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Aktuell Stadtgeschichte

»Geheimnisse der Heimat« aus Reutlingen gesucht

Der GEA geht Dingen und Stellen, an denen man achtlos vorübergeht, auf den Grund. Wissen Sie von Unscheinbarem in der Stadt, hinter dem eine große Geschichte steckt? Dann melden Sie sich! Es gilt, 50 Reutlinger Geheimnisse zu lüften.

Der Reutlinger Spitalhof an sich ist kein Geheimnis. Auffällig und schmuck überragt er in exponierter Lage die Fußgängerzone und
Der Reutlinger Spitalhof an sich ist kein Geheimnis. Auffällig und schmuck überragt er in exponierter Lage die Fußgängerzone und den Marktplatz. Aber was hat es mit einer Gruppe von Figuren etwas rechts von der Bildmitte unterm Dachvorsprung auf sich? Foto: Claudia Reicherter
Der Reutlinger Spitalhof an sich ist kein Geheimnis. Auffällig und schmuck überragt er in exponierter Lage die Fußgängerzone und den Marktplatz. Aber was hat es mit einer Gruppe von Figuren etwas rechts von der Bildmitte unterm Dachvorsprung auf sich?
Foto: Claudia Reicherter

REUTLINGEN. Als Lokalredakteurin Eva-Maria Bast 2010 in Überlingen eine kleine Einritzung an einer Hauswand entdeckt hatte, die ihr zuvor noch nie aufgefallen war, nahm eine Erfolgsgeschichte ihren Lauf. Ihre Recherchen ergaben, dass dieser Strich mit einem Vulkanausbruch in Indonesien zusammenhing. Das faszinierte sie - und begeisterte wenig später durch die daraus entwachsene Serie für Basts Heimatzeitung auch die Jury der Konrad-Adenauer-Stiftung, die seit 1980 den Deutschen Lokaljournalistenpreis vergibt.

Heute hat Eva-Maria Bast die Überlinger Redaktion hinter sich gelassen, ist als Bestsellerautorin, Dozentin und Verlegerin viel unterwegs - unter anderem war sie jüngst in Reutlingen. Denn »Geheimnisse der Heimat« wurde zur Buchreihe. Mit rund 50 verschiedenen Co-Autoren begab sie sich dafür schon in Deutschlands Städten auf die Suche nach kleinen, unscheinbaren Dingen, an denen man oft achtlos vorübergeht, hinter denen aber große Geschichten stecken. Damit möchte sie »Geschichte greifbar« und für viele Menschen interessant machen. Zuletzt hat sie dazu den GEA ins Boot geholt - für ein Buch voller »Geheimnisse der Heimat« über Reutlingen.

Links ein Weiblein, rechts ein Männlein und dazwischen ein - hm - gefiederter Bock, Drache, Monster? Das Geheimnis um diese drei
Links ein Weiblein, rechts ein Männlein und dazwischen ein - hm - gefiederter Bock, Drache, Monster? Das Geheimnis um diese drei Figuren über dem Wort »Marcus« an der Außenfassade des Spitalhofs möchte die GEA-Redaktion gern lüften. Foto: Claudia Reicherter
Links ein Weiblein, rechts ein Männlein und dazwischen ein - hm - gefiederter Bock, Drache, Monster? Das Geheimnis um diese drei Figuren über dem Wort »Marcus« an der Außenfassade des Spitalhofs möchte die GEA-Redaktion gern lüften.
Foto: Claudia Reicherter

Die GEA-Redakteure Dieter Reisner und Claudia Reicherter haben nun bis April die schöne Aufgabe, für das Buchprojekt 50 »Reutlinger Geheimnisse« zu lüften. Deshalb streifen sie bereits seit Wochen besonders aufmerksam durch die Stadt und ihre Bezirksgemeinden. Sie suchen Objekte, Bauwerke und allgemein zugängliche Orte, hinter denen besondere Anekdoten stecken. Sie wollen aber außerdem die Menschen, die sich um ihre Stadt und deren Geschichte bemühen und kümmern, würdigen. Deshalb suchen die Autoren Reutlinger, die sich in ihrem Stadtteil oder ihrer Bezirksgemeinde gut auskennen. Als »Geheimnispaten« sollen sie im Buch zu Wort kommen, mit dem geheimnisvollen Ort oder Objekt auch zu sehen sein und so im Mittelpunkt der Geschichten stehen.

