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Tarifflucht? Gewerkschaft prangert Tübinger Firma Himmelwerk an

Weil sie bei der Tübinger Firma Tarifflucht vermutet, hat IG Metall zu einer Mittagspausenaktion dort aufgerufen.

IG-Metall-Fahnen
Fahnen der Gewerkschaft IG-Metall. Foto: Gollnow/dpa
Fahnen der Gewerkschaft IG-Metall.
Foto: Gollnow/dpa

TÜBINGEN. Die Industrie-Gewerkschaft Metall wirft dem Tübinger Unternehmen Himmelwerk Tarifflucht vor. An einer Mittagspausenaktion beteiligte sich einer Pressemitteilung der Gewerkschaft zufolge gestern nahezu die gesamte 50 Personen starke Belegschaft. Hintergrund laut IG Metall Reutlingen-Tübingen: Bereits zum Jahreswechsel hatte die Geschäftsführung ihre Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband Südwestmetall gekündigt – offensichtlich, um den Beschäftigten die Tarifbindung zu nehmen.

Der Betriebsrat sei erst Mitte Februar darüber in Kenntnis gesetzt worden. Die IG Metall fordert nun einen Anerkennungstarifvertrag. Bei einer Befragung unter den Beschäftigten hätten sich 93 Prozent der Mitarbeiter dafür ausgesprochen.

Christian Sernatinger, Geschäftsführer der Himmelwerk Hoch- und Mittelfrequenzanlagen GmbH, sagte auf Anfrage des GEA, maßgeblich für den Austritt aus Südwestmetall sei gewesen, dass die Komplexität der Tarifverträge kaum noch verständlich sei: »Das passt zu so einer kleinen Firma wie Himmelwerk nicht mehr.« Das Unternehmen wolle die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend verändern. Es sei ein Vergütungssystem vorgesehen, bei dem die Mitarbeiter am Erfolg teilhaben sollen.

505000 Euro Gewinn 

Tanja Silvana Nitschke, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Reutlingen-Tübingen, stellte klar: »Die Beschäftigten von Himmelwerk wollen eine Zukunft mit Tarifvertrag, daraus ergibt sich für uns ein klarer Handlungsauftrag.« Ludwig Joos, zuständiger Gewerkschaftssekretär für Himmelwerk, ergänzte: »Im vergangenen Jahrzehnt war die wirtschaftliche Situation bei Himmelwerk wechselhaft. Die Belegschaft hatte dabei immer wieder auf tarifliche Ansprüche verzichtet und mit diesen Beiträgen die Zukunftsfähigkeit ganz wesentlich gestützt. Jetzt, wo schwarze Zahlen geschrieben werden, begeht die Firma Tarifflucht.«

Himmelwerk ist Sernatinger zufolge Spezialist für Hochfrequenzanlagen und Mittelfrequenzanlagen zur induktiven Prozesswärme. Der Jahresumsatz liege zwischen 8 und 9 Millionen Euro. Dem elektronischen Bundesanzeiger ist zu entnehmen, dass Himmelwerk im Geschäftsjahr 2020/21 (30. Juni) einen Gewinn von 505.000 Euro erzielte – im Geschäftsjahr zuvor stand ein Verlust von 156.000 Euro zu Buche. (GEA)