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Aktuell Naturtheater

Blick hinter die Kulissen des Reutlinger Naturtheaters

Tag der offenen Tür im Reutlinger Wasenwald: Verregnet, aber trotzdem sehr gut besucht

Abenteuerliche Piratentruppe: Beim Tag der offenen Tür präsentierten die Darsteller Szenenausschnitte aus der Kinderproduktion "
Abenteuerliche Piratentruppe: Beim Tag der offenen Tür präsentierten die Darsteller Szenenausschnitte aus der Kinderproduktion »Pippi auf den sieben Meeren«. Die kleinen Besucher konnten am Bastelstand kreativ werden. Foto: Jürgen Spieß
Abenteuerliche Piratentruppe: Beim Tag der offenen Tür präsentierten die Darsteller Szenenausschnitte aus der Kinderproduktion »Pippi auf den sieben Meeren«. Die kleinen Besucher konnten am Bastelstand kreativ werden.
Foto: Jürgen Spieß

REUTLINGEN. Das Reutlinger Naturtheater lud am Pfingstsonntag – coronabedingt zum ersten Mal wieder seit 2019 – zum Tag der offenen Tür. Neben Einblicken in die Arbeit des ältesten Theaters der Stadt erlebten zahlreiche Interessierte trotz der unsicheren Wetterlage Szenenausschnitte aus den beiden Eigenproduktionen, Führungen und Angebote für Kinder.

»Die letzten beiden Jahre waren wirklich hart für uns«: Rainer Kurze ist die Erleichterung anzusehen, dass es nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen »nun endlich weitergeht«. Der erste Vorsitzende und seine ehrenamtlichen Mitstreiter auf und hinter der Bühne sind dementsprechend hoch motiviert, dem Publikum die beiden Eigenproduktionen »Die Kirche bleibt im Dorf« und »Pippi auf den sieben Meeren« zu präsentieren, nachdem 2020 ganz ins Wasser fiel und 2021 nur das Kinderstück aufgeführt werden konnte.

Lust auf mehr

Beim Tag der offenen Tür gab es schon mal Szenenausschnitte aus den beiden Produktionen zu sehen, die Lust auf mehr machen. Zum Kinderstück »Pippi« erklärte etwa Regisseur Irfan Kars im Gespräch mit Rainer Kurze, was das Publikum erwartet, und ließ die 43 Darsteller schon mal zwei charakteristische Szenen spielen, in denen die Piraten vorführten, dass sie nicht nur kämpfen und entführen, sondern auch singen können.

Foto: Jürgen Spieß
Foto: Jürgen Spieß

Der Tag der offenen Tür, der dieses Mal von Regenschauern nicht verschont blieb, ließ erahnen, was sich während der Proben auf der Bühne abspielt. Er zeigte aber auch, was sich dahinter verbirgt. Bei den Führungen durch die Katakomben des Theaters, die aufgrund der großen Nachfrage in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, konnte man beispielsweise erleben, wie es in der Schneiderei, im Kostüm- oder im Schminkraum aussieht. Die Zweite Vorsitzende Susanne Hammann erklärte, dass dieses Jahr Ausnahmezustand herrsche, da manche Räumlichkeiten im alten Betriebsgebäude nur noch provisorisch genutzt werden können. Schließlich soll die ehemalige Gaststätte Waldesslust und das Betriebsgebäude im kommenden Winter abgerissen und bis spätestens 2025 durch einen Neubau ersetzt werden. Ein letztes Mal konnten Interessierte einen Blick in den Schminkraum werfen, in dem gerade Tanja Günter vom Maskenteam dabei war, Hauptdarstellerin Laura Renn, die die Pippi Langstrumpf spielt, die markanten Zöpfe zu richten.

Jahrzehnte alte Kostüme

Aufschlussreich waren auch die Backstage-Einblicke in den mit mehreren Tausend Teilen vollgestopften Requisitenraum, in dem sich vom uralten Bollerwagen über eine Ritterrüstung bis zum antiken Schwert, das bereits bei Aufführungen in den 1940er-Jahren benutzt wurde, viele ausrangierte und zum Teil auch wiederverwendete Schätze finden lassen. Ein geordnetes Chaos herrscht auch im Kostümraum, in dem zwischen 4 000 und 5 000 Teile aus vielen Epochen lagern. Alexandra Hilbertz, die Leiterin der Kostümschneiderei erklärte, dass die zum Teil jahrzehntealten Kostüme nicht nur für den Theaterbetrieb Verwendung finden, sondern auch verliehen werden.

Wer nach den Führungen wieder frühzeitig in der Zuschauerhalle war, um Szenenausschnitte aus dem Erwachsenenstück »Die Kirche bleibt im Dorf« zu erleben, konnte mitverfolgen, wie die von Hand betriebene Drehbühne mit wenigen Griffen eine Dorfkirche entstehen lässt. Und natürlich war auch für die kleinen Theaterfans gesorgt: Sie konnten sich schminken lassen, am Bastelstand kreativ werden oder am Glücksrad drehen. (GEA)