Fällt Ihnen an diesem Haus etwas auf? Den Geheimnisforschern des GEA schon: Sie wollen gern etwas über die Entstehung und Funkti
Fällt Ihnen an diesem Haus etwas auf? Den Geheimnisforschern des GEA schon: Sie wollen gern etwas über die Entstehung und Funktion des Mini-Tors rechts vom Eingang zu diesem Haus in der Metzgerstraße erfahren. Foto: Claudia Reicherter
Fällt Ihnen an diesem Haus etwas auf? Den Geheimnisforschern des GEA schon: Sie wollen gern etwas über die Entstehung und Funktion des Mini-Tors rechts vom Eingang zu diesem Haus in der Metzgerstraße erfahren.
Foto: Claudia Reicherter

Eine erste Sammlung an Themenideen steht. Einige ausgewiesene Reutlingen-Kenner haben sich bereit erklärt, bei der Aufdeckung kurioser Hintergründe zu helfen. Aber es gibt Fälle, da sind selbst Stadtarchivare, Geschichtsvereinsexperten, Museumsleiter und Touristenführer überfragt. Für einige offene Fragen soll nun die sogenannte Schwarmintelligenz angezapft werden.

Detailaufnahme des kleinen Tors an einem Haus an der Ecke Metzgerstraße/Weibermarkt. Ist das eine altertümliche Katzenklappe?
Detailaufnahme des kleinen Tors an einem Haus an der Ecke Metzgerstraße/Weibermarkt. Ist das eine altertümliche Katzenklappe? Foto: Claudia Reicherter
Detailaufnahme des kleinen Tors an einem Haus an der Ecke Metzgerstraße/Weibermarkt. Ist das eine altertümliche Katzenklappe?
Foto: Claudia Reicherter

Zum Beispiel fragt sich Claudia Reicherter: Was steckt hinter dem Mini-Tor in der Mauer neben dem Zugang zum Eckhaus Weibermarkt/Metzgerstraße gegenüber dem M 59? Ist das eine frühzeitliche Katzenklappe oder eine Durchreiche für Holzscheite in den Keller?

Wie kommt der Stein mit den Lebensdaten des Reutlinger Dichters Ludwig Finckh an die Achalm?
Wie kommt der Stein mit den Lebensdaten des Reutlinger Dichters Ludwig Finckh an die Achalm? Foto: Claudia Reicherter
Wie kommt der Stein mit den Lebensdaten des Reutlinger Dichters Ludwig Finckh an die Achalm?
Foto: Claudia Reicherter

Warum der einst angesehene Reutlinger Literat und Hesse-Freund Ludwig Finckh öffentlich in Ungnade gefallen ist, lässt sich bei einem Ausflug auf die Bodensee-Halbinsel Höri im Hesse-Museum in Gaienhofen herausfinden - es hat unter anderem mit Finckhs zustimmender Einstellung »zur planmäßigen Züchtung von Menschen und zur Euthanasie« zu tun. Aber wie kommt ein Stein mit den Lebensdaten des Dichters - 1876 bis 1964 - an den Achalm-Aufstieg? Ist es ein Gedenk- oder Grabstein? Weshalb wurde dafür diese Stelle gewählt?

