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Aktuell Konjunktur

IHK Reutlingen: Kleine Unternehmen fahren auf Sicht

Sonderauswertung der Industrie- und Handelskammer Reutlingen zur Situation von Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten. Hoffnung auf neue Regierung.

Das Logo der Industrie- und Handelskammer. Foto: Marijan Murat
Das Logo der Industrie- und Handelskammer.
Foto: Marijan Murat

REUTLINGEN. Die Einpersonen- und Kleinstunternehmen (EKU) sehen die stagnierende Inlandsnachfrage als derzeit größte wirtschaftliche Herausforderung, zeigt eine Sonderauswertung des jüngsten Konjunkturberichts der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen.

59 Prozent der EKU-ler – das sind Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten – machen sich demnach Sorgen wegen der Inlandsnachfrage. Weil die allermeisten Kleinbetriebe in der Regel wenig oder nicht exportieren, hängen sie besonders stark vom Geschäft im Inland ab. Im Ranking der Herausforderungen folgen steigende Energiepreise (45 Prozent), hohe Arbeitskosten (42 Prozent) und die aktuelle Wirtschaftspolitik (36 Prozent).

Zurückhaltung bei Investitionen

Vor allem der letztgenannte Punkt ist laut IHK-Erhebung gegenüber dem Jahresbeginn 2024 um acht Prozentpunkte angestiegen. »Die Wirtschaft stand zu wenig im Fokus der Bundespolitik, über die Anliegen von kleinen und kleinsten Unternehmen wurde faktisch gar nicht gesprochen. Dabei sind EKU quantitativ und strukturell das Rückgrat der heimischen Wirtschaft«, kritisiert Bert Bormann, Vorsitzender des Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen der IHK Reutlingen.

Die Einschätzung von Lage und Ausblick sind gemäß Sonderauswertung bei den Einpersonen- und Kleinstunternehmen insgesamt mäßig: 31 Prozent bezeichnen ihre Lage als »gut«, 26 Prozent nennen sie »schlecht«. Beim Blick auf die kommenden zwölf Monate gehen 11 Prozent von einer Verbesserung aus, knapp ein Drittel der Betriebe rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäfte.

Bert Bormann, Vorsitzender des Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen der Industrie- und Handelskammer Reutlingen.
Bert Bormann, Vorsitzender des Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK
Bert Bormann, Vorsitzender des Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK

Dementsprechend berichten zwei von fünf EKU von sinkenden Auftragseingängen, 47 Prozent verbuchen gleichbleibende Auftragsvolumina. Bei den Investitionen planen die kleinen und kleinsten Betriebe sehr zurückhaltend: Nur 13 Prozent wollen in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren als zuvor. Das ist der niedrigste Wert unter allen Unternehmensgrößenklassen, so die IHK-Konjunkturumfrage.

»Viele EKU-ler fahren derzeit auf Sicht und kümmern sich in erster Linie darum, ihren Auftragsbestand auszubauen. Investitionen werden eher geschoben«, wird Bormann zitiert. Über alle befragten EKU-ler wird die Ertragslage mehrheitlich als solide beschrieben: 48 Prozent nennt sie »befriedigend«, 22 Prozent stufen sie als »gut« ein.

Bürokratieabbau gefordert

Die Einpersonen- und Kleinstunternehmen hoffen, dass die Anliegen der Wirtschaft bei der künftigen Regierung einen stärkeren Schwerpunkt bilden und sich vor allem beim Thema Bürokratieabbau die Schlagzahl erhöht. »Wir Kleine sind von Regularien und Meldepflichten besonders betroffen, weil wir nicht die Beschäftigten haben, die sich darum kümmern können«, stellt der Vorsitzende des IHK-Ausschusses fest. »Ich würde mich sehr freuen, wenn wir als EKU-ler im neuen Koalitionsvertrag mit unseren Themen Berücksichtigung finden.«

Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. Aus der aktuellen Umfrage der IHK Reutlingen vom Jahresanfang wurden die Rückmeldungen von 82 Einpersonen- und Kleinstunternehmen (EKU) ausgewertet. Fragen zum Thema beantwortet Vincent Schoch, Leiter Handel und Einpersonen- und Kleinunternehmen. (GEA)

07121 201167

schoch@reutlingen.ihk.de

www.ihkrt.de/konjunktur