REUTLINGEN. Der bedeutendste historische Profanbau der Stadt, der seit fast 30 Jahren das städtische Kunstmuseum beherbergt, wird 500 Jahre alt. Diesen ganz besonderen Geburtstag feiert Reutlingen am Sonntag, 16. September, mit einem Festakt und Führungen.
In einem ganzen Reigen von Veranstaltungen rücken an diesem Tag die wechselvolle Vergangenheit und die heutige Funktion des Gebäudes ins Blickfeld, das einst als Kornspeicher für eine wohltätige Stiftung gebaut worden war.
Die verschiedenen vor allem sozialen und kulturellen Nutzungen sind unter anderem Thema bei dem Festakt um 11 Uhr, bei dem Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Museumsleiter Herbert Eichhorn sprechen und den das Peñalosa-Ensemble mit Musik aus der Erbauungszeit, etwa von Martin Luther oder Heinrich Isaac, begleitet. Um die Geschichte des Gebäudes geht es dann auch am Nachmittag bei den Führungen des Bauhistorikers Tilmann Marstaller und der Frauen-Geschichtswerkstatt Reutlingen.
Rundgänge und Diskussionen
Am Nachmittag steht neben den historischen Rundgängen auch eine Führung durch die aktuelle Winand-Viktor-Schau auf dem Programm. Der Freundeskreis des Kunstmuseums ist mit einem Infostand vertreten und die Abteilung für Kunstvermittlung bietet kreative Druck- und Malspiele für Kinder und Erwachsene an.
Um 17 Uhr diskutiert der Künstler O.W. Himmel, dessen Drucke mit Bananenlabels das Kunstmuseum derzeit ebenfalls zeigt, mit dem Direktor des Bananen-Aufkleber-Museums Dr. Jochen Ebert über ihre gemeinsame Leidenschaft.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Die Geschichte des Spendhauses ist wechselhaft. Eine alte Bauinschrift an der Fassade des Spendhauses nennt als Datum der Fertigstellung das Jahr 1518 – eine Datierung, die in den letzten Jahren durch dendrochronologische Untersuchungen, eine Datierungsmethode der Archäologie und Kulturwissenschaft, noch einmal bestätigt wurde.
Webschule und Museum
Das ursprünglich als Kornspeicher für eine wohltätige Stiftung errichtete Gebäude überstand als eines von ganz wenigen den großen Stadtbrand von 1726 unbeschadet.
Seit dem 19. Jahrhundert erfuhr es die unterschiedlichsten Nutzungen. Für die renommierte Webschule wurde zum Beispiel in den 1860er-Jahren eine Dampfmaschine eingebaut. Gleichzeitig nahm auch die Frauenarbeitsschule, die erste Schule dieser Art in Deutschland überhaupt, hier ihre Arbeit auf. Die Stadtbibliothek musste immer wieder ein und ausziehen.
Während des Zweiten Weltkriegs hatte auch die unter anderem für den Luftschutz zuständige »Technische Nothilfe« hier ihre Räume. In den 1980er-Jahren erfolgte schließlich der Umbau für einen modernen Museumsbetrieb. (eg)
FESTPROGRAMM 500 JAHRE SPENDHAUS
Festakt, Führungen und aktuelle Ausstellungen
11 Uhr: Festakt 500 Jahre Spendhaus (mit Oberbürgermeisterin Barbara Bosch, Herbert Eichhorn, Peñalosa-Ensemble) 11 bis 17 Uhr: Infostand des Freundeskreises des Kunstmuseums 14 bis 17 Uhr: Kreative Druck- und Malspiele für Kinder und Erwachsene 13 Uhr: Führung zur Architektur 14 Uhr: Führung zur Frauenarbeitsschule mit der Frauen-Geschichtswerkstatt Reutlingen 15 Uhr: Kuratorenführung durch die Ausstellung Winand Victor 16 Uhr: Führung zur Architektur 17 Uhr: Gespräch »Nenn nie Chiquita nur Banane!« (mit Dr. Jochen Ebert vom Bananen-Aufkleber-Museum und O.W. Himmel) Aktuelle Ausstellungen im Spendhaus: Spuren und Funde. Winand Victor zum 100. Geburtstag (bis 7. Oktober) O.W. Himmel. Full Labeled (bis 30. September). HAP trifft Mamma Andersson. Grieshaber und zeitgenössische Positionen (bis 27. Januar). (eg)