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Trinkwasserversorgung: Schäden am Wasserwerk in Erpfingen

Komplexes System: Blick ins Wasserwerk in Erpfingen, der Schaltstelle für die Trinkwasserversorgung im Zuständigkeitsbereich der
Komplexes System: Blick ins Wasserwerk in Erpfingen, der Schaltstelle für die Trinkwasserversorgung im Zuständigkeitsbereich der Erpfgruppe. ARCHIVFOTO: SCHÖBEL
Komplexes System: Blick ins Wasserwerk in Erpfingen, der Schaltstelle für die Trinkwasserversorgung im Zuständigkeitsbereich der Erpfgruppe. ARCHIVFOTO: SCHÖBEL

SONNENBÜHL. Die Wasserleitung vom Wasserwerk Erpfingen zum Hochbehälter in Stetten muss saniert werden. »Dort sind Undichtheiten festgestellt worden«, sagt Bürgermeister Uwe Morgenstern. Und daraus resultieren Wasserverluste. Die Verbandsversammlung der Albwasserversorgungsgruppe 15, kurz Erpfgruppe, hat deshalb beschlossen, die Leitung zu sanieren, die Erpfgruppe muss dafür aber einen Kredit aufnehmen.

Ende Juli haben die Wassermeister Wasserverluste festgestellt, unverhältnismäßig viel Trinkwasser ist nachts, also zu unüblichen Zeiten verschwunden. »Die Leitung liegt in feuchtem Milieu«, sagt Uwe Morgenstern, im Erdreich parallel zur Erpf. Das 50 Jahre alte Leitungsrohr ist an mehreren Stellen von außen korrodiert, sodass sauberes Trinkwasser hinaussickert, an einer Stelle gab es einen größeren Rohrbruch. Damit nicht verunreinigtes Trinkwasser in die Stettener und Hörschwager Haushalte fließt, wurde dessen Qualität überprüft, außerdem eine etwa 1,3 Kilometer lange, überirdische Notversorgungsleitung vom Wasserwerk in Erpfingen zum Hochbehälter in Stetten verlegt. Zwar ist somit die Versorgung der beiden Burladinger Stadtteile gesichert, aber das kann keine Dauerlösung bleiben, vor allem nicht, wenn ein strenger Winter lang anhaltenden Frost bringt.

Gussrohr korrodiert von außen

Als die Wasserleitung schließlich außer Betrieb war, konnte sie mittels einer Kamera – das Rohr hat einen Durchmesser von 15 Zentimetern – untersucht werden. Fließt Wasser hindurch, ist das, anders als bei Abwasserkanälen, nicht möglich. Außerdem wurde ein etwa ein Meter langes Teilstück vor Stetten ausgebaut, das an mehreren Stellen stark korrodiert war. Diese Wasserleitung ist etwa 50 Jahre alt, als sie Anfang der 1970er-Jahre verlegt wurde, wurden Gussrohre verwendet, die zwar innen als Korrosionsschutz zementiert waren, aber nicht außen. Und das macht sich nun bemerkbar.

»Wenn man aufgraben müsste, wird es richtig aufwendig«, sagt Uwe Morgenstern. Da es entlang der Erpf und im weiteren Verlauf an der Lauchert in Stetten feucht ist, müssten die Gräben ständig leer gepumpt werden. Die Sanierung wäre so »kaum vor dem Winter zu bewerkstelligen«. Die Lösung ist, die Arbeit in geschlossener Bauweise durchzuführen. Dabei wird ein sogenannter Inliner eingezogen, der selbsttragend und stabil ist. Dadurch wird sich zwar der Durchmesser des Wasserrohrs von 150 auf 123 Millimeter reduzieren, »aber das reicht definitiv zur Versorgung aus«, selbst mit einer 100er-Leitung käme immer noch genügend Wasser an. »Wir hoffen, Mitte/Ende September sanieren zu können«, sagt Morgenstern.

Trotz dieser weniger aufwendigen und kostengünstigeren Variante, für die die Verbandsversammlung der Erpfgruppe gestimmt hat, kostet die Sanierung richtig Geld. In Zahlen heißt das: Insgesamt kommen mindestens 221 000 Euro auf die Erpfgruppe zu, davon entfallen auch noch 7 000 Euro auf die Kamerabefahrung, eingerechnet ist auch, dass an einigen Stellen doch gegraben werden muss, der Einzug der Inliner allein kostet 157 420 Euro (netto). Vergeben wurde der Auftrag an die Firma Keimer aus Pfronstetten. Deswegen wurde in der Verbandsversammlung ebenfalls besprochen, die Kreditermächtigung zu erhöhen und einen Kredit in Höhe von 250 000 Euro aufzunehmen. Mit eingerechnet ist eine Reserve, um für Unvorhergesehenes gewappnet zu sein. »wir brauchen dafür einen Kredit, wir haben nicht so viel Geld auf der hohen Kante«, sagt Morgenstern. »Zum Glück kommt so etwas nicht alle paar Tage vor.« Aber man müsse nun überlegen, ob es nicht an der Zeit wäre, das gesamte Wasserleitungsnetz unter die Lupe zu nehmen. Denn wenn ein Rohr durchbricht, »ist es schon zu spät«.

Rund 13 000 Einwohner werden von der Erpfgruppe mit Wasser versorgt. Abgegeben werden pro Jahr 660 000 Kubikmeter Wasser, 60 000 Kubikmeter davon, also zehn Prozent, sind Bodenseewasser. Vor zwei Jahren allerdings hat sich die Erpfgruppe höhere Bezugsrechte gesichert, aus Sicherheitsgründen, falls die eigene Wassermenge nicht ausreichen sollte. Der Großteil des Wassers ist Eigenwasser, Bezugsquellen sind der Lange Brunnen zwischen Stetten und Hörschwag sowie die Mühlhalden- und Schlosshaldenquelle in Erpfingen. Zur Erpfgruppe gehören die Gemeinde Sonnenbühl mit ihren vier Ortsteilen Undingen, Genkingen, Willmandingen und Erpfingen, die Stadt Burladingen mit den Ortsteilen Stetten und Hörschwag, Melchingen, Salmendingen und Ringingen sowie Mössingen mit dem Ortsteil Talheim und dem Weiler Ziegelhütte.

Erpfgruppe besteht seit 110 Jahren

Entstanden ist die Albwasserversorgungsgruppe 15 im Jahr 1911, damals über Königreichgrenzen hinweg, die heutigen Sonnenbühler Ortsteile, damals eigenständigen Gemeinden Undingen, Genkingen, Willmandingen und Erpfingen gehörten zu Württemberg, preußisch waren Ringingen und Salmendingen, erst ab den 1960er-Jahren kamen die übrigen Gemeinden hinzu. Insgesamt gibt es im Verbandsgebiet 15 Hochbehälter.

Bürgermeister Uwe Morgenstern spricht von einer »gedeihlichen Verbandsarbeit«. Die Versammlung sei dankbar für die Arbeit und Mithilfe im Vorfeld der Sanierung von Wassermeister Daniel Dreher sowie der Leistung des Planungsbüros Miltenberger. Innerhalb kurzer Zeit seien die Kamerabefahrung realisiert sowie Angebote eingeholt worden. (cofi)