Logo
Aktuell Verdi

Warnstreik der Eisenbahner in Gammertingen legt SWEG lahm

Die Tarifauseinandersetzung zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband Deutsche Eisenbahnen hat Folgen in der Region.

Warnstreik der Gewerkschaft Verdi in Gammertingen. Foto: Steffen Wurster
Warnstreik der Gewerkschaft Verdi in Gammertingen.
Foto: Steffen Wurster

GAMMERTINGEN. Zwischen 4.30 und 9.30 Uhr ratterten am Freitag keine Züge über die Schienen der Linie 14 der SWEG. Die Gewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen, etwa 60 Eisenbahner hatten sich bei gruseligem Wetter zu einer Kundgebung eingefunden. »Die Arbeitgeber lassen uns im Regen stehen«, kommentierte das Benjamin Stein, Geschäftsführer Verdi Bezirk Fils-Neckar-Alb.

Es kam zu Behinderungen auf den Linien der RB 66 und 68 der Zollernalbbahn, auch der Busverkehr zwischen Hechingen, Gammertingen, Sigmaringen bis Reutlingen war eingestellt. Nur die Fahrten der Subunternehmer der SWEG waren vom Streik nicht betroffen.

Hintergrund sind die Tarifverhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und dem Arbeitgeberverband Deutsche Eisenbahnen (AGVDE), der die Interessen der nicht bundeseigenen Eisenbahnunternehmen vertritt. Der zuletzt geltende Tarifvertrag lief Ende März aus.

Sieben Prozent mehr Lohn

Verdi fordert sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt, plus 100 Euro auf die Azubi-Vergütung bei einer Tarifvertragslaufzeit von zwölf Monaten für rund 6.000 Beschäftigte. »Wir wollen nicht reich werden, aber auch nicht ärmer«, sagte Benjamin Stein und verwies auf die Inflationsrate im März. Die liegt mit 7,3 Prozent noch über den Forderungen der Gewerkschaft. Das letzte Angebot der Arbeitgeber von drei Prozent bezeichnete Verdi-Funktionär Paul Waßmer bei der Kundgebung als »unverschämt«. Auch mit Blick auf die Belastungen, die die Eisenbahner und Busfahrer in den letzten zwei Jahren während der Pandemie zu tragen hatten.

Die letzte Verhandlungsrunde endete am 22. März ohne Ergebnis, die Gewerkschaft hatte daraufhin zu Warnstreiks aufgerufen. Der Streik sei nicht gegen die Bürger, sondern gegen die Arbeitgeber gerichtet, die kein akzeptables Angebot vorlegten, sagte Stein.

In der Region war der Berufs- und der Schülerverkehr betroffen, die SWEG hatte vorab über die Behinderungen informiert. Viele Bahnreisende waren um 8 Uhr denn auch nicht am Gammertinger Bahnhof zu sehen – Thomas Hummel, Betriebsrat bei der SWEG, bat um Verständnis. In besseren Tarifen sieht er eine Chance, den Bahnverkehr zuverlässig zu halten. Jahrzehntelang sei am ÖPNV gespart worden, der Nachwuchs fehle, es komme zu Zugausfällen wegen Personalmangels.

Verdi stellt die Fahrgäste auf weitere Streiks ein: »Ich glaube, wir werden uns wiedersehen«, sagte Stein den Streikenden. Dann heißt es wieder: »Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag.« Die nächste Verhandlungsrunde soll am 26. April stattfinden. (GEA)