ST. JOHANN. Das Wagnis hat sich gelohnt, das Karl Rauscher und einige Mitstreiter vor 20 Jahren auf sich genommen haben. Mehr im privaten Freundeskreis verlief der erste Versuch, im Hof seines Getränkemarktes in Lonsingen Gewerbetreibende aus St. Johann vorzustellen. Am kommenden Samstag und Sonntag, 10. und 11. Juni, startet nun nach einer längeren Corona-Auszeit zum neunten Mal die Gewerbeschau St. Johann. Mehr als 30 Betriebe, Direktvermarkter, Vereine und Einrichtungen haben sich angemeldet. Am Samstag um 15 Uhr eröffnen die 64er-Oldies des Musikvereins Upfingen das Event, das Unterhaltung für Kids und Erwachsene in der und um die Gemeindehalle bietet. Am Sonntag ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
»Das Schaufenster hat sich etabliert«, sind sich nicht nur Bürgermeister und Organisatoren einig. Doch noch einmal zurück zu den Anfängen: Das größere Gelände am Sportheim Lonsingen diente dem zweiten Anlauf mit Festzelt, Frühschoppen mit der Föhrenberger Blasmusik und einigen Ausstellern. »Zu fünft waren wir am Anfang – und haben da schon festgestellt: Der Platz ist zu klein«, bemerkt Rauscher. Aber die Idee sei gut gewesen, und am Sektstand wurde sie weitergesponnen – hin zu einer zweitägigen Gewerbeschau in großem Rahmen mit vielen Handwerkern und Dienstleistern. Mit ihrem Vorhaben stießen die Organisatoren der ersten Stunde auf große Resonanz im Rathaus. Der damalige Bürgermeister Eberhard Wolf regte an, die Gemeindehalle in Würtingen und den angrenzenden, großzügigen Festplatz für das Schaufenster St. Johann zu nutzen. Das Organisatorenteam habe sich miteinander besprochen und dem Vorschlag zugestimmt.
Aussteller aus dem Umland
»Das war eine super Sache, was die dann auf die Füße gestellt haben. Und alles mit prima Erfolg, auch für die Gemeinde«, anerkennt Eberhard Wolf deren Mut und Leistung. »Die Verantwortung und das finanzielle Risiko lagen bei den Verantwortlichen. Die Gemeinde sicherte lediglich Unterstützung zu.« Rauscher war der Macher, Petra Rapp als »gute Seele« kümmerte sich um die verwaltungstechnischen Aufgaben, und Wolfgang Schiller übernahm die Öffentlichkeitsarbeit. Mit dabei war auch der Vorsitzende des Tourismusvereins Helmut Schepper. »Wir haben nicht gedacht, dass unser Konzept so gut aufgeht und so erfolgreich wird«, bekennt Rauscher als Drahtzieher.
Mit 22 Ausstellern startete 2005 die erste Ausgabe der Gewerbeschau am neuen Standort. Was nicht vom St. Johanner Gewerbe abgedeckt werden konnte, ergänzten Aussteller aus dem Umland. Vorrang hatten und haben aber immer noch die ortsansässigen Betriebe. Die Zahl der Teilnehmer stieg stetig an, erreichte 2019 die Höchstzahl von mehr als 60. Auch die Palette der Angebote vervielfältigte sich, wurde immer attraktiver unter anderem mit Direktvermarktern, Modenschau, Segwayfahren, Kosmetik, Kunst und verschiedenen Institutionen. Auch die Gemeinde präsentierte sich, gewährte Einblicke in Forst und Bauhof. »Absolutes Highlight war die Präsenz der französischen Partnerstadt Thénezay mit ihren regionalen Produkten wie Käse, Kekse und Wein«, führt Wolf aus.
Aus der Not entstanden, habe sich der Bodenbelag im Zelt als Knüller erwiesen: »Bei einer Veranstaltung hat es richtig geschüttet, der Boden war aufgeweicht, also nicht sehr erfreulich«, erzählt Wolf. Dann hatte jemand die Idee, Hackschnitzel als Unterlage zu verwenden. »Das ist sehr angenehm, darauf zu gehen, sieht sauber aus und riecht super.«
All diese Vorzüge tragen dazu bei, diese zweijährig ausgetragene kleine Messe zu etwas ganz Besonderem zu machen. »Vor allem waren wir als Gemeinde in dieser Größe eine der ersten, die so etwas zustande und alle sechs Ortsteile zusammen gebracht hat«, zeigt sich der ehemalige Rathauschef erfreut. (mek)