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Bau-Innung Reutlingen wird hundert Jahre alt

Dank der anhaltenden Hochkonjunktur boomt auch in Reutlingen und Region die Baubranche

Wohnungsbau
Zwei Arbeiter auf einer Baustelle. Foto: Roland Holschneider
Zwei Arbeiter auf einer Baustelle. Foto: Roland Holschneider

REUTLINGEN/LICHTENSTEIN. Die Bau-Innung Reutlingen feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. Und das bei boomender Branche. Denn die Bautätigkeit befindet sich in allen Bereichen weiterhin auf hohem Niveau. Gleichwohl gibt es eine Wachstumsbremse: der Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Kehrseite des Baubooms sind Verzögerungen bei den Genehmigungsverfahren, Baufreigaben und Statiker- beziehungsweise Prüfstatiker-Leistungen.

Konjunkturlokomotive

Vor 100 Jahren haben sich 24 Handwerker zusammengeschlossen und die Freie Baugewerke-Innung für den Oberamtsbezirk Reutlingen als Rechtsvorgängerin der heutigen Bau-Innung gegründet. Was nun gefeiert werden soll. Die wirtschaftliche Situation im Jubiläumsjahr ist für die Betriebe sehr positiv. Obermeister Jörg-Heinz Müller sprach von einer »Konjunkturlokomotive«. Zumal die Nachfrage in allen Baubereichen hoch sei. Im Besonderen gelte dies für den Wohnungsbau, aber auch im Tief- und Straßenbau, so Müller.

Für das laufende Jahr rechnen er und auch der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, mit einer Fortsetzung des Trends. Sie sind davon überzeugt, dass die Perspektiven sogar langfristig hervorragend seien. Und das kommt nicht von ungefähr. Sollen doch in den kommenden Jahren bundesweit 1,5 Millionen neue Wohnungen errichtet werden. Außerdem gelte es in puncto Modernisierung und Instandhaltung einen riesigen Investitionsstau abzuarbeiten. Gleichzeitig müsse der Gebäudebestand energetisch ertüchtigt werden.

Nachwuchskräfte fehlen

Naturgemäß haben derlei Boom-Situationen auch ihre Schattenseiten. Für die Baubetriebe sind dies insbesondere Verzögerungen, etwa bei den Baufreigaben oder den Prüfstatiker-Leistungen. Sie behinderten massiv den Ablauf und die organisatorische Vorbereitung in den Betrieben. Hinzu komme ein spürbarer Fach- und Nachwuchskräftemangel, der sich als Wachstumsbremse schlechthin auswirke.

Dabei seien die Ausbildungszahlen angesichts der demografischen Entwicklung und des intensiven Wettbewerbs sowie des Trends zur akademischen Bildung durchaus noch erfreulich zu nennen. Probleme bestünden vor allem darin, ausgebildete Kräfte langfristig zu binden. Viele verlassen aufgrund ihrer guten Qualifikation nach wenigen Jahren die Bauwirtschaft.

Vorteile der Massivbauweise

Im Jubiläumsjahr sieht die Innung ihre Aufgabe insbesondere darin, neben der Nachwuchswerbung und der Fortbildung ihrer Beschäftigten über die massive Bauweise zu informieren und dafür zu wer-ben. Mit einem landesweiten Netzwerk sollen die Vorteile der Massivbauweise mit ihrer Langlebigkeit, guten Umweltverträglichkeit und Recycelbarkeit hervorgehoben werden. Die Innung Reutlingen wird dieses Vorhaben nicht zuletzt bei der Messe »Handwerk Energie Zukunft« auf dem Festplatz Bösmannsäcker in Angriff nehmen.

Politisch will die Branche darauf einwirken, dass mehr neuer Wohnraum ausgewiesen sowie die finanzielle Förderung von Binneninvestitionen, etwa durch eine erhöhte Abschreibung, vorangetrieben wird. Das Baukindergeld reicht nach Meinung der Branchenvertreter dafür nicht aus. Es schaffe zu wenige neue Wohnungen.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen des Innungsvorstandes gab es nur wenige Veränderungen. Einstimmig wiedergewählt wurde der Reutlinger Obermeister Jörg-Heinz Müller. Ebenfalls einstimmig wiedergewählt wurden seine vier Stellvertreter Tobias Class (Römerstein), Rolf Geckeler (Sonnenbühl), André Kuder (Hülben) sowie Thomas Müller (Riederich).

Dem weiteren Vorstand der Innung gehören an: Peter Böhler (Münsingen), Gerhard Balz (Dettingen), Rolf Hailfinger (Sonnenbühl), Kay Jentz (Reutlingen), Friedrich Klein (Metzingen), Reiner Schädler (Lichtenstein) und Arno Stumm (Münsingen). Nach jahrzehntelanger Tätigkeit im Vorstand war der Bad Uracher Fritz Goller ausgeschieden. Die Kasse wird wie bisher von Marita Armbruster (Reutlingen) sowie Rainer Jentz (Reutlingen) geprüft. (GEA)