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Liebe, Tricks und eine Leiche im Kunstforum St. Johann

Kunstforum St. Johann bietet im Turmatelier in Bleichstetten einen vielseitig anregenden Nachmittag

Renate Hausmann las, angeregt von Amor und Psyche, eigene Liebesgedichte. FOTO: BÖHM
Renate Hausmann las, angeregt von Amor und Psyche, eigene Liebesgedichte. FOTO: BÖHM
Renate Hausmann las, angeregt von Amor und Psyche, eigene Liebesgedichte. FOTO: BÖHM

ST. JOHANN-BLEICHSTETTEN. Gemälde, Fotos und Skulpturen waren die Inspirationsquellen für Gedichte und Prosa, die im Samstagabend im Turmatelier Bleichstetten vorgetragen wurden. Auf Einladung des Kunstforums St. Johann füllten die Gäste den Saal restlos. Organisatorin Freia Fischer begrüßte Akteure und Publikum.

Petra Zwerenz aus Reutlingen rollte anhand von stilisierten menschlichen Figuren in ihrer »Zwischenmenschlichen Überraschungsmundart« auf bestem Schwäbisch eine muntere Geschichte auf, in der jemand auf offener Straße »nag’hagelt« war und offensichtlich Hilfe brauchte. Was tun, wenn das Handy mal wieder zu Hause liegt? Oder ist das Ganze sowieso ein Trick? Kleinskulpturen dienten auch Bernd Storz in seinen Gedichten »Subkutan« als Inspirationsquellen.

Gedok-Mitglied Renate Hausmann, Sprecherin und Märchenerzählerin aus Reutlingen, hatte an einer Marmorskulptur von Amor und Psyche Gefallen gefunden. In Versen wie »das liebende Herz in den Abgrund verbannt« widmete sie sich Liebe und Leidenschaft und ließ gar einen Gruß aus dem Jenseits hören.

»Appetithäppchen aus Krimi-Kurzgeschichten« bot Petra Naundorf ihrem Publikum. Ihr Begleiter war der »Abstrakte Kopf« von Alexej von Jawlensky. »Sein strenger Blick diszipliniert mich«, sagte sie. In ihrer Geschichte ging es um einen Radunfall, dem offensichtlich ein sehr beneideter Kollege von »Rechtsanwältin Angela« zum Opfer gefallen war. Das Publikum lauschte der Erzählung atemlos und konnte es schließlich nicht fassen, dass Angela sich in bester Tradition einer Familie von Serienmördern als Täterin entpuppte.

Auch Julie Ratering, das Paar Svetlana Kusura und Luca Colloricchio, Maureen Roller und Reinhard Schmidt-Rost zogen die Gäste mit ihren literarischen Werken in ihren Bann.

Für die passende Musik sorgten Maureen Roller (Gesang), Horst Roller mit seiner chromatischen Mundharmonika und Daniel Iberra (Klavier und Percussion). So erklangen solch unterschiedliche Stücke wie das ruhige »Fragile« von Sting, »Volver« von Astor Piazolla-Schüler Carlos Gardel, die »Bourée« von Leopold Mozart oder das irische »Planxty Irwin« für Harfe. Mehrere Titel stammten aus der Feder von Horst Roller. »My heartbeat« entstand, passend zu den Liebesgedichten, während eines Krankenhausaufenthalts und ließ deutlich Herzrhythmusstörungen hören. »Melancholie« hatte Roller an einem nebligen Novembertag geschrieben. »Doch es passt auch zu den Abendstunden eines Junitags«, meinte er.

Nach dem sehr reichhaltigen, abwechslungsreichen Programm blieben die Gäste noch zu kulinarischen Genüssen zusammen. (gb)