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Aktuell Medizin

Extremsituation Frühgeburt: Hilfe für Frühchen im Reutlinger Klinikum

Der Verein Frühchen unterstützt seit 25 Jahren die Intensivstation der Kinderklinik im Klinikum am Steinenberg.

Seit Gründung des Frühchen-Vereins gab es viele riesengroße Hilfen für winzig kleine Reutlinger. FOTO: ARCHIV
Seit Gründung des Frühchen-Vereins gab es viele riesengroße Hilfen für winzig kleine Reutlinger. Foto: ARCHIV
Seit Gründung des Frühchen-Vereins gab es viele riesengroße Hilfen für winzig kleine Reutlinger.
Foto: ARCHIV

REUTLINGEN. Anfang 1994 bildete sich bei der Einweihung der neuen Kinder-Intensivstation in Reutlingen eine Elterninitiative und Vorbereitungen zur Gründung des gemeinnützigen Frühchen-Vereins wurden getroffen. Ziel war es, Eltern, deren Kinder zu früh zur Welt gekommen waren, in der schwierigen, belastenden Situation zu unterstützen. Ende 1995 wählten Eltern, Schwestern, Ärzte und Klinikseelsorge einen Vorstand sowie einen Beirat und verabschiedeten einstimmig das Gründungsprotokoll und die Satzung.

Die Vereinsmitglieder wurden schnell aktiv und sammelten Spenden. Sie informierten die Öffentlichkeit über ein damals noch wenig bekanntes Thema. Ein Informationsdefizit bestand auch bei vielen betroffenen Eltern. Deshalb wurden medizinische Informationsveranstaltungen mit erfahrenen Referenten für Eltern und das Fachpersonal der Kinderklinik angeboten.

Dringend benötigtes Beatmungsgerät

Die aktive Öffentlichkeitsarbeit begann mit dem Druck der ersten Flyer, die auf der Station ausgelegt und bei Aktionen in der Stadt verteilt wurden. Die lokalen Medien berichteten über Benefizveranstaltungen, Konzerte und Events. Zwei Jahre nach Gründung des Vereins konnte die Vorsitzende, Sabine Dörr, Lothar Späth für eine Spendengala gewinnen, auf der Späth die von Unternehmen gestifteten Preise zu einem Erlös von 60.000 D-Mark versteigerte. Damit konnte ein dringend benötigtes Beatmungsgerät für die Intensivstation der Kinderklinik beschafft werden.

Damit Eltern ihren früh geborenen und kranken Kindern immer nah sein konnten, wurde 1998 mit der Geschäftsführung der Kreiskliniken Reutlingen auf dem Gelände der Klinik eine Elternwohnung eingerichtet. Drei Jahre später nahm unter Verantwortung von Frühchen Reutlingen das lange vorbereitete Nachsorgemodell »Unser Sonnenschein« mit finanzieller Unterstützung durch das Sozialministerium seine Arbeit auf.

Eine Case-Managerin koordiniert alle nach der Entlassung erforderlichen Hilfen in Absprache mit den Eltern, den Stationsärzten, den Therapeuten sowie den Schwestern und stellt die Kontakte zu der häuslichen Kinderkrankenpflege, den Kinderärzten, den Krankengymnasten oder den Frühfördereinrichtungen her.

Spezieller Notarztwagen

2003 wurde zusammen mit dem DRK Reutlingen ein speziell ausgerüsteter Baby-Notarztwagen für den sicheren Transport von Früh- und Neugeborenen beschafft, der viele Jahre im Einsatz war. Zum zehnjährigen Bestehen des Vereins gab es 2006 eine weitere Spendengala mit dem bewährten Auktionator Lothar Späth, bei der am Ende 20 000 Euro zusammenkamen. Die Erlöse wurden teilweise für dringend benötigte technische Ausstattungen der Intensivstation verwendet, wie zum Beispiel eine zentrale Überwachungsanlage oder ein mobiles Sonografiegerät.

Auch die Verbesserung der Ausbildung des Fachpersonals war ein wichtiges Anliegen des Vereins. 2009 gab es ein Reanimationstraining an realistischen Kindermodellen. Der Verein hatte mit einem Zuschuss von 3 500 Euro die Hälfte der Kosten für das Training übernommen. Da es lange keine frühchenspezifische Wäsche gab, wurde mit dem Reutlinger Naturtextilien-Hersteller Engel ein Unterstützer gefunden, der eine taugliche Wäscheserie entwickelte.

2011 zog die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in zwei Etagen der neu errichteten Bettenhäuser. Die kindgerechte Ausstattung musste teilweise durch Spenden finanziert werden. Die Aktion »Große Hilfe für die Kleinen« hat mit zur Realisierung beigetragen. Auch zum internationalen Tag des Frühgeborenen wird auf die besonderen Probleme der kleinen Menschen mit Aktionen hingewiesen. Ein neuer und modern ausgestatteter Transportinkubator für den sicheren Transport von Früh- und Neugeborenen wurde durch Spenden des Frühchen-Vereins und des Deutschen Roten Kreuzes Reutlingen 2015 ermöglicht.

Charitylauf bringt 35 000 Euro

Der Verein Frühchen und TSG Inklusiv haben 2016 ein weiteres Projekt auf die Beine gestellt. Es wurde auf den Namen »Stark wie zwei« getauft. Kinder, die nach einer viel zu kurzen Schwangerschaft zunächst recht unsanft im Leben landen, haben oft nicht nur körperlich einiges aufzuholen. Diese Kinder sollen bei der TSG Inklusiv entsprechende Sport- und Therapiemaßnahmen erhalten.

Ganz treue Unterstützer des Vereins sind die Fußball-Kids in Eningen. Bei einem virtuellen Charitylauf sammelten sie im 25. Jubiläumsjahr unter Corona-Bedingungen die Rekordsumme von 35 000 Euro. Aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage muss die geplante Jubiläumsfeier verschoben werden. (pm)

www.fruehchen-reutlingen.de