REUTLINGEN/TÜBINGEN. Es ist keine Wanderbaustelle, sondern ein beweglicher Bohrplatz, der auf der B28 aktuell für zeitweise gesperrte Fahrspuren sorgt. Im Auftrag des Regierungspräsidiums Tübingen entnehmen Fachleute kreisrunde Stücke der Fahrbahndecke. Die Untersuchung ihres Zustands im Labor ist Teil der Vorbereitungen für die geplante Erneuerung der obersten Straßenschicht. Vorgesehen ist die Sanierung in Fahrrichtung Reutlingen von der Tübinger Stadtgrenze bis zur Anschlußstelle Jettenburg sowie in Fahrrichtung Tübingen ab Abfahrt Kusterdingen bis zur Stadtgrenze. Projektleiter Steffen Stegmaier erklärt die im Untergrund unsichtbaren Hintergründe.
Die von täglich in beiden Fahrrichtungen zusammengerechnet 32.000 Fahrzeugen benutzte B28 besitzt einen mehrschichtigen Aufbau. Was die Reifen berühren, ist nur die vier Zentimeter dünne Asphalt-Deckschicht. Darunter kommt dann eine zehn Zentimeter dicke Bindeschicht, die wiederum auf der bis zu 20 Zentimeter starken Tragschicht ruht. Weiter in der Tiefe trennen Lagen von verschiedenem Schotter die Straße vom Erdreich. »Wir möchten hier eine Fahrbahndeckenerneuerung machen«, beschreibt Stegmaier die Pläne. Das bedeutet, es geht nur um die ersten drei oberen Schichten. Die sollen jedoch erstens nur bei Bedarf komplett ausgewechselt werden, und zweitens interessieren auch die Entsorgungskosten für den alten Belag. Deswegen ist die Untersuchung des derzeitigen Zustands bares Geld wert.
»Gemessen werden die Schichtdicken und dann der Anteil an Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs)«, beschreibt Stegmaier den Sinn der Probenentnahmen. Es geht also einerseits darum, ob der Straßenaufbau noch passt, an manchen Stellen also nicht alles erneuert werden muss, sowie andererseits um die Entsorgungskosten. Je mehr Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe umso teurer wird es. Untersucht wird das Material im Institut für Materialprüfung der Dr. Schellenberg GmbH in Rottweil. Saniert wird die B28 in diesem Abschnitt in jedem Fall. Denn die Straße ist in die Jahre gekommen.
»Die Fahrbahndecke ist teils von 2001 oder 2004«, sagt Stegmaier. Die Spuren von Verkehr und Wetter sind an vielen Stellen deutlich zu sehen. Es gibt Spurrillen, kaum verwunderlich bei rund 1.500 Lastwagen pro Tag. Daneben fallen Risse durch Alterung und Frostschäden auf. Um einen möglichst umfassenden Eindruck vom Straßenzustand zu erhalten, nehmen die Fachleute viele Probebohrungen vor.
Insgesamt entnehmen sie an 30 Stellen kreisrunde Stücke mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern und einer Länge von 30 Zentimetern. Gebohrt wird alle 400 bis 600 Meter. Jedes Loch wird danach sorgsam mit Reparaturasphalt verschlossen. Weil die Arbeiten außerhalb der Hauptverkehrszeit laufen, gibt's keine nennenswerten Verkehrsbehinderungen, obschon kurzfristig immer eine Fahrspur gesperrt werden muss. (GEA)