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Aktuell Jubiläum

Der Gerberbrunnen ist hundert Jahre alt

Bis 2011 war der Gerberbrunnen in der unteren Wilhelmstraße Schauplatz der Gerbertaufe. ARCHIV-FOTO (2005): TRINKHAUS
Bis 2011 war der Gerberbrunnen in der unteren Wilhelmstraße Schauplatz der Gerbertaufe. Foto: ARCHIV-FOTO (2005): TRINKHAUS
Bis 2011 war der Gerberbrunnen in der unteren Wilhelmstraße Schauplatz der Gerbertaufe.
Foto: ARCHIV-FOTO (2005): TRINKHAUS

REUTLINGEN. Ein bärtiger Gerber und ein pfeifender Färbergeselle zieren den Gerberbrunnen bei der Nikolaikirche in der unteren Wilhelmstraße, der heute auf den Tag genau vor einhundert Jahren eingeweiht wurde: am 18. Februar 1921. Der Reutlinger General-Anzeiger beschrieb das »Symbol des gewerblichen Fleißes« damals noch genauer: »Der bärtige Gerber steht am Schabbaum und führt mit gewandter Sicherheit das Schabmesser … Der Färbergesell hingegen zieht mit starken Armen die triefenden, schweren Stränge aus der Farbkufe.« Geschaffen wurde der Brunnen vom Nürnberger Bildhauer Josef Zeitler.

In ihrem bei Oertel+Spörer 2004 erschienenen Buch über die Reutlinger Brunnen berichtet Andrea Anstätt, dass die Köpfe der beiden Handwerker Ende der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts »eines Morgens im Brunnentrog« lagen – das Werk von Vandalen. Anlass genug für die Reutlinger, nicht nur die Skulpturen zu reparieren, sondern den ganzen Brunnen auf Vordermann zu bringen – das Becken wurde abgedichtet, kaputte Umrandungen ersetzt. Fast sieben Jahrzehnte lang wurden im Gerberbrunnen die Absolventen der mittlerweile geschlossenen und abgerissenen Reutlinger Gerberschule »getauft«. Neun Ledertechniker und drei Prozessmanager waren im Juli 2011 die Letzten, die von ihren Täufern »mit Schmackes ins kühle Nass« (GEA) geworfen wurden. (rh)