TÜBINGEN. Das Tübinger Unternehmen Walter Maschinenbau GmbH hat der Belegschaft völlig überraschend mitgeteilt, dass es beabsichtigt, 10 Prozent der Arbeitsplätze abzubauen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Gewerkschaft IG Metall hervor.
Zum Teil soll dies über Aufhebungsverträge geschehen, die der Arbeitgeber einigen von ihm ausgewählten Arbeitnehmern anbieten möchte, zum Teil soll es aber auch betriebsbedingte Kündigungen geben. Die IG Metall mutmaßt, dass die gesetzlich vorgeschriebene Sozialauswahl nicht vorgenommen oder werden soll.
»Für uns ist dieser Schritt überhaupt nicht nachvollziehbar«, so der zuständige IG Metall Gewerkschaftssekretär Ralf Jaster. »Jahrelang war das Unternehmen Klassenprimus in der Region mit ständig steigenden Umsätzen und sehr hohen Gewinnen. Letztes Jahr sind die Gewinne zwar zurückgegangen, trotzdem konnten viele andere Unternehmen von solchen Zahlen nur träumen. Jetzt, nach nur drei Monaten Kurzarbeit im Zuge der Coronakrise, will man die Leute rausschmeißen, die diese Erfolgsstory erst möglich gemacht haben.«
Während andere Unternehmen in solchen Situationen das Gespräch mit der IG Metall suchen würden, um die Bewältigung der Krise mit tariflichen Werkzeugen zu unterstützen, handle die Firma ohne Abstimmung mit der Tarifvertragspartei oder dem Betriebsrat.
Das sei im Besonderen ärgerlich, weil das für Arbeitgeber inzwischen sehr vergünstigte Instrument der Kurzarbeit bei weitem noch nicht ausgeschöpft wurde, so Jaster weiter.
Es scheine, dass nach dem Verkauf von Walter Maschinenbau 2018 an eine Schweizer Investorengruppe unter der Führung des Schweizer Milliardärs Martin Ebner, einseitig nur auf die Gewinne geschielt würde, ohne der sozialen Verantwortung gegenüber den Beschäftigten gerecht zu werden.
»Der Arbeitgeber will nun mit von ihm ausgewählten Beschäftigten individuell über Aufhebungsverträge verhandeln,« berichtet der Betriebsratsvorsitzende Jörg Bernhard. »Wir empfehlen den Betroffenen dringend, zu diesen Gesprächen ein Betriebsratsmitglied ihres Vertrauens mitzunehmen und nichts ohne eine rechtliche Prüfung zu unterschreiben.« Betriebsrat und IG Metall fordern das Unternehmen auf, umgehend in Verhandlungen über die Sicherung der Arbeitsplätze einzutreten.
Für eine Stellungnahme von Unternehmensseite war bis jetzt (Stand 16.20 Uhr) niemand zu erreichen. (pm)