Logo
Aktuell GEA-AKTION

Atemberaubender Zauber bei »Kultur – klein, fein und fast geheim«

Magie und Poesie verbanden sich im Oertel+Spörer-Saal.

Die Zauberer Wolfram (links) und Gernot Bohnenberger alias »Junge Junge!« begeisterten das Publikum. FOTOS: NIETHAMMER
Die Zauberer Wolfram (links) und Gernot Bohnenberger alias »Junge Junge!« begeisterten das Publikum. FOTOS: NIETHAMMER
Die Zauberer Wolfram (links) und Gernot Bohnenberger alias »Junge Junge!« begeisterten das Publikum. FOTOS: NIETHAMMER

REUTLINGEN. Feines für den Gaumen, Poetisches für die Ohren, Zauberhaftes für die Augen und ein fulminantes Ende als Sahnehäubchen: Rund 70 Gäste genossen mit allen Sinnen den zweiten Abend der Reihe »Kultur – klein, fein und fast geheim« des Reutlinger General-Anzeigers und der Kreissparkasse Reutlingen im Oertel+Spörer-Saal. Köstlichkeiten vom Honauer Forellenhof Rössle wurden an diesem magischen Abend ebenfalls gereicht.

Viele Künstler mussten in der Corona-Pandemie lange auf staatliche Hilfe warten. Während des Lockdowns lag die Kultur     gänzlich brach.    So wurde die Charity-Aktion:    »Rettet die Bühne – Hilfe für Künstler«   von  GEA-Verleger Valdo Lehari jr., der an diesem Abend mit seiner Frau Gabriele Schäfer-Lehari zu Gast war, und GEA-Kulturchef Armin Knauer entwickelt. »In zwei Wochen kamen unglaubliche 91 000 Euro zusammen«, blickte Iris Goldack zurück, die charmant durch den Abend führte. Die »GEA-Novemberhilfe« wurde bereits im Dezember ausbezahlt. Darüber hinaus sollte den Künstlern eine Bühne gegeben werden und voilà, die Reihe mit einem ganz besonderen Spannungsbogen war geboren: Einer der Künstler bleibt bis zum Auftritt geheim – nur wenige Details wurden vorab verraten. Dieses Mal gab Knauer den Hinweis auf »feinfühlige Poesie und nicht weniger feinfühlig dargebotene Musik«.

So fühlte sich der Reutlinger Autor Jochen Weeber an diesem Abend wie ein Geschenk, das unterm Weihnachtsbaum lag und darauf wartete, ausgepackt zu werden. Und damit er nicht die Sorge haben musste, am nächsten Tag umgetauscht zu werden, empfing ihn das Publikum mit einem erfreuten: »Uiiiii«. Nun gut, es wurde kurz geübt und klappte beim zweiten Versuch dann richtig gut. Spätestens als Weeber zu der Erkenntnis gelangte, dass mit pubertierenden Töchtern und Anachronismus nicht zu spaßen ist, wollte das Publikum ihn nicht mehr gehen lassen.

Sie lachten, als sich ein kulinarischer Platzregen auf einen Schauspieler ergoss, und versanken mit Weeber in Gedanken, als er seine feinfühlige Geschichte vom »Wiehern der Seepferdchen« erzählte: »Manchmal ist ein Herz ein Ticketschalter, an dem ich frisch frittierte Träume verkaufen möchte.« Dazu zart klingende Akkordeonmusik, die den Alltag vergessen ließ.

Sekundenlang kopflos

Er spann den Bogen zurück zur Weihnachtszeit und Oscar, durch dessen Eifer die Familie einen Weihnachtsabend eine Laterne anstelle der Weißtanne in die Mitte nehmen ließ. Sein Auftritt bescherte Weeber viel Applaus. Und so ließ er die Zuschauer die Augen schließen. »Die paar Schmerzen sind doch nichts, gemessen an dem Spaß, den wir hatten.«

Und wie von Zauberhand befand sich das Publikum im New York der 1920er- Jahre, als sie die Augen wieder öffneten. Der von Sting besungene »Englishman in New York« begegnet auf der Bühne einem Schuhputzer und ein atemberaubender Zauber beginnt, bei dem der Geschäftsmann sekundenlang kopflos ist. Geld wird zu Goldflitter, Scheine gehen in Flammen auf, Messerklingen blitzen. Die sehenswerte Show der ausgezeichneten Zauberbrüder Wolfram und Gernot Bohnenberger, besser bekannt als »Junge Junge!«, trieb den Zuschauern Tränen in die Augen. Sie gingen nicht nur fingerfertig mit Münzen und Seilen um, sondern entlockten mit ihren humorigen Intermezzi immer wieder laute Lacher.

Wobei dieses Lachen Uli aus Reutlingen, der sich nach »Downtown« Reutlingen wagte, kurzzeitig im Halse stecken blieb. Er ließ sich nicht lumpen und holte einen 50-Euro-Schein aus dem Geldbeutel, damit die Jungs ihre Zauberei wirken lassen konnten – und tatsächlich wechselte der klein gefaltete Schein seine Farbe von braun zu grün.

Freute sich Uli nun über den verdoppelten Einsatz, machte Gernot Bohnenberger flugs eine Spendenbescheinigung draus. Nun ja, zum Trost blieb Uli das geschenkte Duplo, das seinen Einsatz wieder wettmachte.

Die Zauberer errieten mithilfe ihrer Blockflöten die Gedanken zweier Gäste, die Zuschauer erlebten, wie das »Haus des Lebens« trotz hinzukommender Herausforderungen immer in den Rahmen passt, und waren kaum noch zu halten, als der Auftritt in einem rasanten »Hütchenspiel« gipfelte.

»Wahnsinn«, quittierte ein Zuschauer die Wandlungsfähigkeit von »Junge Junge!«, die mit einem Hut und musikalischer Untermalung sich in sekundenschnelle von der Nonne zum Cowboy zu Antje aus den Niederlanden und Darth Vader aus »Star Wars« wandelten. Lachtränen, anhaltender Applaus und Zugaberufe besiegelten das fulminante Ende dieses genussreichen Abends. (GEA)