SIGMARINGEN/GAMMERTINGEN. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha hat sich bereits bei einer Pressekonferenz im Januar klar positioniert: In Sigmaringen ein zentrales Klinikum mit allen Einrichtungen für den Landkreis einzurichten, sei der richtige Weg. Den Krankenhäusern in Pfullendorf und Bad Saulgau gab er keine Zukunft.
Damit folgte er dem Konzept der Betreibergesellschaft, der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH. Noch in Arbeit war im Januar ein Gutachten der Beratungsfirma WMC Healthcare, das vom Kreistag als Zweitmeinung in Auftrag gegeben wurde.
Die Studie wurde jetzt von Landrätin Stefanie Bürkle und Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler vorgestellt. Die Gutachter bestätigten die wesentlichen Aussagen des im September vorgestellten Konzeptes der SRH-Geschäftsführung und empfehlen, die stationäre Versorgung in Sigmaringen zu bündeln.
Der Standort Sigmaringen werde durch die Neuerrichtung der Geriatrie und die Verlagerung von Chirurgie, Innerer Medizin und Gynäkologie aus Pfullendorf und Bad Saulgau gestärkt, erläuterte Landrätin Bürkle. Das Gutachten von WMC kommt zu dem Ergebnis, dass alle Patienten, die bislang in den drei Häusern behandelt wurden, nach Fertigstellung des Neubaus 2023 in Sigmaringen behandelt werden können. Dort stünden genügend Operationsmöglichkeiten und Betten zur Verfügung.
Psychiatrie in Pfullendorf
Die Landrätin schlug dem Kreistag weitere Ansätze vor: Die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Pfullendorf und die Verlagerung der Psychiatrie von Sigmaringen ebenfalls nach Pfullendorf.
Die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung in Bad Saulgau bleibt erhalten, das bestehende MVZ soll unter anderem im Bereich der Unfallchirurgie verstärkt werden. Das MVZ, das Augenheilkunde, Unfallchirurgie, die Behandlung von BG-Fällen, Anästhesie und Gynäkologie anbietet, soll um zusätzliche Arztsitze erweitert werden. In das Krankenhaus könnten »solitäre Kurzzeitpflegeplätze« für die Betreuung nach Krankenhausaufenthalten geschaffen werden.
Bad Saulgau und Pfullendorf wünschen sich ambulante Operationszentren, Praxiskliniken oder Intensivpflegeeinrichtungen, der Kreis will sie hierbei unterstützen. WMC sieht die Realisierung ohne Betten als grundsätzlich möglich an.
Für beide Standorte soll die Idee der Errichtung von Primärversorgungszentren aufgegriffen werden. Solche Zenten wollen eine ganzheitliche wohnortnahe ambulante medizinische Versorgung bieten. Außerdem sollen alle Möglichkeiten genutzt werden, die haus- und fachärztliche Versorgung im Kreis zu verbessern.
Detailliert hat WMC untersucht, wie sich die vorgeschlagene Struktur auf die Versorgung in Notfällen auswirkt. Von den über 44 600 Patienten, die 2019 die Notaufnahmen im Landkreis aufgesucht haben, wurden lediglich 9 900 Patienten stationär aufgenommen. 1 600 in Pfullendorf, 1 500 in Bad Saulgau.
Notfallversorgung gewährleistet
Schwere Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle konnten auch bislang nur in Sigmaringen oder anderen größeren Krankenhäusern behandelt werden. Die allermeisten Notfallpatienten wurden vom Rettungsdienst dorthin gebracht, der Rettungsdienst könne auch künftig rasche Hilfe leisten.
Landrätin Stefanie Bürkle ist überzeugt, dass das Konzept die medizinische Versorgungslandschaft zwar verändert, diese aber qualitätsvoll bleibt und zukunftsfest wird. Am 14. März soll im Sigmaringer Kreistag über das Konzept entschieden werden. Mehr Infos gibt’s online. (eg)