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103-jährige Reutlingerin: »Mein Leben war nie langweilig«

Erika Kraft ist 103 Jahre alt. Gestern gratulierte ihr Finanzbürgermeister Alexander Kreher

Einen Blumenstrauß und beste Wünsche gab es für Erika Kraft von Finanzbürgermeister Alexander Kreher.  FOTO: BÖHM
Einen Blumenstrauß und beste Wünsche gab es für Erika Kraft von Finanzbürgermeister Alexander Kreher. FOTO: BÖHM
Einen Blumenstrauß und beste Wünsche gab es für Erika Kraft von Finanzbürgermeister Alexander Kreher. FOTO: BÖHM

REUTLINGEN. »Ich habe laufend spannende Sachen erlebt. Mein Leben war nie langweilig«, sagte Erika Kraft. Gestern feierte sie im Mutter-Werner-Heim ihren 103. Geburtstag. Finanzbürgermeister Alexander Kreher überbrachte die Glückwünsche der Stadt.

Die Jubilarin wurde als Erika Maier am 21. Januar 1917 in Stuttgart geboren und wuchs mit vier Geschwistern auf. Der Vater war, wie mehrere Familienmitglieder, Pfarrer. »Weil ich Fürsorgerin werden wollte, absolvierte ich eine Ausbildung als Krankenschwester und legte das Staatsexamen ab«, sagte Erika Kraft. Eine Ausbildung im Fröbelseminar Stuttgart als Erzieherin schloss sich an.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie in Bremen als Erzieherin und wurde dann als Krankenschwester nach Stuttgart einberufen. In einer Tübinger Studentengruppe lernte sie Alfred Kraft kennen. 1941 heirateten die beiden. Im Krieg war Kraft als Sturmbootfahrer eingesetzt und wurde 1946 aus französischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Drei Kinder, Bärbel, Friedgunde und Ulrich, gingen aus der Ehe hervor. Erika Kraft gab 20 Jahre lang Geburtsvorbereitungskurse im Haus der Familie.

Von 1946 bis 1956 war Alfred Kraft Pfarrer in Oferdingen. »Wir hatten ein offenes Haus, es war immer sehr familiär«, erinnert sich Erika Kraft. Sie könne sich sehr gut daran erinnern und habe bis heute ein gutes Namensgedächtnis. Die Tätigkeit als Pfarrfrau sei auf sie zugeschnitten gewesen. Sie machte Hausbesuche und leitete Frauenkreise und den Mädchenkreis.

»Wir hatten auch einen Patenmädchenkreis in der ehemaligen DDR in der Nähe von Halle. Dorthin habe ich heute noch Kontakte.« Für die Christen in der DDR sei es nicht einfach gewesen. »Wir haben erlebt, dass jemand abgeführt wurde, nur weil er im evangelischen Gemeindeblatt las.« 1956 wurde Alfred Kraft Pfarrer in Betzingen.

In der Freizeit wurde viel Ski gefahren, geschwommen und gewandert. »Wir haben die ganze Welt gesehen«, berichtet die Jubilarin. Ihre Hobbys waren unter anderem Malerei und Scherenschnitte, die sie auch auf Ausstellungen zeigte. Bis vor Kurzem nahm sie Malunterricht.

1963 starb ihr Mann, Erika Kraft zog in ein eigenes Haus in Orschel-Hagen. Kurz vor ihrem 100. Geburtstag siedelte die Seniorin dann ins Mutter-Werner-Heim über. »Ich habe immer sehr bewusst gelebt und mache das heute noch«, sagt sie. Jeden Tag gehe sie spazieren. Bis 1985 lernte sie Englisch an der VHS. »Letztes Jahr habe ich mich noch mit einem Ingenieur auf Englisch unterhalten. Manchmal rede ich auch zur Übung mit mir selbst Englisch.«

Wichtig seien ihr zwischenmenschliche Kontakte, unter anderem die gute Tischgemeinschaft. Gibt es einen Rat für die Jüngeren? »Was man mit Freude macht, gelingt besser.« Am Wochenende feiert Erika Kraft mit ihren Kindern, vier Enkeln und sechs Urenkeln. (GEA)