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Aktuell Arbeitskampf

Auch in Reutlingen: Warnstreiks bei Brief- und Paketzentren der Post

Wer auf ein Paket oder einen Brief wartet, der sollte sich vielleicht etwas in Geduld üben: Bei der Post gibt es erneut Warnstreiks, was die Arbeit in den Zustellzentren stark beeinträchtigen dürfte.

Warnstreik bei der Post
Die Post-Beschäftigten wollen mit einem erneuten Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen. Foto: Bernd Wüstneck
Die Post-Beschäftigten wollen mit einem erneuten Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen.
Foto: Bernd Wüstneck

REUTLINGEN. Im Tarifstreit bei der Deutschen Post setzt Verdi erneut auf Warnstreiks. Am Donnerstag rief die Gewerkschaft bundesweit zu Arbeitsniederlegungen auf, um den Druck zu erhöhen und das Management zum Einlenken zu bewegen.

Seit Beginn der Frühschicht finden auch in Baden-Württemberg Arbeitsniederlegungen mit dem Schwerpunkt in der Brief-, Paket- und Verbundzustellung und punktuell in den Brief- und Paketzentren (Verteilzentren) statt, teilte die Gewerkschaft mit. Im Land sind unter anderem die Regionen Stuttgart, Ebersbach an der Fils, Wernau, Villingen-Schwenningen, teilweise Reutlingen, Zollernalb, Südbaden sowie die Metropolregion Rhein-Neckar betroffen. Nach ersten Rückmeldungen aus den Standorten schätzte ein Verdi-Sprecher die Beteiligung an dem Ausstand als hoch ein. »Die Stimmung ist gut«, sagte er.

Die Arbeitnehmerseite fordert 15 Prozent mehr Lohn für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland. Der Firma ist das viel zu viel. Bereits in der vergangenen Woche hatte es dreitägige Warnstreiks gegeben, an denen sich laut Verdi rund 30.000 Beschäftigte beteiligten. Eine Million Pakete und drei Millionen Briefe blieben dadurch zeitweise liegen.

Die Arbeitgeber habe laut Gewerkschaft in der zweiten Tarifverhandlungsrunde in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass sie nicht bereit sind, die Reallohnverluste ihrer Beschäftigten auszugleichen. »Die Streikenden bei der Post haben letzte Woche genau registriert, dass die Beschäftigten bei Mercedes-Benz 7.300 Euro als Beteiligung an Milliardengewinnen ihres Konzerns erhalten, außerhalb der Tarifrunde und on top. Für diese Summe müssen viele Postlerinnen und Postler drei Monate arbeiten«, wird Andreas Henze, Verdi-Landesfachbereichsleiter für Postdienste, Speditionen und Logistik, in der Mitteilung zitiert. »Sie streiken jetzt weiter für die Sicherung ihrer Reallöhne, nachdem sie ihrem Unternehmen in den letzten Jahren Milliardengewinne gesichert haben. Für den Erhalt ihrer Kaufkraft ist eine deutliche Lohnerhöhung notwendig, gerecht und machbar.«

Verdi fordert für die Tarifbeschäftigten eine Entgelterhöhung von 15 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 200 Euro pro Monat Die nächsten Verhandlungen sind für den 8. und 9. Februar geplant.

Post reagiert mit Unverständnis auf Streiks

Ein Sprecher der Post reagierte mit Unverständnis auf die erneuten Arbeitsniederlegungen. Man habe doch bereits angekündigt, zu Beginn der dritten Verhandlungsrunde am 8. Februar ein Angebot vorzulegen. Daher seien die Warnstreiks »unnötig, da sie letztlich nur zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen«.

Die Post hat starke Wachstumsjahre hinter sich, was auch an der Corona-Pandemie lag: Die Menschen bestellten viel mehr im Internet als zuvor. Im vergangenen Jahr sanken die Paketmengen zwar etwas, da sich die Pandemiefolgen abschwächten und die Menschen wieder mehr einkaufen gingen. Auch die konjunkturelle Eintrübung machte sich bemerkbar. Dafür zog aber das zuvor schwächelnde Briefgeschäft wegen steigender Werbesendungen an. Die Perspektiven des Logistikers sind in Zeiten des boomenden Online-Handels weiter positiv. Allerdings machen höhere Kosten etwa für Energie dem Unternehmen zu schaffen.

Die Deutsche Post betont, dass sie finanziellen Spielraum für Investitionen brauche - Investitionen, die die derzeitigen Jobs langfristig absicherten. Stiegen die Personalkosten zu stark, könnte das Investitionen ausbremsen und so die Zukunft eintrüben.

Verlängerung der Warnstreiks möglich

Verdi hingegen verweist auf die Leistungen der Belegschaft in Pandemiezeiten und auf die hohe Inflation, die eine kräftige Entgeltsteigerung erforderlich mache. »Die Streiks sind ein klares Zeichen unserer Mitglieder in Richtung Arbeitgeber«, sagte die Vize-Vorsitzende von Verdi, Andrea Kocsis.

Die Arbeitgeber hätten in der zweiten Tarifverhandlungsrunde in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass sie nicht bereit und auch nicht in der Lage seien, die Reallohnverluste der Beschäftigten auszugleichen, sagte die Gewerkschafterin. »Das ist eine Provokation, auf die die Beschäftigten mit ihren Streiks eine unmissverständliche Antwort geben.« Der Konzern erwarte für 2022 einen Rekordgewinn. »Diesen Erfolg verdankt das Unternehmen der Arbeit der Beschäftigten«, so Kocsis. Auch vor diesem Hintergrund seien die Tarifforderungen »notwendig, gerecht und machbar«.

Die Warnstreiks sind zunächst nur für einen Tag geplant, also bis Mitternacht. Eine Verlängerung ist aber möglich. (dpa/pm)