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Antibiotika-Mangel auch in Reutlingen

Die Versorgungslage mit Antibiotika für Kinder ist kritisch. Der Mangel an Antibiotika-Säften soll bereits in einigen Apotheken in Deutschland dazu geführt haben, dass Kunden, die diese kaufen wollten, weggeschickt werden mussten. Auch in Reutlingen?

Antibiotika
Der Versorgungsmangel bei antibiotikahaltigen Säften sorgt deutschlandweit für eine besorgniserregende Situation. Foto: Waltraud Grubitzsch
Der Versorgungsmangel bei antibiotikahaltigen Säften sorgt deutschlandweit für eine besorgniserregende Situation.
Foto: Waltraud Grubitzsch

REUTLINGEN. Vor rund einem Jahr waren Fiebersäfte für Kinder in Reutlingen Mangelware. Aktuell sind es Antibiotika, insbesondere für Kinder, die nicht mehr zur Verfügung stehen. Deutschlandweit macht sich laut einer Meldung der Deutschen Presse Agentur (dpa) der Mangel deutlich bemerkbar. In einigen Apotheken mussten Kunden sogar schon weggeschickt werden, die das Medikament für ihren Nachwuchs verschrieben bekommen haben. Auch in Reutlinger Apotheken bleibt der Antibiotika-Mangel für Kinder nicht unbemerkt.

»Die Knappheit ist auch bei uns deutlich zu spüren«, sagt die Reutlinger Apothekerin Lisa Wellhäuser. »Trotzdem konnten wir bisher in allen Fällen Patienten, die ein Antibiotikum benötigt haben, mit einer Alternative versorgen und mussten noch keine Familie wegschicken.« Diese besagten Alternativen können dabei sehr unterschiedlich sein: »Kinder brauchen in ihren Medikamenten anderen Dosierungsstärken als Erwachsene. Wir haben dann beispielsweise erst einmal von vorhandenen Medikamenten mit den gleichen, wie vom Arzt verschrieben, Wirkstoffen die Dosierung umgerechnet und an das Kind angepasst.« In seltenen Fällen, wenn der benötigte Wirkstoff gar nicht verfügbar war, wurde nach anderen gesucht. 

Alternativen sind zeitaufwendig und arbeitsintensiv

Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg schreibt auf GEA-Nachfrage zu den Umgangsweisen mit dem Medikamenten-Mangel, dass Apotheken sogar entsprechende Antibiotika-Säfte selbst herstellen. Dabei würden laut dem Pressesprecher des Verbandes entsprechende Antibiotika für Erwachsene, die meist in Tablettenform vorliegen, fachgerecht in eine kindergerechte Dosierung und in die Darreichungsform »Saft« gebracht. Doch so einfach das alles klingt, die eigene Herstellung des Saftes sei sehr zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Sie könne aufgrund der Personalsituation nicht in allen Apotheken erbracht werden. Erschwerend kommt laut dem Landesapothekerverband hinzu, dass es auch aktuell bei Antibiotika für Erwachsene zu erheblichen Lieferengpässen kommt.

Auch in Reutlinger Apotheken werden Alternativ-Medikamente selbst hergestellt und auch der erwähnte erhöhte Zeitaufwand dadurch macht sich deutlich bemerkbar: »Wir müssen viel öfter Rücksprachen mit Ärzten halten, Kunden aufklären und uns dann noch um die Herstellung der Alternativen kümmern, das spüren wir deutlich in unserem Arbeitsalltag«, sagt Wellhäuser. Zusätzlich belastet die Apothekerin aber noch ein weiteres Thema: Aktuell wurden laut ihr die erleichterten Abgabebedingungen für Apotheken nur bis Juni verlängert. »Bei den erleichterten Abgabebedingungen geht es darum, dass wir die Alternativ-Medikamente leichter von der Kasse erstattet bekommen. Sollte das irgendwann nicht mehr der Fall sein, der Mangel aber nicht beseitigt, müssen wir uns bei jeder Herstellung noch Gedanken darüber machen, ob wir dafür Geld bekommen oder nicht«, sagt Wellhäuser.

Grund für Engpass: Zu hoher Bedarf

Wie sieht es eigentlich in der Reutlinger Klinik aus? Macht sich der Antibiotika-Mangel auch dort bemerkbar? »Im stationären Bereich merken wir nichts davon«, sagt Lukas Schult, Pressesprecher der Kreiskliniken. Der Chefarzt der Kindermedizin im Reutlinger Klinikum hatte ihm das zuvor bestätigt. Auch auf der Webseite der Bundesagentur für Arznei und Medizinprodukte (BfArM) steht, dass »Klinikapotheken bisher nicht von einer Unterversorgung betroffen« sind. Der Grund für die gemeldeten Lieferengpässe ist laut BfArM der deutlich gestiegene Bedarf an Antibiotika, der nicht kompensiert werden kann und der selbst durch eine erhöhte Produktion nicht gedeckt werden kann. (GEA)