Warum ist der Achalm-Turm mit metallenen Zeichen verziert? Sie sehen aus wie Buchstaben, aber was bedeuten sie?
Warum ist der Achalm-Turm mit metallenen Zeichen verziert? Sie sehen aus wie Buchstaben, aber was bedeuten sie? Foto: Claudia Reicherter
Warum ist der Achalm-Turm mit metallenen Zeichen verziert? Sie sehen aus wie Buchstaben, aber was bedeuten sie?
Foto: Claudia Reicherter

Zudem stachen ihr beim Blick nach oben allerlei geheimnisvolle Ausschmückungen an bekannten Bauwerken ins Auge: Was bedeuten die Zeichen, mit denen der Achalm-Turm verziert ist? Sie sehen aus wie Buchstaben, aber wofür stehen die?

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass an einem der beiden kleinen Türme der Marienkirche Tiere hängen? Eine Fledermaus, eine Sch
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass an einem der beiden kleinen Türme der Marienkirche Tiere hängen? Eine Fledermaus, eine Schnecke, ein Salamander, eine Spinne - was führt die dorthin? Foto: Claudia Reicherter
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass an einem der beiden kleinen Türme der Marienkirche Tiere hängen? Eine Fledermaus, eine Schnecke, ein Salamander, eine Spinne - was führt die dorthin?
Foto: Claudia Reicherter

Auch einer der beiden kleinen Türme der Marienkirche wirft Fragen auf: Weiß jemand, weshalb dort knapp unterhalb des Dachs Abbildungen von Tieren angebracht sind? Fledermaus, Schnecke, Salamander und Spinne: Was haben sie zu bedeuten? Und was macht der Adler am Eck der ehemaligen Apotheke zwischen Wilhelmstraße und Markplatz? Weshalb ist Reutlingen auf alten Radios zwischen London, Marseille, Paris und Algier aufgeführt? Geheimnislüfter für all diese Fragen sind willkommen.

Weshalb sitzt an der einstige Apotheke am Marktplatz ein Adler? Auch so eine Frage, die man unter den 50 "Geheimnissen der Heima
Weshalb sitzt an der einstige Apotheke am Marktplatz ein Adler? Auch so eine Frage, die man unter den 50 »Geheimnissen der Heimat« beantworten könnte. Foto: Claudia Reicherter
Weshalb sitzt an der einstige Apotheke am Marktplatz ein Adler? Auch so eine Frage, die man unter den 50 »Geheimnissen der Heimat« beantworten könnte.
Foto: Claudia Reicherter

Dieter Reisner sucht Experten für Straßennamen wie das Reutlinger Diebsteigle. Und möchte einer Gruppe von Figuren unterm Dachvorsprung der Spitalhoffassade auf den Grund gehen. Links ein Weiblein, rechts ein Männlein - und dazwischen was? Ein gefiederter Bock, ein Drache, ein Monster? Unter den drei Figuren steht »Marcus«. Wissen Sie etwas darüber? Dann helfen Sie mit, lassen Sie uns Ihre Erklärungen zukommen, möglichst fundiert, keine Märchen.

Geheimnis-Paten bitte melden

Wer ein Reutlinger Geheimnis hütet und dies teilen möchte oder Antworten auf eine unserer Fragen hat, wende sich gerne schriftlich oder telefonisch an die Lokalredaktion Reutlingen des Reutlinger General-Anzeigers, Burgstraße 1-7, 72764 Reutlingen, Stichwort »Geheimnisse der Heimat«; per E-Mail an claudia.reicherter@gea.de oder dieter.reisner@gea.de; oder am Telefon unter 07121 302341. Wir werden die Themen aufnehmen, prüfen, weiterverfolgen und gegebenenfalls gern in unsere Liste aufnehmen. (dia)

Auch wenn Sie von einem besonders gut gehüteten Geheimnis wissen, freuen wir uns, wenn Sie uns das zuflüstern. Die beiden Redakteure prüfen und sammeln im Lauf der nächsten Monate diese Geschichten, um sie in der Reutlingen-Ausgabe der Buch-Reihe, die im Herbst 2026 erscheinen soll, und danach zum Teil auch im GEA wiederzugeben. (GEA)