. Er engagierte sich in Fachverbänden, namentlich im Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands sowie beim Südwestdeutschen Lehrerinnen- und Lehrerverband für historische, politische und ökonomische Bildung, dessen Vorsitzender er lange war. 2011 hat sich Wolf in dieser Funktion gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung und Einrichtungen in Israel dafür eingesetzt, Geschichtslehrern praxisnahe Fort- und Weiterbildungsangebote zum Thema Holocaust zu ermöglichen.

Im Reutlinger Geschichtsverein, mit rund 500 Mitgliedern einer der mitgliederstärksten im Land, wirkte er viele Jahre als Ansprechpartner für die Schulen. 2009 koordinierte er für den Reutlinger Nordraum die vom Landesamt für Denkmalpflege angestoßene Erfassung von Kleindenkmalen zusammen mit freiwilligen Mitstreitern. 2015 trat Wolf die Nachfolge von Dr. Wilhelm Borth als Erster Vorsitzender des traditionsreichen Vereins an. Im November vergangenen Jahres musste er das Amt aus gesundheitlichen Gründen abgeben.

Während seines Vorsitzes war es ihm ein besonderes Anliegen, bei Jugendlichen Interesse an Geschichte zu wecken. Dazu hat er eine Jugendgeschichtswerkstatt gegründet und Einzelprojekte initiiert, wie etwa eine Stadtführung mit einheimischen und geflüchteten Jugendlichen, ein Theaterstück zu Hexenverfolgungen in Reutlingen sowie ein Schulprojekt über »kritische« Straßennamen. Ein Projekt zur Stärkung der Demokratie an Schulen, das die lokale Geschichte einbeziehen sollte, konnte er noch mit anstoßen. Für seine großen Verdienste wurde Roland Wolf in diesem Jahr von Oberbürgermeister Thomas Keck mit der Verdienstmedaille der Stadt Reutlingen ausgezeichnet. (eg)