REUTLINGEN. Angesichts der hohen Corona-Fallzahlen in Stadt und Landkreis Reutlingen befürchten die Friseure, sie könnten schon bald von einem Lockdown betroffen sein. Roberto Laraia, Reutlinger Salonbetreiber, Vorstand des Landesverbandes der Friseure, beklagt, viele Betriebe in der Region könnten dann »in finanzielle Nöte geraten«.
Er kritisiert die Hotspot-Regeln der Landesregierung: Bei einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern müssen Friseure und Barbershops schließen (vergleiche Lagebericht links).
Laraia sagte, vor Weihnachten seien die Auftragsbücher der Friseure besonders voll: »Das sind die stärksten zehn Tage des Jahres.« Bei seinen Kollegen grassierten Angst und Wut. »Wir hoffen, dass der Mann zur Vernunft kommt, hier geht es um Existenzen«, sagt er – und meint damit den baden-württembergischen Sozialminister Manfred Lucha.
Laraias Ansicht nach steigt das Risiko, dass »das Geschäft in die Illegalität abwandert« und dass Friseure Kunden im Wohnzimmer ohne Hygienemaßnahmen bedienen. Auch die Abwanderung – und damit Verschleppung des Virus – in andere Landkreise sei zu befürchten. »Noch unverständlicher wäre es, jetzt die Salons zuzumachen, wenn nach Weihnachten ohnehin ein landesweiter Lockdown kommen sollte.«
Gegen einen Lockdown für alle nach Weihnachten habe er dagegen nichts einzuwenden – im Gegenteil. Sein Verband prüfe, ob es Wege gibt, gegen eine frühere Zwangsschließung im Hotspot zu klagen. Auch Ralf Steinhoff, ebenfalls Betreiber eines Salons in Reutlingen, hat sich in einem offenen Brief an die Politiker des Landes gewandt. Er verweist darauf, dass er für einen fünfstelligen Betrag 14 potente Luftreiniger angeschafft habe, die Innenraumluft in seinem Salon sei »klinisch sauber wie in einem OP«. Die Schließung von Friseurbetrieben wird seiner Ansicht nach außerdem keinen Einfluss auf die Entwicklung der Pandemie haben. (GEA)