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Bahnstreik am Freitag: Stillstand in der Region befürchtet

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat für Freitag einen mehrstündigen Warnstreik im Schienenverkehr angekündigt - und zwar bundesweit. Auch in der Region sollen die Züge stillstehen.

Der Reutlinger Bahnhof. Foto: Frank Pieth
Der Reutlinger Bahnhof.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Wenn die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, EVG, seine Mitglieder am Freitag zu einem mehrstündigen Warnstreik in Deutschland aufruft, dann rechnen viele mit einem absoluten Stillstand im Schienenverkehr. Das werde auch Reutlingen und die Region treffen, prognostizierten Sprecher verschiedener Bahnunternehmen gegenüber dem GEA.

Das Szenario sei einfach vorherzusehen, hieß es aus Kreisen der Bahn. Selbst wenn nur wenige EVG-Mitglieder sich am Streik beteiligten, werde das System Schiene empfindlich gestört. »Wenn ein Stellwerk bestreikt wird, dann stehen sämtliche Signale auf Rot. Dann fährt da kein Zug«, hieß es. Das hätte sofort Auswirkungen auf die Fahrpläne und die Sicherheit. Deshalb sei nicht damit zu rechnen, dass Züge während des Warnstreiks fahren würden - weder in Reutlingen noch in Tübingen und auch nicht in der Landeshauptstadt Stuttgart.

Stresstag für Bahnreisende

Die EVG hat den Zeitraum des Warnstreiks am Freitag von 3 bis 11 Uhr begrenzt. Aber selbst wenn der Bahnverkehr danach wieder aufgenommen wird, dürfte es erfahrungsgemäß einige Zeit dauern, bis die Züge wieder fahrplanmäßig verkehren. Der Freitag dürfte für Bahnreisende also ein Stresstag werden.

Die Bahn reagierte auf die Streikankündigung mit Unverständnis: »Völlig unnütz und unnötig: Deutsche Bahn verurteilt neuerlichen EVG-Streik als reine Mitgliederwerbeaktion«, steht in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme des Unternehmens. DB-Personalvorstand Martin Seiler machte der Gewerkschaft schwere Vorwürfe: »Am Freitag, dem reisestärksten Tag der Woche, trifft er viele Pendler:innen besonders hart. Die EVG hat Maß und Mitte komplett verloren und setzt nur auf Krawall.« Er verwies auf die laufenden Tarifverhandlungen, bei der sich schon Lösungen abzeichneten und auf die nächste Verhandlungsrunde am kommenden Dienstag.

Gewerkschaft will eigene Forderung verhandeln

Mit dem Streikaufruf verbindet die EVG die Forderung nach zwölf Prozent mehr Lohn oder mindestens 650 Euro monatlich mehr, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Sie lehnt gleichzeitig das Angebot der Bahn ab, sich am Schlichterspruch im öffentlichen Dienst zu orientieren: »Wir verhandeln für die Kolleginnen von Bus und Bahn. Insofern erwarten wir, dass von der Deutschen Bahn nicht Empfehlungen an andere Gewerkschaften abgeschrieben werden, sondern konkret auf unsere Forderungen eingegangen wird«, sagte Gewerkschaftsvorstand Cosima Ingenschay.

Auch von der Bahngesellschaft SWEG, die zahlreiche Zugverbindungen zwischen Stuttgart, Reutlingen, Tübingen und Oberschwaben bedient, wurde der Warnstreik kritisiert. In einer schriftlichen Stellungnahme, die dem GEA vorliegt, heißt es: "Die SWEG wird am Freitag, 21. April, nicht direkt bestreikt, da sich der Streikaufruf der EVG in erster Linie an die Beschäftigten von Gesellschaften der Deutschen Bahn AG richtet. Dennoch ist damit zu rechnen, dass es bei der SWEG zu massiven Ausfällen kommt, da wahrscheinlich viele DB-Fahrdienstleiter in den Stellwerken die Arbeit niederlegen werden. Wenn die Infrastruktur der DB Netz AG bestreikt wird, können darauf keine Züge fahren – egal von welchem Unternehmen. Es ist sehr ärgerlich, dass die SWEG erneut in die Tarifauseinandersetzung zwischen DB und EVG hineingezogen wird.  (GEA)