REUTLINGEN. Am Mittwochabend wurde auf dem Gelände des autonomen Zentrums Zelle in der Reutlinger Albstraße an zwei Stellen Feuer gelegt. Eine Person, die zufällig vor Ort war, bemerkte den Rauch und begann sofort mit Löscharbeiten. Nun erhebt die Zelle auf verschiedenen Sozialen Medien schwere Vorwürfe: »Wir gehen von einer politisch motivierten Tat aus«, heißt es in einem Posting, das auf Instagram und Facebook veröffentlicht wurde. Eine Stunde vor der Tat sei »ein bekannter Nazi« auf dem Gelände gewesen, der eigentlich Betretungsverbot habe. Das berichtet ein Zelle-Mitglied, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, dem GEA.
Nach den Bränden seien zudem um das Zelle-Gelände herum Aufkleber der Identitären Bewegung aufgetaucht. »Das passt alles zusammen«, sagt das Zelle-Mitglied. Deshalb gehe man von einer politisch motivierten Tat aus. Auf Facebook habe die Zelle zudem erst neulich eine explizite Drohung erhalten von einer Person, »die Beiträge der AfD repostet und die Reichsflagge als Profilbild hatte«. In dieser Nachricht sei von Gasflaschen die Rede gewesen, die an der Zelle nur darauf warten, angezündet zu werden. Bereits vor einigen Monaten habe jemand Sticker rechter Gruppierungen an die Türe des Zentrums geklebt.
Zwei Zelle-Mitglieder seien gestern noch auf dem Polizeirevier gewesen und hätten den Beamten die Vermutungen bezüglich des politischen Hintergrundes geschildert. Diese Vermutungen habe man außerdem auf Social Media so offensiv publik gemacht, um zu zeigen, »dass es rechten Terror auch in Reutlingen gibt«.
Bei der Polizei ist man zurückhaltend mit politischen Schuldzuweisungen. »Das ist momentan die Auffassung der Zelle«, betont der Polizeiführer vom Dienst (PvD) auf GEA-Anfrage. »Da sind Sachen benannt, die wir erstmal prüfen müssen.« Man habe zudem bislang nur das eine Zelle-Mitglied vernommen, das am Tat-Abend auch vor Ort war und selbst gelöscht hat. (GEA)