REUTLINGEN. Rund 150 Menschen hatten sich heute Abend auf dem Reutlinger Marktplatz versammelt. Sie standen in einem großen Kreis um eine Installation der Seebrücke herum: Diese bestand aus mehreren aufgeklappten Regenschirmen, aufgeblasenen Rettungsringen, Teelichtern und einem Stuhl. Dieser Stuhl hatte eine symbolische Bedeutung: Wenn Deutschland - wie am Sonntag vom Koalitionsausschuss beschlossen - 1000 bis 1500 Flüchtlingskinder von den griechischen Inseln aufnehmen würde, kämen rund 195 nach Baden-Württemberg, rechnete Asylpfarrerin Ines Fischer vor. Nach Reutlingen wiederum käme dann genau ein Kind - und für dieses Kind stand der eine, blaue Stuhl. »Aber wir können doch noch mehr«, forderte Fischer.
»Das einzige, was wir an der Grenze schützen müssen, sind Menschenrechte«, sagte Katharina Bausch von der Seebrücke - und bekam dafür spontanen Applaus. Sie prangerte in ihrer Rede Gewaltausbrüche und Ablehnung gegenüber Flüchtlingen an. Dann schwiegen alle, die sich auf dem Marktplatz versammelt hatten, eine Minute lang: Zum Gedenken an alle, die auf der Flucht und an den Grenzen ihr Leben verloren haben. (GEA)