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Loblied auf den integrativen Saft

Mitglieder des Integrationsrats zu Gast auf dem 38. Reutlinger Weindorf.  FOTO: PRIVAT
Mitglieder des Integrationsrats zu Gast auf dem 38. Reutlinger Weindorf. FOTO: PRIVAT
Mitglieder des Integrationsrats zu Gast auf dem 38. Reutlinger Weindorf. FOTO: PRIVAT

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Muss es sein. Unbedingt. Das finden Menschen, die andern gern eine Zuflucht vor Krieg und Verfolgung bieten wollen: weil die eigenen Vorfahren als Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge etwa in den USA einst ein neues Leben beginnen konnten; weil sie entsprechend Kants Kategorischem Imperativ auch selber im Notfall irgendwo aufgenommen werden möchten; oder aus reinem Altruismus. Das stellt nicht zuletzt aber auch das Bundesinnenministerium fest. Durch die Bevölkerungsentwicklung »sind wir auf Zuzug aus anderen Ländern angewiesen«, heißt es da. Und geradezu rieslinghaft trocken weiter: »Gleichzeitig wollen viele Menschen als Arbeitnehmer, Fachkräfte oder Selbstständige nach Europa und Deutschland kommen, junge Menschen möchten hier studieren oder eine Ausbildung absolvieren.« Super, das passt doch! Ergo: Wem daran liegt, dass irgendwer mal unsere Rente finanziert, der stimme ein in den Lobgesang auf die Integration. Ein Prosit, ein Hoch!

Schön und gut, richtig und wichtig, aber zu abstrakt? Beim Reutlinger Herbst lässt sich die integrative Kraft gemeinsamen Feierns hautnah erleben. Steht da doch eine junge dunkelhäutige Frau im Dirndl hinterm To-go-Stand der »Sommerlaube« und strahlt Passanten wie Gäste so herrlich an wie das ikonische Sonnen-Logo. Und der Festbesucher aus Martinique – in Karohemd und Trachtenlederhose quasi schwerstintegriert – erklärt seinen Ex-Kolleginnen dialektal angekommen: »drhoim sterbad d’Leit!«

Seit die Wirte vermehrt auch alkoholfreie Rebensäfte anbieten, überwindet dieses Weindorf selbst religiös motivierte Trennlinien. Erstmals sah sich das jüngst der Reutlinger Integrationsrat geschlossen mal ganz aus der Nähe an.