TROCHTELFINGEN. »Sie sind die hübscheste Frau hier. Sie schauen so freundlich.« So werden allein über den Martinimarkt schlendernde Frauen jeden Alters von einem älteren Herrn angesprochen. Obgleich ihm der Marktbummel auch damit kein festes Date beschert, so macht sein eifrig aufgesagtes Sprüchlein bei der Damenwelt gute Laune und bringt sie zum Lächeln.
Und gut gelaunt sind die Trochtelfinger immer, wenn das Städtle zum Traditionsmarkt vor dem Martinstag zum Treffen, Schlemmen, Kaufen und Schwätzen einlädt. Kinderherzen schlagen bei einer Fahrt mit dem Karussell, am Schleck-Stand oder bei den Spielzeughändlern höher. Wer sich mit warmer Unterwäsche, Wollsocken und Lammfellprodukten eindecken will, findet die passende Ware. Hungrige können sich an den Essensständen oder in den Gasthäusern mit Deftigem versorgen oder Käse, Oliven, Wurstwaren und mehr fürs Vesper, Tee, Gewürze, Honig oder Likör mit nach Hause nehmen. Einziger Wermutstropfen: Wer seinen Messer und Scheren einen scharfen Schliff verpassen lassen wollte, hatte in diesem Jahr das Nachsehen – der Messerschleifer fehlte. Dafür gab’s neue Gemüse-Schnibbelhilfen, Reinigungsprodukte, Socken, Schuhe, Kleidung, Mützen, Gürtel, Taschen, Haushaltshelfer, Einrichtungsgegenstände und Adventlich-Florales und als Snack zwischendurch heiße Maronen, Probiererle vom Bergkäse und nach dem Mittagsimbiss – »zum Schleckstand gehen wir hinterher« – gebrannte Mandeln, Lebkuchenherzen, Magenbrot, Zuckerwatte und Süßigkeiten satt.
Der Besucheransturm am Vormittag hielt sich noch in Grenzen. So mancher Marktbummler befand: »Des isch au ed mehr wia frieher.« Um die Mittagszeit aber ging’s auf eine Wurst auf den Markt oder zum Gröschts-Essen ins Gasthaus. Und was dann auch immer bleibt: Man trifft sich, schwätzt und scherzt. (cofi)