Logo
Aktuell Mitgliederversammlung

Drechsler wieder meisterpflichtig

Traditionshandwerk im bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gelistet

Ein Drechsler zeigt im Campus Galli, wie im Mittelalter gearbeitet wurde. FOTO: DPA
Ein Drechsler zeigt im Campus Galli, wie im Mittelalter gearbeitet wurde. FOTO: DPA
Ein Drechsler zeigt im Campus Galli, wie im Mittelalter gearbeitet wurde. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Ein kleiner Berufsstand und eine ebenfalls kleine Berufsorganisation können zurzeit große Erfolge feiern: Das Traditionshandwerk der Drechsler wurde von dem Expertenkomitee der deutschen Unesco-Kommission in Berlin in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Es ist damit anerkannt eine von bislang nur 97 eingetragenen »lebendigen Kulturformen«.

Begonnen hat dieser Erfolg zunächst mit der Aufnahme in das Verzeichnis und die Liste des Freistaates Bayern; nun ist es auch bundesweit als Kulturerbe gelistet. Die Freude hierüber  ist sehr  groß, so  der Obermeister und Landesinnungsmeister Markus Günther bei der Mitgliederversammlung in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft.

Damit aber nicht genug: Seit Jahresbeginn ist das Handwerk wieder meisterpflichtig. Es ist damit eines von zwölf Handwerken, bei denen seit diesem Jahr die Meisterpflicht wieder eingeführt worden ist, so auch der Geschäftsführer der Innung und der Kreishandwerkerschaft Reutlingen, Ewald Heinzelmann.

Ausbildung modernisieren

Die Betriebe erhoffen sich dadurch eine Sicherung der Qualität in dem Handwerk, eine Steigerung der Ausbildungsquote und eine Verbesserung der Ausbildungsqualität. Die Drechsler wollen hier auch eigene Beiträge leisten, beispielsweise indem sie die Ausbildung modernisieren – unter anderem durch Aufnahme von CAD-Zeichnen in die Ausbildung. Gefördert werden damit auch die kleinbetrieblichen Strukturen in diesem Handwerk, die generationsübergreifend weitergegeben werden können.

Erfreulich ist, dass die Mehrzahl der Betriebe von der Corona-Pandemie nur geringfügig betroffen ist. Stärker betroffen sind solche Betriebe, die beispielsweise ihre Produkte über Märkte vertreiben, die jetzt nicht mehr stattfinden können. Des Weiteren gibt es Betriebe, die Therapie-Geräte oder Teile hierfür herstellen, deren Nachfrage temporär zurückgegangen ist. Bei den meisten der Betriebe blieb die Nachfrage im Wesentlichen konstant. Um negative Effekte auszumerzen, haben einzelne Betriebe flexibel reagiert und beispielsweise ihre Online-Shops ausgebaut. Damit gelingt es Nachfragerückgänge gut auszugleichen.

Drechsler-Betriebe sind in Baden-Württemberg in einer Landesinnung zusammengeschlossen, die ihren Sitz in Reutlingen hat. Die Mitgliederversammlung fand deshalb in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft statt. Auf der Tagesordnung standen auch die turnusmäßigen Neuwahlen des Innungsvorstandes, bei denen sich keine Veränderungen ergaben.

Innungsobermeister und Landesinnungsmeister bleibt Markus Günther (Filderstadt). Sein Stellvertreter ist weiterhin Kurt Knauber (Weidenstetten).

Dem weiteren Vorstand gehören an: Christof Beck (Dettingen), Bernhard Schnee (Denkingen), Hans Georg Weiß (Sontheim) sowie Johannes Wurster (Reutlingen). Die Kasse der Innung wird von Claudia Ramsteiner (Hausach) und Eckart Seeger (Jettingen) geprüft. (eb)